Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Mit York nach New York

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Schlagzeuger spielt mit Musikschülern

Von Stephan Seiz, Starnberg

Sie sind bereits Tradition: die Benefizkonzerte des Lions Clubs Starnberg. Diesmal brachte er zusammen mit der Musikschule Starnberg Pete York und Band zusammen. Der Erlös des Abends, an dem die Musiker auf ihre Gage verzichteten, geht an die Starnberger Tafel. Das Konzert begann vor nicht ausverkaufter Schlossberghalle in kleiner Besetzung mit York am Schlagzeug, der kanadischen Sängerin Nina Michelle, Claus Koch am Tenorsaxofon und Andi Kissenbeck am Klavier. Die Band fand bei altbekannten Standards aus Blues und Swing schnell zu ihrem Spiel.

Nina Michelle versetzte die Zuhörer mit leicht rauchiger Stimme bei "Fine and Mellow" von Billie Holiday und "It don't mean a thing" von Duke Ellington in einen New Yorker Jazzclub der Vierziger- und Fünfzigerjahre. Ihre Lautimprovisationen waren eine Reminiszenz an Ella Fitzgerald. Claus Koch am Saxofon beeindruckte durch filigrane Soli, die nicht nur bei "The girl from Ipanema" von Carlos Jobim an die zu Moll tendierenden Läufe von Stan Getz erinnerten. Und die sehr swingende und die ganze Tastatur nutzende Spielweise von Andi Kissenbeck ließ fast vergessen, dass die Band ohne Bassist auskommt. Kissenbecks ausgefeilte Spieltechnik hatte schon beinahe orchestrale Wirkung.

Altmeister Pete York, schon als Jugendlicher von Count Basie stark beeindruckt, gab dem Sound die fast unterschwellige, aber dennoch souveräne Durchzugsstärke der verschiedenen Rhythmen in Blues, Swing und Bossa Nova. In den gut verteilten Soli zeigte sich seine Kunst und Spielfreude. Spielfreude ist es auch, die von den zumeist jungen und ganz jungen Musikern der Big-Band-STArs der Musikschule Starnberg ausgeht. Die Formation ist groß besetzt: vier Trompeten, drei Posaunen, neun Saxofone, zwei Gitarren, Schlagzeug und Klavier. Unter der humorvollen Leitung von Stefan Komarek entwickelt die Big Band in Temperiertheit und Klangfülle einen überraschend professionellen Sound. Es zeigten sich durchaus Ähnlichkeiten mit der Klangfülle des jungen Orchesters von Thad Jones und Mel Lewis, wie es die Münchner in den Siebzigerjahren im "Domizil" beeindruckt hatte.

Die Stärke der Bläsertruppe mit den deutlich hörbaren Bässen der Posaunen lassen bei Swing- Klassikern wie "Pennsilvania Six-Five-Thousand" und "Shiny Stockings" auch bei den Zuhörern viel Freude aufkommen. Leider spiegelte sich die Alterszusammensetzung der Formation in keiner Weise im Publikums wider, was den Drummer zu dem Ausspruch veranlasste, dass der Jazz noch eine Überlebenschance haben könnte, wenn sich junge Menschen dieser Musikrichtung annehmen.

Die Soli gaben einigen der jungen Musikern die Gelegenheit zu zeigen, dass hier vielversprechende Talente am Werk sind.

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Quelle:
SZ vom 25.01.2016
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