Stadtpolitik:CSU will Wolfratshausen 4.0

Stadtpolitik: Das Gebäude am Wolfratshauser Untermarkt soll nach Ansicht von Günther Eibl künftig Ausstellungen im Seitenflügel bieten.

Das Gebäude am Wolfratshauser Untermarkt soll nach Ansicht von Günther Eibl künftig Ausstellungen im Seitenflügel bieten.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Fraktion sucht zur Entwicklung der Flößerstadt den Schulterschluss mit SPD und Grünen

Von Susanne Hauck

Es ist Wahlkampf, alle Parteien schärfen ihr Profil, da möchte auch die Wolfratshauser CSU "Farbe bekennen", wie Fraktionssprecher Günther Eibl am Donnerstagabend beim Kommunalpolitischen Arbeitskreis ankündigte. Es ging, wie kann es anders sein, um die Entwicklung der Flößerstadt. Für die rund 15 Anwesenden malte Eibl ein Bild in kräftigen Farben von "Wolfratshausen 4.0", wie er es nannte.

Schon lange stinkt es der CSU, wie die Kommune mit ihren eigenen Immobilien umgeht. Eibl kündigte an, dass die Partei im Schulterschluss mit SPD und Grünen kommenden Dienstag im Stadtrat einen Antrag durchbringen will, was mit den vier Gebäuden passieren soll. Während das Pumpenhaus fürs erste so bleiben und die Happ'sche Apotheke nur "temporär", zum Beispiel beim Christkindlmarkt, für die Öffentlichkeit geöffnet werden soll, sieht der Antrag vor, dass der Stadtmanager nur übergangsweise in den Boodevaarturm zieht.

"Dumm, wenn wir das nicht selber machen"

Sobald der Untermarkt 10 fertig saniert ist, soll dieser die neue Adresse für Stadtmanager, Tourismusbüro und die restlichen Büros aus dem ehemaligen Vermessungsamt werden. Den Seitenflügel kann sich Eibl gut für Ausstellungen vorstellen, außerdem plädiert er für ein richtiges Konzept für das Heimatmuseum, um Zuschüsse zu erhalten. Vor allem aber solle die Stadt von der Idee abrücken, die Immobilie in Erbpacht zu vergeben. Für Eibl wäre das der falsche Weg, weil der Investor sonst überteuert zurückvermieten würde. Schwer zu verstehen, warum das "schöne Anwesen an Dritte gehen soll" war es für Paul Brauner. Das sah Zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) genauso. Er machte sich für den "Königsweg" stark, nämlich den Bau mithilfe der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft kostengünstiger zu realisieren und Fördergelder zu beantragen. "Wir müssten dumm sein, wenn wir das nicht selber machen", sagte Schnaller.

Der Autobahnzubringer müsse unbedingt ab dem Beuerberger Abzweiger vierspurig ausgebaut werden, um alle Fahrzeuge aufzunehmen. Das will die CSU ebenso unterstützen wie eine neue Anbindungsschleife des Gewerbegebiets an den Zubringer. Vor allem wenn das Möbelhaus XXXLutz demnächst eröffne, werde der Kreisverkehr nicht mehr ausreichen. "Wir kommen um eine Holländerrampe nicht herum." Die notorisch fehlenden Gewerbegrundstücke in Wolfratshausen könnten durch den Zuzug von Digitalfirmen aufgefangen werden, die nicht viel Fläche verbrauchen, aber auch durch höheren Geschossbau mit Vier- und Sechsstöckern. Was Wolfratshausen nicht sein soll: "Made im Speckgürtel" von München. Der Fraktionssprecher sieht stattdessen neue Chancen für die Stadt in der Entwicklung Richtung Süden und setzt auf die Zusammenarbeit mit Geretsried. Er entwarf die Vision eines Oberzentrums, wo sogar eine Hochschule angesiedelt werden könne. Und auch Waldram, Farchet, Nantwein und Weidach dürften in der Stadtentwicklung nicht zu kurz kommen. Gerade wegen der zunehmenden Verdichtung in diesen Ortsteilen, wo die Erben die Grundstücke aus den Fünfzigerjahren an Investoren verkauften. Die Konsequenz der massiveren Bebauung: mehr Verkehr und fehlende Kindergartenplätze.

"Eine Frage des Stils"

In der anschließenden Diskussion kamen immer wieder Zweifel an der Kommunikationsfähigkeit der Stadt auf. Ob die fähig sei, "die Bürger mitzunehmen", wurde mehrmals in Frage gestellt. Und: Söder solle sich im Goldenen Buch der Stadt verewigen, findet die Wolfratshauser CSU. Dass Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) offensichtlich gar nicht so wild auf die prominente Unterschrift des Ministerpräsidenten ist, der Ende September zu Besuch kommt, gehe gar nicht, so die Anwesenden. Für Stadtrat Peter Plößl ist es eine "Frage des Stils", genau wie der Umgang der Stadt mit den Anwärtern der Bürgermedaille. Dass die "hervorragenden" Verdienste von Paul Brauner und Ewald Brückl nicht mit je einer Einzelfeier gewürdigt werden, sondern zusammen in einer "Massenveranstaltung" abgehandelt werden, wie Eibl sagte, wurde heftig kritisiert.

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