Studie:Hier lässt sich's leben

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Eine Studie sagt dem Landkreis eine große Zukunft voraus: Bis 2030 soll die Einwohnerzahl um 10 000 Menschen steigen - allein durch Zuzug. Der Landrat fürchtet Ärger wegen des zunehmenden Verkehrs

Von David Costanzo, Bad Tölz-Wolfratshausen

Einwohner flüchten, Landstriche veröden. Die Bevölkerung vergreist, der Pflegebedarf steigt ins Unermessliche. So düster zeichnet die Bevölkerungsprognose der Bertelsmann Stiftung die Zukunft vieler Landkreise in Deutschland. Aber eben nicht aller: Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, sagen die Forscher, bleibe einer der attraktivsten der Republik.

Die Prognose bis zum Jahr 2030: Die Einwohnerzahl an Isar und Loisach steigt um 10 000 auf dann rund 130 000. Das Wachstum von acht Prozent liegt dabei mehr als doppelt so hoch wie im übrigen Freistaat. Die Bevölkerung vergrößert sich jedoch nicht aus sich heraus über die Geburtenrate, sondern durch Zuzug.

Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) kann die Zahlen aus der Planung seiner Behörde bestätigen. Er hat zwei Zuzugs-Gruppen ausgemacht: Familien mit Kindern, denen der Druck in München zu groß wird, und Senioren, die sich hier ihren Alterswohnsitz suchen. Alle lockt die Hoffnung auf ein ruhiges und bezahlbares Häuschen im Grünen - die Berufstätigen natürlich auch die Aussicht auf eine gute Stelle. 2014 lag die Kaufkraft laut Gesellschaft für Konsumforschung im Landkreis bei mehr als 25 000 Euro, Rang 17 unter allen 439 Städten und Kreisen.

Niedermaier glaubt, dass Städte und Gemeinden die neuen Nachbarn verkraften können - zumindest beim Wohnungsbau, wenn auch "mit großen Kraftanstrengungen". Doch das Thema Verkehr, auch durch mehr Pendler, werde massiv zu Ärger führen. Viele Bürger wollten zwar einen Ausbau, aber bitteschön nicht vor der eigenen Haustüre. Der Landrat erinnert an Hunderte Einwendungen zur Verlängerung der S7 nach Geretsried oder die Debatten um die Nordspange in Bad Tölz. Zum Stau komme es heute schon. "Wir müssen jetzt schon mit den Planungen für die Zukunft anfangen."

Unter den Städten und Gemeinden im Landkreis - untersucht wurden nur die ab 5000 Einwohnern - rangiert Bad Tölz mit einem Wachstum von 13 Prozent an der Spitze und wird demnach die Marke von 20 000 Einwohnern knacken. Auch Wolfratshausen nähert sich dieser rasant. Übertrumpft werden sie nur von den 15 Prozent Wachstum in Schäftlarn im benachbarten Landkreis München. Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) hält die Prognose jedoch für unrealistisch: "Bei uns ist gar nicht so viel Potenzial da." Der Gemeinderat wolle auch keine größeren Neubaugebiete ausweisen.

Vorhandene Bebauung verdichten, nicht ausweiten: Das ist auch das Motto in Penzberg. Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteilos) rennen die Pendler auf Suche nach Wohnungen die Türen ein, seit der Pharmakonzern Roche 5500 Arbeitsplätze in der Stadt geschaffen hat. "Wir sind schon knapp unter der Decke." Und wenn die Stadt Wohnraum schaffe, dann nicht nur für Häuschen für Gutverdiener, sondern auch sozialen Wohnungsbau.

Eine Sorge plagt den Landrat nicht: Der Zuzug hält den Landkreis jünger als viele andere in der Republik. Die Pflege werde der Markt regeln - schließlich gebe es im Landkreis "zahlungskräftige Klientel".

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