Stellungnahme und Aufruf:"Zeit für ein Zeichen"

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Naturfreunde positionieren sich gegen Corona-"Spaziergänge".

Von Claudia Koestler, Penzberg / Bad Tölz-Wolfratshausen

Es ist eine Stellungnahme und zugleich ein Aufruf an die "schweigende Mehrheit", nicht länger zuzuschauen, den die Naturfreunde Loisachtal veröffentlicht haben: Der gesellschaftspolitisch aktive Freizeitverband positioniert sich öffentlich gegen die sogenannten "Spaziergänge" von Impf-Skeptikern und Kritikern der Corona-Maßnahmen. Insbesondere in Penzberg, wo die Naturfreunde Loisachtal neben Kochel und Benediktbeuern besonders aktiv sind, hätten diese Aktionen mit bis zu 1000 Teilnehmern jüngst darauf abgezielt, das Klinik- und Gesundheitspersonal einzuschüchtern, erklärt der Zweite Vorsitzende Johannes Schweiger auf Nachfrage der SZ.

Die Naturfreunde Loisachtal warnen deshalb in ihrem von den Vorstands-Mitgliedern Eva Neudecker, Raimund Novak und Schweiger unterschriebenen Papier, dass es sich bei den meist montags stattfindenden Aktionen um ein "deutschlandweites koordiniertes Projekt der Querdenkerszene und Rechtsextremen" handle. Auch wenn nicht alle Teilnehmenden deren Meinung teilten, so vermische sich dort "eine Bandbreite von Menschen, die Pandemiemaßnahmen aus unterschiedlichen Gründen ablehnen", von Impfgegnerinnen und Impfgegnern bis hin zu AfD-Anhängerinnen und -Anhängern. Aus der "aufgeheizten Querdenken-Szene heraus" sei es in Deutschland in den vergangenen Monaten immer wieder zu Gewalttaten von Menschen gekommen, die sich aus der Szene heraus radikalisiert hätten. "Wenn nun auch noch, die Deutschlandhymne singend, vor das Penzberger Krankenhaus marschiert" werde, schreibt Schweiger, müsse sich jeder Teilnehmende fragen lassen, was für eine Veranstaltung man dort unterstütze.

Die Naturfreunde Loisachtal hoffen mit ihrer Stellungnahme, nicht nur Teilnehmende zum Nachdenken zu bringen, sondern auch, dass politische Vereinigungen aktiv werden und sichtbare Zeichen gegen die Penzberger Spaziergänge setzen. Der Verband ist selbst sozial-ökologisch und gesellschaftspolitisch engagiert: "Was die Naturfreunde von anderen Naturschützer*innen und Natursportler*innen unterscheidet, ist der Anspruch, politisch zu wirken, um die Verhältnisse zu verändern", heißt es auf ihrer Webseite. Und der etwa 30 Mitglieder starke Ortsverband Loisachtal, der seit 2015 existiert, hat sich der "progressiven politischen Bildungsarbeit" verschrieben, wie Schweiger erklärt, etwa mit Workshops gegen Rassismus. Allerdings sieht der Vorstand primär andere in der Verantwortung, tätig zu werden: "Es wäre an den Parteien und Landräten, Zeichen zu setzen. Etwa, dass die Pandemieregeln für alle gelten und Meinungsfreiheit ein Ende da hat, wo andere gefährdet werden", sagt Schweiger.

In Wolfratshausen hat sich bereits eine parteiübergreifende Initiative gegründet, die sich klar für die Corona-Maßnahmen ausspricht. Für diesen Montag, 10. Januar, hat diese eine Demonstration unter dem Motto "Menschenkette der Solidarität: WOR tolerant" zwischen 18.30 bis 19.30 Uhr angemeldet. Start ist am Wolfratshauser Marienplatz. Angekündigt ist die Demo als Bekenntnis zur Corona-Politik und als "friedliches Zeichen für Demokratie, Toleranz, Solidarität und Rücksichtnahme in der Pandemie". Auch in Bad Tölz, wo in den vergangenen Wochen montags bis zu 500 Impf-Skeptiker und Kritiker der Corona-Maßnahmen durch die Stadt zogen, soll an diesem Montag eine - ebenfalls angemeldete - Gegendemonstration stattfinden.

© SZ vom 10.01.2022 / cjk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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