Stadtrat stimmt zu:Faire Einkaufsstadt

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Wolfratshausen will auf nachhaltige Beschaffung setzen

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Stadt Wolfratshausen soll künftig möglichst nur noch Produkte erwerben, die umweltschonend und unter fairen Arbeitsbedingungen produziert wurden. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig einem Antrag der Fairtrade-Gruppe zugestimmt, dass sich "die kommunale Beschaffung am Prinzip der Nachhaltigkeit" ausrichten soll - unter Beachtung aktueller Umwelt- und Sozialstandards. Dafür sollen Mitarbeiter der Stadtverwaltung nun in Rücksprache mit der Fairtrade-Steuerungsgruppe einen Handlungsrahmen schaffen.

Mit seinem Einkaufsverhalten kann jeder die Welt ein Stück besser machen. Dass Kommunen am längeren Hebel sitzen als einzelne Bürger, erklärte die Referentin Vivien Führ von der Gesellschaft Agado, die die Wolfratshauser Fairtrade-Gruppe in den Stadtrat eingeladen hatte. Bund, Länder und Kommunen geben jährlich etwa 360 Milliarden Euro für Produkte und Dienstleistungen aus, erklärte sie - 60 Prozent davon entfielen auf Kommunen. "Sie haben mit Ihrer Beschaffungskraft die Chance, den Markt langfristig zu beeinflussen", sagte Führ. Die nachhaltige Beschaffung habe viele Vorteile: Sie helfe, Klimaziele einzuhalten, verbessere die Gesundheit der Mitarbeiter und schaffe eine Vorbildfunktion. Auch sei sie inzwischen "politisch gewollt", es gebe Hilfestellung, etwa über eine Kompetenzstelle im Bundesinnenministerium. Ein Stadtratsbeschluss schaffe einen politischen Handlungsrahmen, sagte Führ, die sich nach eigener Aussage seit 20 Jahren mit dem Thema befasst. Sie empfahl, eine Arbeitsgruppe zu bilden und dann mit der Verwaltung Kriterien für Ausschreibungen zu entwickeln. Die müssten im Zusammenhang mit dem Auftrag stehen und möglichst präzise formuliert sein. Vorlagen gebe es in anderen Kommunen, die diese Praxis bereits umgesetzt hätten. Als Beispiel für Produkte nannte sie Lebensmittel, etwa für Kitas und Schulen, Textilien und Papier. Für alle gebe es verlässliche Siegel zur Herkunft. Führ regte an, sich zunächst auf ein, zwei Produkttypen zu beschränken.

In der einstündigen Debatte stellten die Stadträte fest, dass das komplexe Thema für die Verwaltung sehr zeitaufwendig ist. Die Arbeitsgruppe soll nun erst einmal einen "Handlungsrahmen" schaffen. Zudem soll sie dem Stadtrat einen halbjährlichen Bericht vorlegen.

© SZ vom 14.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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