Starnberger See: Ostuferverband:Pikante Doppelrolle

Als Vorsitzende des Ostuferschutzverbandes setzt sich Ursula Scriba für die einzeilige Bebauung des Ostufers ein - ein Ziel, das sie als Architektin offenbar nicht verfolgt. Verbandsmitglieder fordern die Vertrauensfrage.

B. Szymanski

Auf der Mitgliederversammlung des Ostuferschutzverbands (OSV) ist es am Freitagabend zu einem Eklat gekommen. Das ehemalige Vorstandsmitglied Klaus Döhla stellte den Antrag, die Vertrauensfrage an die amtierende Vorsitzende Ursula Scriba zu richten. Der Grund: Scriba befinde sich in einem "massiven Interessenskonflikt". Die Kritik entzündet sich daran, dass Scriba als Architektin einen Seeanrainer beraten hat, der Wohnbebauung in zweiter Reihe plant. Dies zu verhindern, ist aber erklärtes Vereinsziel des Verbands.

Starnberger See: Ostuferverband: Dunkle Wolken über Ambach am Ostufer des Starnberger Sees: Der Ostuferschutzverband streitet über die Doppelrolle seiner Vorsitzenden, Ursula Scriba. Der Ausgang des Konflikts ist offen.

Dunkle Wolken über Ambach am Ostufer des Starnberger Sees: Der Ostuferschutzverband streitet über die Doppelrolle seiner Vorsitzenden, Ursula Scriba. Der Ausgang des Konflikts ist offen.

(Foto: region.wor)

Döhla sagte, auf der einen Seite vertrete Scriba den Schutzverband, der sich für die einzeilige Bebauung des Münsinger Ostufers am Starnberger See einsetze. Damit gehe der OSV konform mit dem Rahmenplan der Gemeinde, in dem das festgeschrieben sei. Auf der anderen Seite berate und plane Scriba als Architektin für eine Ammerlander Familie den Umbau einer Schwimmhalle mit einer Grundfläche von 140 Quadratmetern zu Wohnzwecken. Diese Halle stehe jedoch in der zweiten Reihe. "Sie weichen den Rahmenplan auf. Was Sie da treiben, das können Sie nicht machen", sagte Döhla.

Unterstützung erhielt er von Vereinsmitglied Carl Schmöle. Beide stimmten dagegen, als Florian Müller, OSV-Vorstandsmitglied, Gemeinderat und Jurist, den Antrag stellte, dem Vereinsvorstand das Vertrauen auszusprechen und diesen zu entlasten. Klaus Döhla will nun einen schriftlichen Antrag auf außerordentliche Mitgliederversammlung an den OSV schicken, "und zwar mit der Vertrauensfrage". Das betonte er am Rande der Versammlung.

Auf Nachfrage der SZ sieht Vorsitzende Scriba "dem Antrag gelassen entgegen", wie sie sagte. Sie habe mit offenen Karten gespielt und der Gemeinde schriftlich mitgeteilt, dass sie als OSV-Chefin weiterhin für einzeilige Bebauung am Ostufer sei, als Architektin aber die Ammerlander Familie berate, die eine Wohnnutzung in zweiter Reihe an der Südlichen Seestraße beantragt habe. Mit ähnlichem Wortlaut hatte sie im Übrigen vor Döhlas Misstrauensantrag die Teilnehmer der Mitgliederversammlung über die Sachlage informiert.

Ihre Begründung zu ihrer Doppelrolle: Sie bitte ihre ehrenamtliche Arbeit von ihrem Beruf als Architektin getrennt zu sehen. "Niemand kann von mir verlangen, dass ich meine berufliche Tätigkeit hinter mein Ehrenamt stelle."

Einen Interessenskonflikt sehe sie nicht. Überdies habe sie lediglich das Projekt besichtigt und auf Vorschriften des Brandschutzes und Baurechts geprüft und einige Skizzen angefertigt, wie möglicherweise Wohnzwecke entstehen könnten. Und außerdem: Im gemeindlichen Rahmenplan gebe es explizit zu der Schwimmhalle keine konkrete Aussage.

"Ich bin jetzt sowieso draußen aus dem Projekt", sagte Scriba. Denn, wie berichtet, hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 8. Juni beschlossen, die baulichen Vorgaben in dem besagten Bereich grundlegend neu festzulegen. Es soll ein Bebauungsplan aufgestellt werden für die Grundstücke zwischen dem Kapellenweg und dem Segelclubgelände, und damit einschließlich der Schwimmhalle. Denn es liegen weitere Bauwünsche vor. Außerdem befindet sich im Planungsgebiet die denkmalgeschützte Max-Villa, deren Inhaber noch immer kein Sanierungskonzept vorgelegt haben. Das ist Bedingung, den Abriss des Kinderspielhauses eventuell zu genehmigen, damit die Villeninhaber an dieser Stelle einen Neubau errichten können. Dieser befände sich allerdings auch in der zweiten Reihe. In derselben Sitzung hat der Gemeinderat den Antrag auf Vorbescheid des Schwimmhallen-Besitzers abgelehnt und eine Veränderungssperre erlassen. Dieses Bau- und Umbauverbot gilt für zwei Jahre.

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