Streit über historische Gebäude:Überraschende Vehemenz

Die Siedlergemeinschaft und die DJK Waldram fordern mit deutlichen Worten den den Erhalt der vom Abriss bedrohten Gebäude. Bürgermeister Forster versucht zu beschwichtigen - und gießt damit Öl ins Feuer.

Barbara Szymanski

Alles andere als friedlich und harmonisch ist die Jahreshauptversammlung der Siedlergemeinschaft verlaufen. Die Vorsitzenden der Siedler und der DJK forderten Bürgermeister Helmut Forster mit deutlichen Worten und eindringlichen Appellen auf, die Stadt solle endlich den politischen Willen bekunden, die geschichtsträchtigen Gebäude am Kolpingplatz in Waldram nicht abzureißen.

Streit über historische Gebäude: Der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, Wolfgang Saal, bezeichnet es als "Schock", dass die beiden historischen Gebäude abgerissen werden sollen.

Der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, Wolfgang Saal, bezeichnet es als "Schock", dass die beiden historischen Gebäude abgerissen werden sollen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Außerdem konfrontierten die Vereine Forster mit klaren Forderungen im Zusammenhang mit der S-Bahn-Verlängerung. Sie gaben bekannt, dass sie die kürzlich im Landtag eingereichte Petition gegen den Erhalt des Industriegleises ausdrücklich unterstützen. Dass es neben den Kulturpreisträgern und dem Historischen Verein, der den Kampf um die Gebäude ins Rollen gebracht hat, auch den Siedlern und dem DJK-Sportverein mit zusammen über 1000 Mitgliedern ernst ist, daran ließen die Sprecher keinen Zweifel.

Vorsitzender Wolfgang Saal von der Siedlergemeinschaft sagte: "Ein Schock ist es für uns und andere Waldramer, dass sie ihre Ortsmitte und die kurze, aber bedeutende Geschichte der beiden Gebäude im ehemaligen Zwangsarbeiter- und Displaced-Persons-Lager und später der neuen Heimat für Vertriebene für immer verlieren sollen." Sein Verein erwarte nunmehr die klare und mutige Unterstützung der Stadträte und des Rathauschefs. Forster war sichtlich überrascht von so viel Vehemenz.

Doch er fand keine befriedenden Worte oder stellte gar die von den Vereinen geforderte Sondersitzung des Stadtrats in Sachen Häuserabriss in Aussicht. Es schien im Gegenteil, als gieße er mit seinen Erklärungen Öl ins Feuer: "Die Stadt kann kraft Gesetzes nicht über fremdes Eigentum bestimmen." Es müsse dem Bischöflichen Ordinariat zugestanden werden, seine Grundstücke zu verwerten.

Fast zornig wurde nach diesen Worten DJK-Vorstand Werner Henschelchen: "Was Sie da sagen, dass die Stadt nichts tun kann, das verstehe ich nicht. Auch Waldram hat ein Recht auf den Erhalt historischer Häuser." Diese Sätze wurden von den Versammelten heftig beklatscht. Henschelchens Vorschlag: "Erhaltet die Häuser für eine Gedenkstätte und lagert das Stadtarchiv nach Waldram aus."

Doch das lehnte Forster ab: "Die gesetzlichen Auflagen für ein städtisches Archiv lassen sich dort nicht erfüllen." So wie vom Stadtrat beschlossen, werde das "Gedächtnis der Stadt" am Loisachufer saniert und erweitert. Dass durch den Verlust von lediglich vier wegfallenden Parkplätzen gar Existenzen von Geschäftsleuten auf dem Spiel stünden, sei nicht nachvollziehbar, sagte Forster.

Was die Rettung der beiden Häuser, von denen das jetzt leer stehende als jüdisches Ritualbad (Mikwe) diente, so warte er das Gespräch zwischen der Erzbischöflichen Finanzkammer, der Stadt, der Siedlergemeinschaft und dem Historischen Verein am 5. April ab.

Vielleicht ergebe sich eine für alle tragbare Lösung. Der sichtlich bewegte Bürgermeister hatte auch eine positive Meldung für die Waldramer: "Die Stadt arbeitet intensiv daran, die gestohlene Bronzebüste von Adolph Kolping bald zu ersetzen."

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