Statistische Daten belegen:Hier lebt es sich gut

Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München legt die neuesten Untersuchungen vor: Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist beliebt als Wohn-Region. Zum Arbeiten müssen die Menschen meist pendeln

Von Floriana Hofmann, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist beliebt bei den Menschen. Allerding überwiegend zum Wohnen und nicht zum Arbeiten. Das belegen die neuesten Daten des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München. So stieg die Zahl der Erwerbstätigen in den vergangenen zehn Jahren im Landkreis um 13,6 Prozent. Dieses kontinuierliche Wachstum sei "nicht besorgniserregend", sagt Andreas Ross, Wirtschaftsförderer im Landratsamt Bad Tölz. Mit 35 069 Beschäftigten (Stand: 30. Juni 2014) arbeiten zwar vergleichsweise wenige Menschen im Kreis, aber es seien auch relativ wenige, nämlich 2,8 Prozent, arbeitslos. "Viele arbeiten in München, aber wollen auf dem Land leben", erklärt Ross.

Dadurch kommt es zu den niedrigen Beschäftigtenzahlen im Landkreis. Der Planungsverband hat berechnet, dass 11 395 Personen in andere Landkreise pendeln, knapp die Hälfte davon nach München. Diese Pendlerstrukturen sind auch in den Zahlen zum Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter am Arbeitsort, gerechnet auf je 1000 Einwohner, erkennbar: Die sogenannte Arbeitsplatzdichte ist mit 284 gering im Vergleich zum Landkreis München, wo 609 Erwerbstätige auf 1000 Einwohner kommen. Hier zeigt sich auch, dass in Bad Tölz-Wolfratshausen an sich weniger Unternehmen angesiedelt sind als etwa in München. Der Landkreis selbst stehe hier in der Pflicht, gute Rahmenbedingungen für die vorhandenen Firmen zu schaffen, meist kleine und mittelständische Unternehmen, erläutert Ross.

Tölzer Land Tourismus

Auch Andreas Wüstefeld vom Tölzer-Land-Tourismus ist zufrieden mit den Untersuchungsergebnissen des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München.

(Foto: man)

Die Privathaushalte in Bad Tölz-Wolfratshausen verfügten im Jahr 2013 durchschnittlich über 25 303 Euro pro Einwohner. Dadurch sei erkennbar, so Ross, dass viele Menschen ein hohes Einkommen beziehen, weshalb auch die Kaufkraft im Landkreis hoch sei.

Am 31. Dezember 2014 lebten in Bad Tölz-Wolfratshausen 123 340 Personen, 3,1 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Ganz Bayern wuchs von 2004 bis 2014 um zwei Prozent: Knapp 12,7 Millionen Menschen lebten 2014 in Bayern. In den nächsten 20 Jahren werde der Freistaat, so die Prognose des Planungsverbands, um weitere fünf Prozent wachsen, Bad Tölz-Wolfratshausen um mehr als 7,5 Prozent. Der Landkreis wächst durch Zuwanderung - Menschen ziehen in eine der 21 Gemeinden - und nicht durch Nachwuchs: Die Geburtenrate ist ebenso hoch wie die Zahl der Sterbefälle. Die Zahl der Bewohner der Landeshauptstadt München hingegen steigt nicht nur durch Zuzug, sondern zusätzlich durch Geburten.

Der sogenannte Jugendquotient liegt im Landkreis bei 28,3 Prozent. Dieser Prozentsatz gibt an, wie viele unter 17-Jährige im Vergleich zu Menschen im Alter zwischen 18 und 64 in der Region leben. In den Landkreisen Starnberg und Weilheim-Schongau ist der Jugendquotient höher: 30,5 und 28,8 Prozent. Der Altenquotient (Anteil der über 65-Jährigen in Relation zu den 18- bis 64-Jährigen) beträgt in Bad Tölz-Wolfratshausen 34,4 Prozent, im Landkreis Garmisch-Partenkirchen hingegen 42,2 Prozent. Dort leben in Relation zu den Einwohnern mit mittlerem Alter mehr alte Menschen als hier.

Statistische Daten belegen: Andreas Ross, Wirtschaftsförderer des Landkreises.

Andreas Ross, Wirtschaftsförderer des Landkreises.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

In den Gemeinden von Icking bis Lenggries gibt es auf 1000 Einwohner gerechnet im Durchschnitt 476 Wohnungen. Der Wohnungsbestand ist fast genauso hoch wie in den benachbarten Landkreisen Starnberg (484) und Weilheim-Schongau (470). Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen hingegen gibt es mit 544 die meisten Wohnungen pro 1000 Einwohner, dahinter folgt München (541). Dort leben die Menschen in den kleinsten Wohnungen der gesamten Region: Jeder Einwohner hat im Durchschnitt nur 39 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen indes liegt der Mittelwert bei 47,2 Quadratmetern, knapp unter dem bayerischen Durchschnitt von 47,5 Quadratmetern. Statistisch leben 2,1 Personen in einer Wohnung im Landkreis. In München beträgt dieser Wert 1,85, im Landkreis Garmisch-Partenkirchen 1,84 und im Landkreis Miesbach 1,99. Im bayernweiten Durchschnitt leben 2,04, in den Landkreisen München und Weilheim-Schongau durchschnittlich 2,13 Personen in einer Wohnung.

Auch die Immobilienpreise unterscheiden sich im Großraum München deutlich: Während in Bad Tölz-Wolfratshausen ein Quadratmeter im Durchschnitt 2610 Euro kostet, müssen im Landkreis Weilheim-Schongau nur 2042 Euro, im Landkreis Miesbach aber 3474 Euro und in der Landeshauptstadt sogar 4332 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden.

Andreas Ross erklärt, wie es zu den vergleichsweise niedrigen Preisen kommt: Wohnungen seien im Landkreis nicht besonders knapp, denn es werde viel gebaut. Dadurch glichen sich Angebot und Nachfrage aus. Zudem gebe es im Vergleich zu den Nachbarlandkreisen keine besonders teuren Lagen, wie etwa im Landkreis Miesbach am Tegernsee.

Auf 1000 Einwohner gerechnet übernachteten vor zwei Jahren 9463 Touristen in Bad Tölz-Wolfratshausen, im Landkreis Garmisch-Partenkirchen hingegen 34 556 und im Landkreis Miesbach 21 911, so die Zahlen des Planungsverbands.

Andreas Wüstefeld, der Leiter des Verbands Tölzer-Land-Tourismus, sagt, im Jahr 2015 besuchten etwa 426 000 Gäste den Landkreis für mindestens eine Übernachtung. Insgesamt konnte Bad Tölz-Wolfratshausen im vergangenen Jahr 1,48 Millionen Übernachtungen verbuchen. Knapp Dreiviertel aller Gäste übernachteten in den Orten Bad Tölz, Lenggries, Kochel am See, Benediktbeuern oder Bad Heilbrunn. Pro Jahr setzt der Landkreis mit Tourismus brutto 300 Millionen Euro um.

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