Strukturprobleme im Oberland:"Grundstücke sind endlich"

Strukturprobleme im Oberland: Wie in den Vorjahren trafen sich wieder viele Mitglieder zum Gedankenaustausch beim Neujahrsempfang des Wirtschaftsforums Oberland.

Wie in den Vorjahren trafen sich wieder viele Mitglieder zum Gedankenaustausch beim Neujahrsempfang des Wirtschaftsforums Oberland.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Landrat Josef Niedermaier redet auf dem Neujahrsempfang des Wirtschaftsforums Oberland den Gästen ins Gewissen

Von sibylle haas, Wolfratshausen

Das Wirtschaftsforum Oberland wird in diesem Jahr 14 Jahre alt. Doch das Ziel, ein Regionalmarketing zu etablieren, sei noch nicht ganz erreicht. Mit diesen Worten eröffnete Aufsichtsratsvorsitzender Reinhold Krämmel den 9. Neujahrsempfang der Organisation im Forum der Krämmel Unternehmensgruppe in Wolfratshausen.

Im Landkreis Weilheim-Schongau fehle zum Beispiel ein Unternehmerverband, der das Regionalmarketing anschieben könnte, sagte Krämmel. Dennoch sei der Prozess auf gutem Weg. "Ich hoffe, dass ich das Überschreiten der Ziellinie noch in meiner Amtszeit erleben darf", so Krämmel. Er habe bald einen runden Geburtstag und wolle daher kürzertreten. Die Kontinuität des Wirtschaftsforums sei durch den Wirtschaftsförderer des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen, Andreas Roß, gewährleistet. "Er schmeißt den Laden", lobte Krämmel.

Das Wirtschaftsforum Oberland ist die Regionalmarketing-Initiative des Wirtschaftsraums Bad Tölz, Geretsried, Penzberg und Wolfratshausen. Ziel des Vereins ist es, die Zusammenarbeit von Unternehmen, Verbänden und Kammern, der Städte und des Landkreises zu vertiefen. Außerdem soll die Außendarstellung der Wirtschaftsregion verbessert werden. Mitglieder des Wirtschaftsforums sind die Städte Bad Tölz, Geretsried, Penzberg und Wolfratshausen, der Landkreis Bad Tölz-Wolfrathausen, die Wirtschaftsverbände, Unternehmen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

In seiner Festrede sprach der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Josef Niedermaier (FW), die Strukturprobleme im Oberland an. "Es geht uns gut im Landkreis", sagte Niedermaier. "Die Frage ist nur, wie lange noch." Die Steuerkraftzahlen seien so hoch wie noch nie und der wirtschaftliche Erfolg der Region ziehe Arbeitskräfte an. Diese hätten jedoch Bedürfnisse, die befriedigt werden müssten.

Benötigt würden etwa bezahlbare Wohnungen und ein gut funktionierender öffentlicher Nahverkehr, so Niedermaier. Doch es gebe immer wieder auch Widerstand in der Bevölkerung. Da seien die Kommunen und deren Bürgermeister in der Pflicht, die Bedenken der Bevölkerung auszuräumen. So warte man nun seit 40 Jahren auf die Verlängerung der S-Bahn. Und nun, wo das Planfeststellungsverfahren laufe, gebe es 1500 Widersprüche. Ähnliche Kritik gebe es bei der Debatte über die Umgehungsstraße in Bad Tölz. Der öffentliche Nahverkehr müsse dringend verbessert werden. So sei der Ausbau der Stammstrecke der Münchner S-Bahn für den Landkreis essenziell. Problematisch sei auch, dass die Hauptachse des Landkreises nicht mit Schienen verbunden sei.

Besonders schwierig sei die Schaffung von günstigen Wohnungen. "Grundstücke sind endlich", sagte Niedermaier. Dies sei ein Thema, das gesellschaftlich diskutiert werden müsse. "Da sind wir schnell bei sozialistischen Tendenzen", betonte Niedermaier und nannte ein Beispiel: Im Jahr 1987 sei auf einen Bürger im Landkreis durchschnittlich 28 Quadratmeter Wohnraum entfallen. Heute seien es 50 Quadratmeter. Dies zeige, dass die Verknappung des Wohnungsmarktes auch mit den höheren Ansprüchen der Menschen zusammenhänge. Das müsse man hinterfragen und darüber müsse man diskutieren.

Der Landrat erntete Applaus von den Gästen im Krämmel-Forum. Er sei ein Mann des klaren Wortes, sagte auch Reinhold Krämmel. Die musikalische Unterhaltung steuerten am Abend die Mixed Voices, das Vocal Ensemble aus Geretsried bei, die durch ihren klaren A-Cappella-Gesang überzeugten.

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