Stadträte wollen Ortsbild erhalten:Die Fassade muss stehen bleiben

Stadträte wollen Ortsbild erhalten: Das Kursanatorium ist ein erhaltenswertes Baudenkmal. Allerdings vertrauen nicht alle Ausschussmitglieder dem Bauherrn.

Das Kursanatorium ist ein erhaltenswertes Baudenkmal. Allerdings vertrauen nicht alle Ausschussmitglieder dem Bauherrn.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das ehemalige Sanatorium Fruth in Bad Tölz darf nun doch zu einer Wohnanlage umgebaut werden - unter Auflagen.

Von Claudia Koestler

Das ehemalige Kursanatorium Dr. Fruth in der Tölzer Höckhstraße kann zu einer Wohnanlage mit Tiefgarage umgebaut werden - sofern die historische, denkmalgeschützte Fassade erhalten bleibt. Einem entsprechendem Bauvorbescheid gaben die Mitglieder des Tölzer Bau- und Entwicklungsausschusses in ihrer Sitzung am Dienstag statt, mit Ausnahme von Robert Paintinger (CSU).

Die Zukunft des ortsbildprägenden Gebäudes im Tölzer Bäderviertel hat die Gremiumsmitglieder bereits lange beschäftigt. Noch im Dezember 2016 hatte der Bauausschuss mit nur einer Stimme Mehrheit den Abriss des Sanatoriums für einen Neubau abgelehnt, den der Eigentümer zum dritten Mal nach 2013 und im Oktober 2016 beantragt hatte. Zwar hatte der Eigner zuletzt einen historisierenden Neubau geplant, der an die Fassade des ursprünglichen Hauses im Stile der Tourismus-Architektur der Zwanzigerjahre erinnern sollte. Doch die Mehrheit sprach sich damals für den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes aus.

"Die bisherigen Anträge sind immer davon ausgegangen, dass der gesamte Bestand abgerissen wird, einschließlich des Baudenkmals", sagte Stadtbaumeister Hannes Strunz am Dienstag. Nun aber lag ein Antrag auf Vorbescheid vor, das Gebäude stattdessen zu Entkernen und im Erdgeschoss anzubauen, "um die zeitgemäßen Anforderungen den Brandschutzes und des Schallschutzes erfüllen zu können", sagte Strunz. Die Fassade solle jedoch stehen bleiben.

Den Erhalt der Kubatur des Hauptgebäudes in der Höckhstraße 10 erachteten die Gremiumsmitglieder, allen voran Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG), für begrüßenswert. Der geplante nördliche Anbau von Höckhstraße 12 sowie die Tiefgarage wurden allerdings nicht befürwortet. Sie sind um etwa fünf Meter zu verkürzen, da sie außerhalb der überbaubaren Grundstücksflächen liegen. Entsprechend dem Beschluss des Gremiums vom Dezember des vergangenen Jahres ist der Hangbereich im Norden von Bebauung freizuhalten und als stadtbildprägender Grünzug wieder herzustellen.

Auch ein Zwischenbau mit zwei unterschiedlichen Ebenen konnte die Ausschussmitglieder nicht überzeugen. Sie empfahlen dem Bauwerber, sich für eine Ebene zu entscheiden. Außerdem ist die Tiefgarage so zu bauen, dass sie im Hang verschwindet.

Ob der Bauwerber allerdings wirklich vorhabe, die denkmalgeschützte Fassade zu erhalten, zweifelten einige Ausschussmitglieder an. "Aus meiner Sicht ist es ein unbedingt erhaltenswertes Baudenkmal", erklärte Margot Kirste (FWG) und fragte deshalb nach: "Sollte der Bauwerber nicht umsichtig und vorsichtig genug mit dem denkmalgeschützten Gebäude umgehen und die Fassade würde bei den Bauarbeiten schlimmstenfalls einstürzen, welche Möglichkeiten haben wir im Vorfeld, so etwas zu verhindern?" Die Antwort von Strunz: "Keine." Sollte sie einstürzen, "ist sie weg", sagte auch Bauamtschef Christian Fürstberger. Paintinger befürchtete ebenfalls, die Fassade könnte im Zuge der Entkernung willentlich zum Einsturz gebracht werden. Der Bauherr habe schließlich "bislang keine vertrauensbildenden Maßnahmen" unternommen. Paintinger wollte deshalb dem Vorbescheid nicht zustimmen. Wiedemann aber, der die Sitzung am Dienstag leitete, ging davon aus, "dass es entsprechende Kontrollen durch das Landratsamt geben wird". Er wolle aber jedem Bauwerber auch die Chance geben, dass er Bauten nach Plan umsetzen könne und nicht anderes im Sinn habe. Außerdem sei es Zeit, "dass dort etwas vorwärts geht." Eine "Bausicherung", wie sie Kirste vorschlug, könne der Bauausschuss indes nicht vorschreiben. "Der Vorbescheid öffnet nur die Tür für weitere Planungen, noch nicht für den Bau", erklärte Strunz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: