Standort Geretsried-Gelting:Ein gut gekühlter Dienstleister

Loxxess Pharma Logistics wird 20 Jahre. Der Erfolg zählt in Paketen und Paletten

Von Felicitas Amler, Geretsried

Der Erfolg ist bei diesem Unternehmen genauso Programm wie die Logistik. Beides steckt schon im Namen, Loxxess setzt sich zusammen aus den englischen Worten dafür: "Logistics" und "Success". Der Betrieb, der für die Pharmaindustrie Produkte lagert und den Versand abwickelt, besteht heuer seit 20 Jahren. Erfolgreiche Jahre, wie Gründer und Geschäftsführer Helmut Müller-Neumayr sagt: "Zum Start hatten wir fünf Mitarbeiter, heute knapp 200." Unter den etwa zehn vergleichbaren Unternehmen in Deutschland sei Loxxess eines der führenden.

Die Loxxess Pharma Logistics ist 1999 aus der Hauptpharma GmbH an der Pfaffenrieder Straße in Wolfratshausen hervorgegangen. Als dort eine Halle mit vollautomatischem Hochregallager leer stand, hatte Müller-Neumayr die Idee, einen eigenen Logistikbereich auszugliedern - oder, wie es in der englisch dominierten Sprache bei Loxxess heißt, outzusourcen. So konnten für die Pharmaunternehmen, deren Präparate in Wolfratshausen produziert wurden, auch Lagerung und Versendung angeboten werden - "ein schlüssiges Konzept", wie es im Flyer zum 20. Jubiläum heißt.

In und um Wolfratshausen wurde Loxxess Pharma bald als bedeutendes Unternehmen wahrgenommen. Das zeigte sich deutlich, als das Unternehmen 2015 am Ursprungsstandort nicht mehr genügend Platz hatte und ins neue Gewerbegebiet Gelting umzog. In einer eigenen Pressekonferenz sagte damals Bürgermeister Michael Müller (CSU) strahlend: "Ich sage eigentlich gar nicht viel. Ich freue mich nur." Kein Wunder: Loxxess war nicht nur der erste Betrieb im damals neuen Gewerbegebiet Gelting II, das Unternehmen beanspruchte auch gleich 30 000 Quadratmeter - ein Drittel der Gesamtfläche zwischen Traunreuter und Neutraublinger Straße.

Standort Geretsried-Gelting: Von Anfang an dabei: der Loxxess-Pharma-Gründer und Geschäftsführer Helmut Müller-Neumayr (l.) und der Geltinger Standortleiter Philipp Uchrin.

Von Anfang an dabei: der Loxxess-Pharma-Gründer und Geschäftsführer Helmut Müller-Neumayr (l.) und der Geltinger Standortleiter Philipp Uchrin.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Platz ist für den Logistikbetrieb ein zentrales Kriterium bei der Standortwahl; in Gelting war es, so der Geschäftsführer, neben der guten Verkehrsanbindung, das entscheidende. Denn Loxxess hat dort immer noch die Möglichkeit, sich weiter zu vergrößern. Und die braucht es offenbar. Der Umzug von Wolfratshausen nach Gelting hat die Palettenkapazität - eine Kennziffer für den Betrieb - von 5000 auf inzwischen 15 000 erhöht, und nach Aussage von Müller-Neumayr ist das noch längst nicht das Ende des Wachstums.

Kühl ist es in der zehn Meter hohen riesigen Halle an der Amberger Straße. Kühl und gut aufgeräumt. Gabelstapler kurven zwischen den bis unter die Decke reichenden Regalen umher, hieven palettenweise gefüllte Kartons hoch. Was genau sich darin befindet, erfährt der Besucher nicht - jedenfalls nicht, wenn er von der Presse ist. Pharmahersteller dürften ja keine Werbung machen, erklärt Müller-Neumayr, sicher sei also sicher.

Ohne Namen von Produzenten- oder Präparaten zu nennen, kann er aber so viel sagen: Die Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente, die hier angeliefert werden, kämen aus der ganzen Welt: "Fernost, Indien, China ..." Und sie müssen in jedem Fall sorgsamst gelagert werden, was vor allem bedeutet: kühl, in einigen Fall sogar äußerst kalt. "Temperaturführung" sei essenziell, die meisten Produkte würden zwischen 15 und 25 Grad gelagert, Hochempfindliches wie Impfstoffe oder Zytostatika bei zwei bis acht Grad - wofür es einen abgeschlossenen Kühlraum gibt, der an das Notstromaggregat angeschlossen ist.

Wie wertvoll vieles ist, womit Loxxess umgeht, zeigt sich an Preisen: Einzelne sogenannte "Orphan Drugs", Mittel gegen seltene Krankheiten, kosteten pro Packung 10 000 Euro, sagt der Geschäftsführer. Es offenbart sich aber auch, wen man weiß: Bei Loxxess ist rund um die Uhr ein hauseigener Notdienst per Handy abrufbar, falls etwa in einem Krankenhaus schnellstens ein lebensrettendes Medikament gebraucht wird. Die "Stand-by-Leute" bringen es dann eiligst auf den Weg.

Standort Geretsried-Gelting: Der Betrieb, der für die Pharmaindustrie Produkte lagert und den Versand abwickelt, besteht heuer seit 20 Jahren.

Der Betrieb, der für die Pharmaindustrie Produkte lagert und den Versand abwickelt, besteht heuer seit 20 Jahren.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Regulär werden an der Amberger Straße und dem Standort Neutraubling pro Arbeitstag 7000 Kartons versendet - an Krankenhäuser, öffentliche Apotheken und den pharmazeutischen Großhandel. Die braunen Schachteln sind zuvor am Fließband konfektioniert worden. Frauen in Loxxess-roter Kluft, von denen einige schon seit Anbeginn dabei sind, erledigen Arbeit. Was und vor allem wie viel exakt in welche Kartons kommt, wird computergesteuert und computerkontrolliert. Wenn auf der Waage am Ende des Fließbands ein Gramm zu viel ist, wird ein Fehler gemeldet.

Wer hier arbeitet, hat zuvor eine hauseigene Schulung durchlaufen. Qualifizierte Kräfte sind dem Unternehmen wichtig. Umso mehr, als die Pharmabranche "stark reguliert" sei, wie Müller-Neumayr sagt. Von Hygienevorschriften bis zu speziellen Kenntnissen, wie gegebenenfalls mit einem verschütteten Spezialarzneimittel umzugehen ist, müsse da vieles gelernt werden. Zwei Apotheker und ein Biochemiker gehörten zum Team, und gegenüber der Aufsichtsbehörde, der Regierung von Oberbayern, müsse eine "verantwortliche Person" benannt werden: "Das Arzneimittelgesetz ist für uns entscheidend." Das Unternehmen bildet auch selbst aus: Fachkräfte für Lagerlogistik und Kaufleute für Büromanagement.

Der Geschäftsführer und Unternehmensgründer selbst ist gelernter Spediteur. In den vergangenen 20 Jahren habe sich bei und für Loxxess viel verändert, sagt er: "Die Überwachung ist stärker, die Regularien, da spielt die EU mit rein." Dem betriebsfremden Besucher begegnen allenthalben rätselhafte Abkürzungen: GDP, FMD oder 3PL stehen etwa für Qualitätssicherung der Produktionsabläufe (Good Manufacturing Practices), Fälschungsschutz (Falsified Medicines Directive) und firmenexterne Logistikdienstleister (Third Party Logistics Provider).

Wer die Homepage des Unternehmens öffnet, wird schon halb auf Englisch empfangen: "Mehr als Warehousing", heißt die Schlagzeile. Darunter steht etwas zur kühlen Kernkompetenz des Betriebs: "Distribution von Arzneimitteln bei 15-25°C | 2-8°C | -25°C". Und neben Informationen zu den wichtigsten Dienstleistungen gibt es auch ein paar "Fun Facts". Hier werden unter der Überschrift "Wir bewegen so Einiges für Sie" unter anderem 3500 Tassen Kaffee aufgezählt, 900 Stapler-Kilometer per anno und zwei Millionen verschickter Pakete. Und eine letzte Zahl steht dort rot eingekreist: "20 Jahre Erfahrung".

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