Süddeutsche Zeitung

Galerie an der Elbestraße:Schwingende Harmonie auf Stein

Stefanie von Quast zeigt bei Albrecht Widmann eine individuell neu entwickelte Technik auf Schiefer und Marmor.

Von Felicitas Amler

Es ist ein Schwingen, Schweben und Schwimmen in dieser Ausstellung. Drei kleine Frauenfiguren lassen Hula-Hoop-Reifen um die Taille und über dem Kopf kreisen. Paare schwofen eng umschlungen, Nackte tauchen elegant in bewegtes Wasser, und selbst eine Sitzende scheint nicht still zu sitzen, sondern die Beine baumeln zu lassen. Die Malerin und Bildhauerin Stefanie von Quast entfaltet in ihrer Schau in der Galerie an der Elbestraße das ganze Spektrum ihres künstlerischen Könnens. Sie präsentiert ihre wunderbaren Bronze-Akt-Miniaturen neben großen Acrylgemälden, kraftvolle Torsi aus Bronze mit unterschiedlichen Schmucksteinen und dazu eine ganze Reihe neuer eigenwilliger Werke.

Stefanie von Quast malt seit ihrer Kindheit. Sie studierte Grafikdesign, Malerei und Zeichnung, war Schülerin des österreichischen Bildhauers Josef Zenzmaier und ist seit mehr als 20 Jahren freischaffende Künstlerin. Ihr Atelier befindet sich inzwischen in Gauting, ihre Werkstatt in Neufahrn bei Egling, gleich neben dem Wohnhaus. Bildhauerisch wirkt sie mit Holz, Bronze und Stein - und nicht selten mit schwerem Gerät, denn sie arbeitet "gern groß", wie sie sagt. Figuren in Lebensgröße begrüßen denn auch ihre Besucher in Neufahrn schon vor dem Haus. Nicht nur in der Region, sondern auch darüber hinaus ist Stefanie von Quast eine gern gesehene Ausstellerin; ihre nächste Station ist ein Kunstmarkt in Krefeld.

In Albrecht Widmanns Galerie an der Elbestraße zeigt von Quast eine Technik, die sie Anfang des Jahres selbst erfunden hat. Sie malt mit Kreide, Wachs, Pigmenten und Ölfarben auf dünnen Marmor- und Schieferplatten, die sie auf Holz aufzieht. Stein als Ersatzleinwand ist ein Werkstoff voller Überraschungen. Denn was sie bestelle, sei ja nie ein exaktes Abbild dessen, was geliefert werde, erklärt sie. Farben, Strukturen, Effekte des Materials sind dann aber genau der Anreiz für ihre Kreativität. "Man muss sich darauf einlassen", sagt die Künstlerin und deutet auf eine 63 mal 63 Zentimeter große Mischtechnik auf Buntschiefer: Die Tänzerin - so der Titel des Werk - sei eben "schon da gewesen". Tatsächlich wirken all diese Arbeiten auf Stein unglaublich harmonisch, weil Material, Thema und Ausführung eins zu sein scheinen.

Galerist Widmann ist restlos begeistert davon, was Stefanie von Quast aus und mit dieser Technik erschafft. Wie er überhaupt der Ansicht ist, diese Ausstellung habe "Großstadtniveau". Es sei eine seiner schönsten, sagt er, und bezieht hier auch die früheren Jahre im inzwischen längst verkauften "Kunstbunker" am Isardamm mit ein. Es habe ihn stark beeindruckt, sagt Widmann, wie von Quast "den Raum bespielt hat, ohne jemanden zu Rate zu ziehen".

Das Entree der 140 Quadratmeter großen, offen ineinander übergehenden Räume ist den Acrylgemälden und Bronzen vorbehalten, hier wirken starke Farben - tiefes Blau, sattes Rot, mattes Türkis - lebhaft und gleichzeitig ein wenig geheimnisvoll auf den Betrachter. Den schmalen Gang hat von Quast mit einer Reihe ebenfalls schmaler und hoher Arbeiten auf Stein gestaltet; farblich dezent, in der Dynamik aber lebhaft und mitreißend.

"Wesen der Verbundenheit" hat die Künstlerin diese aktuelle, leider nur kurz zu sehende Ausstellung benannt. Sie bekräftigt damit wieder einmal die Grundüberzeugung all ihres Schaffens: "... dass der Mensch ein soziales Wesen ist und in der Verbundenheit seine Identität und Bestimmung findet". Mit dieser positiven Haltung umfängt und gewinnt Stefanie von Quast ihr Publikum.

Stefanie von Quast: "Wesen der Verbundenheit", Malerei und Bildhauerei, Galerie an der Elbestraße, täglich 14 bis 18 Uhr; bis 29. Mai, Elbestraße 27a, Geretsried

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