Stromversorgung:Alles im Fluss

Stromversorgung: Idylle oder eher doch ein profitables Geschäft: Die Stadtwerke Penzberg betreiben künftig mit dem Bayernwerk das Stromnetz.

Idylle oder eher doch ein profitables Geschäft: Die Stadtwerke Penzberg betreiben künftig mit dem Bayernwerk das Stromnetz.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Penzberger Stadtwerke betreiben von 2018 an gemeinsam mit dem Bayernwerk das kommunale Stromnetz.

Von Alexandra Vecchiato

In der Bundesrepublik Deutschland sind die Netzbetreiber dafür verantwortlich, dass den Bürgern Strom geliefert wird. Sie kümmern sich nicht nur um die Instandhaltung, sondern bauen die Stromleitungen auch aus. Diese Aufgaben sind im Energiewirtschaftsgesetz geregelt. Die Kontrolle über die Ausführungen hat die Bundesnetzagentur inne. Vom 1. Januar 2018 an steigt das Kommunalunternehmen Stadtwerke Penzberg in das Geschäft als Netzbetreiber ein. Hierfür kooperieren sie mit dem Bayernwerk. Beide firmieren als Stromversorgung Penzberg GmbH & Co. KG. Dann wird neu verhandelt. Wie Stadtwerke-Chef Josef Vilgertshofer am Montag bei der Vertragsunterzeichnung sagte, wolle man mit diesem Schritt einen Beitrag zur Energiewende leisten.

Nach 20 Jahren laufen in Deutschland die Konzessionsverträge für Netzbetreiber aus. Bislang war das Bayernwerk Pächter des Stromleitungsnetzes. Im Zuge der Verhandlungen wurden sich Bayernwerk und Stadtwerke einig, auf diesem Bereich gemeinsam tätig zu werden. Was bedeutet, dass sich die neue Gesellschaft nach 20 Jahren für den Betrieb des Stromnetzes wieder bewerben muss.

Ursula Jekelius, Leiterin Kommunen und Kooperationen bei Bayernwerk, betonte, dass es für ihr Unternehmen wichtig gewesen sei, den Standort Penzberg zu erhalten und somit die Arbeitsplätze im Netzcenter an der Oscar-von-Miller-Straße. Das technische Knowhow bringt das Bayernwerk in die Partnerschaft ein, die Stadtwerke ihre kaufmännischen Kompetenzen. Das Penzberger Kommunalunternehmen hält 51 Prozent der Anteile der Gesellschaft, auch im Aufsichtsrat hat es drei von fünf Sitzen inne. "Wir sitzen jetzt bei Entscheidungen mit am Tisch", sagte Vilgertshofer. Das Betreiben des Stromnetzes auf kommunaler Ebene sei eine "sinnvolle Erweiterung". Auch wenn es keine "erklärte Strategie" sei, könnte sich das Kommunalunternehmen auf lange Sicht ähnlich wie die Tölzer Stadtwerke zu einem Alles-Anbieter entwickeln. "Es stecken viele Chancen in dieser Kooperation."

Für Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD), die zugleich Vorsitzende des Stadtwerke-Verwaltungsrats ist, nannte die Vertragsunterzeichnung einen denkwürdigen Tag. Beide Parteien könnten aus der Zusammenarbeit den größtmöglichen Nutzen ziehen. "Die Stadtwerke können das. Wir wollen beim Stromnetz mitsprechen." Für den Verbraucher ändert sich mit dem Übergang des Leitungsnetzes an die neue Gesellschaft nichts. Ihre Stromlieferverträge bleiben bestehen. Vielmehr gehe es darum, sich für die Zukunft besser aufzustellen. Es gebe viele Herausforderungen, sagte Gazmed Kryeziu, Leiter Planung/Bau/Netzkundenbetreuung Oberbayern Süd. Zum Beispiel den Ausbau sogenannter intelligenter Netze, also einer Infrastruktur, die die Anforderungen an eine dezentral ausgerichtete und regenerativ geprägte Energieversorgung erfüllt.

Die Netze müssen leistungsfähiger werden, etwa um die schwankende Einspeisung aus Wind und Photovoltaik zu beherrschen. So müssten Speichertechnologien entwickelt werden, die es ermöglichten, den überschüssigen Strom zwischenzulagern, bis er von den Verbrauchern benötigt wird. Ein weiteres Thema seien Ladestationen für E-Fahrzeuge, sagte Kryeziu.

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