Streusalz:Der Nachgeschmack des Winters

Streusalz: Vorne räumen, hinten streuen: Bei seinem Dauereinsatz im Januar hat der Winterdienst im Landkreis tausende Tonnen Salz ausgebracht.

Vorne räumen, hinten streuen: Bei seinem Dauereinsatz im Januar hat der Winterdienst im Landkreis tausende Tonnen Salz ausgebracht.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Bauhöfe und Straßenmeistereien mussten in diesem Jahr besonders viel Streusalz verwenden, um den Verkehr am Laufen zu halten. Nun taut der aufgetürmte Schnee und gibt es wieder frei. Für die Umwelt kann das belastend sein, warnen Experten

Von Sally-Victory Jüssen, Bad Tölz/Wolfratshausen

Der Winter war hart, im Januar wurde er mit seinen enormen Schneemengen zum Katastrophenfall. Um das Alltagsleben am Laufen zu halten, waren die Mitarbeiter der kommunalen Straßenmeistereien und Bauhöfe im Dauereinsatz - und befreiten die Straßen mit Streusalz. Der Verbrauch war in diesem Jahr besonders hoch. Noch lagert das Streusalz in den vereisten Schneebergen am Straßenrand. Nun, wo es taut, wirft das die Frage nach den Auswirkungen auf. Nach Angaben des Umweltbundesamtes schadet Streusalz nicht nur Autos und Gebäuden, sondern auch Pflanzen, Tieren und Gewässern.

Einen eklatant höheren Verbrauch von Streusalz verzeichnet die Gemeinde Icking heuer, erklärt Stephan Burlein vom dortigen Bauamt. Während in den vergangenen Wintern durchschnittlich zwischen 60 bis 80 Tonnen in Icking ausgebracht wurden, waren es in diesem Winter rund 100 Tonnen. Zwar kam in der Gemeinde partiell auch Streusplitt zum Einsatz. Dies ist jedoch laut Burlein nur bedingt möglich, da es im Gemeindegebiet viele Gefällestrecken gibt und die Fahrbahnen bei Temperaturen um die Null Grad durch Splitt nicht dauerhaft vom Eis befreit werden können. Außerdem sei die Entsorgung des Splitts mit erheblichen Kosten verbunden.

In den Straßen von Bad Tölz wurden bislang etwa 5000 Tonnen Streusalz ausgebracht. Manfred Sitzberger von der Tölzer Straßenmeisterei schätzt, dass die Menge in diesem Winter noch um etwa ein Drittel zunimmt. Im vergangenen Winter lag der gesamte Verbrauch bei 4800 Tonnen. Auch in der Kurstadt setzt die Straßenmeisterei bereits Alternativen ein: Splitt und Feuchtsalz. Splitt aber bereitet laut Sitzberger Probleme. Er könne nicht bei einer geschlossenen Schneedecke verteilt werden und müsse vor dem Tauen entfernt werden, da er sonst die Kanäle verstopfe. Auch Sitzberger moniert die hohen Entsorgungskosten, weil Splitt als Sondermüll gelte.

Wie viel Streusalz in Wolfratshausen benötigt wurde, kann die örtliche Straßenmeisterei derzeit noch nicht beziffern. In Geretsried hingegen liegen die Zahlen nicht über dem Durchschnitt. Der Pressereferent der Stadt, Thomas Loibl, berichtet, dass in den vergangenen Jahren jeweils etwa 500 bis 700 Tonnen Salz verbraucht wurden. In diesem Jahr waren es bisher 600 Tonnen. Auch in Geretsried kamen, wo möglich, Alternativen zum Einsatz: Die Radwege wurden mit einem Salz-Splitt Gemisch gestreut und die Gehwege ausschließlich mit Splitt. Auf den Straßen sei Streusalz jedoch die beste Lösung, sagt Loibl - da die Autos den Splitt dort zu schnell verteilten.

Im südlichen Landkreise sieht es etwas anders aus - etwa in Kochel, wie der Bürgermeister der Gemeinde, Thomas Holz (CSU), berichtet. Dort werde hauptsächlich mit Wintersplitt gestreut. Streusalz komme nur dosiert zum Einsatz, wenn die Fahrbahn glatt sei. Die Gemeinde handhabe dies schon immer auf diese Weise, da es umweltfreundlicher sei, sagt Holz. Die Hauptverkehrsstraßen würden aber mit Salz gestreut.

Die großen Mengen von Streusalz seien auch für die Fichten am Straßenrand gefährlich, sagt Peter Bonleiter von der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen. Das Salz könne Rotfäule im Inneren des Stammes verursachen, die von außen nicht sichtbar sei. Bei Sturm könnten die geschädigten Wurzeln ausreißen, und die Bäume auf die Straße fallen. Auch für Grundwasser und Böden sei das massive Streuen von Salz eine Belastung, sagt Agnes Grasberger, Regionalreferentin vom Bund Naturschutz. Chlorid aus dem Salzes könne ins Grundwasser gelangen, in hohen Mengen sei das für den Menschen gesundheitsschädlich. Das Risiko für einen Schaden am Boden sei dort am höchsten, wo der Schnee aufgehäuft wird. Wenn das Gleichgewicht der Mineralien im Boden nicht mehr gegeben sei, könne das zu Umweltschäden führen. Streusalz könne zudem die Pfoten von Haustieren schädigen. Das bayrische Landesamt für Umwelt empfiehlt Splitt statt Salz.

Sitzberger hält die Umweltbelastung durch Streusalz für geringer als die durch Abgase oder Dünger. Das Salz löse sich im Wasser auf, sagt er. Auch Patrick Kohlert von der Gemeinde Egling findet Salz ungefährlicher als Rollsplitt. Der müsse nämlich mit hohem Wasserverbrauch gereinigt werden. Kohlert sagt aber auch, dass "Salz und Grün" in keinem Fall besonders verträglich seien. Das Wasser der Straßen werde aber gesondert abgeleitet.

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