KommunalwahlkampfStarnbergs Genossen sind noch unentschlossen

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Vor sechs Jahren war sich die SPD frühzeitig einig vor den Kommunalwahlen: Tim Weidner, Christiane Feichtmeister (vormals Kern), Christiane Falk und Frank Hauser (von links) kürten im Mai 2019 Patrick Janik (Mitte) auch zu ihrem Bürgermeisterkandidaten.
Vor sechs Jahren war sich die SPD frühzeitig einig vor den Kommunalwahlen: Tim Weidner, Christiane Feichtmeister (vormals Kern), Christiane Falk und Frank Hauser (von links) kürten im Mai 2019 Patrick Janik (Mitte) auch zu ihrem Bürgermeisterkandidaten. (Foto: Nila Thiel)

Knapp neun Monate vor den Wahlen von Bürgermeister und Stadtrat weiß Starnbergs SPD nicht, ob sie in der Kreisstadt einen eigenen Kandidaten aufstellt – oder wieder den von der CSU bereits nominierten Amtsinhaber Patrick Janik unterstützt.

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Sozialdemokraten hatten immer schon einen schweren Stand im überwiegend konservativ geprägten Oberbayern – auch in Starnberg: Zwar zählt der 1892 gegründete SPD-Ortsverein zu den ältesten Organisationen der Sozialdemokratischen Partei in Bayern überhaupt und ist damit auch die am längsten existierende politische Gruppierung der Kreisstadt. Doch entscheidende Bedeutung hatte die Starnberger SPD nicht und stellte in der 113-jährigen Geschichte der Stadt auch niemals einen Ersten Bürgermeister. Ob das so bleibt, wird sich bei den Kommunalwahlen im Frühjahr nächsten Jahres erweisen. Doch bislang üben sich die Starnberger Genossen in Zurückhaltung: Erst im Herbst wollen sie entscheiden, ob die SPD überhaupt einen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufstellt.

Der Wahlkampf gewinnt nur langsam an Fahrt. Keine neun Monate sind es noch bis zu den bayerischen Kommunalwahlen am 8. März 2026, die ersten Bewerber auf die Spitzenposten in Rathäusern und Landratsämtern bringen sich bereits in Stellung. Vornehmlich die Kandidaten und Kandidatinnen der CSU melden offensiv ihre Ambitionen an. Die politische Konkurrenz hingegen, zu der auch Grüne, FDP und freie Wählergruppen zählen, hält sich bislang zurück. Während in Krailling, Feldafing, Seefeld oder Starnberg längst feststeht, wer für die CSU ins Rennen geht um die Chefposten in den Rathäusern, hat bislang nur die SPD in Gilching in Steffi Weller eine potenzielle Nachfolgerin für den langjährigen Bürgermeister Manfred Walter benannt, der nicht mehr kandidiert.

Dabei scheint der Zeitpunkt eigentlich günstig zu sein, sich schon jetzt personell zu sortieren. Die SPD ist auf Bundesebene an der Regierung beteiligt und verfügt mit der Bundestagsabgeordneten Carmen Wegge in Berlin über einen Aktivposten aus dem Wahlkreis Starnberg. Und Christiane Feichtmeier, ein Starnberger Eigengewächs, schaffte den Sprung in den bayerischen Landtag. Auch ein SPD-Büro gibt es in Starnberg, und einige der insgesamt 52 SPD-Mitglieder im Ortsverein sind sogar unter 30 Jahre alt.  „Wir sind gut aufgestellt“, jubelte unlängst der frisch gebackene Stadtrat Frank Hauser, der in der Vorwoche als Ortsvorsitzender bestätigt wurde. Neben Hauser wurden auch Stellvertreter, Kassier, Schriftführer, Beisitzer, Revisoren und Delegierte gewählt. Doch eine konkrete Aussage, ob und wen die SPD als Bürgermeisterkandidaten für Starnberg nominieren wird, gab es im Rahmen der Jahreshauptversammlung nicht.

Das war schon mal anders: Bei den Kommunalwahlen 2014 war die SPD als erste Gruppierung vorgeprescht und hatte Frank Hauser als Bürgermeisterkandidaten präsentiert. Dass Hauser seinerzeit nicht einmal die Stichwahl erreichte, war weniger schmerzlich als der Umstand, dass am Ende Eva John (jetzt Eva Pfister, Bündnis Mitte Starnberg) den Chefsessel im Rathaus eroberte. Es folgten turbulente und folgenschwere sechs Jahre, in denen am Ende aber eine seltene, aber höchst entschlossene Allianz geschmiedet wurde: CSU, UWG, SPD und Bürgerliste einigten sich für 2020 auf Patrick Janik als Bürgermeisterkandidaten. Erklärtes Ziel der parteiübergreifenden Gemeinschaft: das Ende der Ära John.

Amtsinhaber Janik ist für 2026 bereits nominiert von der CSU, auch die UWG wird den Rechtsanwalt voraussichtlich wieder unterstützen. Unklar ist derzeit hingegen, was die übrigen im Stadtrat vertretenen Gruppierungen – Grüne, FDP, BLS, WPS, BMS – planen, zumal sich nun auch noch die AfD anschickt, sich in Starnberg zu etablieren. Und die SPD? Einerseits habe man gut mit Janik zusammengearbeitet, sagt Hauser. Eine erneute Unterstützung käme daher infrage, auch die sozialdemokratische Dritte Bürgermeisterin Christiane Falk ist nicht unzufrieden über das Zusammenwirken mit Janik.

„Wir müssen aufhören, uns die Dinge schönzureden“

Andererseits ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass Hauser oder ein anderer Kandidat für die SPD antritt. Intern wie extern herrsche jedenfalls noch Gesprächsbedarf bei den Starnberger Sozialdemokraten, sagt Hauser. Denn der Verzicht auf einen SPD-Bürgermeisterkandidaten könne unter Umständen auch den Verlust eines Mandats bedeuten. Derzeit ist die SPD nur zu zweit im 30-köpfigen Stadtrat vertreten. Dabei würde „mehr SPD der Stadt Starnberg guttun“, sagt Hauser, und betont mit Blick auf die vielen ungelösten und unerledigten Probleme der Kreisstadt: „Wir müssen aufhören, uns die Dinge schönzureden.“

An vielen wichtigen Entscheidungen für Starnberg war die SPD in den vergangenen Jahrzehnten beteiligt, manchmal wurde sie aber auch schnöde ignoriert. Die Hoffnungen auf eine Landesgartenschau etwa zerschlugen sich gleich mehrfach, die Gründung städtischer Stadtwerke blieb ein Wunschtraum, der Appell zur Verkleinerung des Gewerbegebiets Schorn verhallte ungehört. Energiewende, Klimaschutz, sozialer Wohnungsbau und soziale Bodennutzung, der schlechte Zustand der ganzen städtischen Infrastruktur: „Hätte man auf die SPD gehört“, sagt Hauser selbstbewusst, „stünde Starnberg heute besser da.“

Die Ursachen sind bekannt, doch an den strukturellen Gegebenheiten in Starnberg wird auch die SPD kaum etwas ändern können. Zwangsläufig wird der komplette Problemkatalog der Stadt in schwierigen Zeiten auch bei allen übrigen Parteien rechtzeitig wieder aufploppen. Ohnehin stellt sich nicht allein die Frage, wer sich den anspruchsvollen Job als Bürgermeister von Starnberg antun würde, sondern vor allem, wer ihn auch zufriedenstellend erledigen könnte. Die heiße Phase des Wahlkampfs beginnt im Herbst. Bis dahin weiß dann wohl auch die SPD, ob sie nach zwölf Jahren wieder einen Bürgermeisterkandidaten aufstellt oder weiterhin wie vor sechs Jahren auf Janik vertraut.

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