"Stadtlesen":Harry Potter verzaubert Penzberg

Der Rowling-Bestseller wird gleich in sieben Sprachen gelesen. Der Stadtplatz verwandelt sich für vier Tage in eine mobile Bibliothek mit fantastischen Aktionen

Von Stephanie Schwaderer, Penzberg

In Büchern steckt Magie. Das ist spätestens seit Harry Potter bekannt. Kein anderer Protagonist hat weltweit so vielen Menschen den Kopf verdreht und sie süchtig nach Lesen gemacht wie der junge Zauberer-Schüler aus Hogwarts. In Penzberg lässt sich Joanne K. Rowling fantastische Geschichte nun noch einmal aufs Neue erleben - auf Ungarisch, Französisch, Englisch, Türkisch, Polnisch, Arabisch und Russisch. Die Lesung in sieben Sprachen findet am Sonntag, 23. September, auf dem Penzberger Stadtplatz statt und ist einer der Höhepunkte des viertägigen Festivals "Stadtlesen". Der Eintritt ist frei. Sitzsäcke und Liegestühle laden zum gemütlichen Zuhören ein.

Die Idee zur vielsprachigen Potter-Lesung haben Katrin Fügener, die Leiterin der Penzberger Stadtbücherei, und ihre Kollegin Ilka Heissig gemeinsam ausgeheckt. Seit einem dreiviertel Jahr hält die Planung des Lesefestivals - "die größte Aktion, die wir je hatten" - die beiden in Atem. "Die Ideen sind nur so gesprudelt", erzählt Fügener. "So eine Gelegenheit muss man ja auch nutzen, die kommt so schnell nicht wieder."

Tatsächlich ist Penzberg eine von 26 Städten in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich für das "Stadtlesen" 2018 qualifiziert haben. An die 300 Bewerber habe es gegeben, sagt Fügener. "Und nun stehen wir in einer Reihe mit Städten wie Wien, München oder Köln." Neben dem Aktionspaket, das der Veranstalter Sebastian Mettler allen Teilnehmern bietet, hat sich das Team der Stadtbücherei ein ambitioniertes Zusatzprogramm einfallen lassen.

Stadtlesen Stadtbücherei Penzberg

Kreatives Trio: Sandy Schantz, Katrin Fügener und Ilka Heissig (von links) haben sich ein buntes Zusatzprogramm für das Lesefestival ausgedacht.

(Foto: Manfred Neubauer)

Offiziell eröffnet wird das Festival am Donnerstag, 20. September, um 18 Uhr von Bürgermeisterin Elke Zehetner und "Stadtlesen"-Initiator Mettler auf dem Penzberger Stadtplatz. Neben einer kleinen Bühne wird es dort viele gemütliche Sitzgelegenheiten geben, auf denen Besucher sich in den kommenden Tagen niederlassen und ihrer Leselust frönen dürfen. Mehr als 3000 Bücher, die meisten von ihnen Neuerscheinungen, laden zu Entdeckungen ein. Jeder kann sich bei den Büchertürmen bedienen und mitten in der Stadt in eine Fantasiewelt abtauchen. Eben dies ist der Kerngedanke des Lesefestivals, das Mettler als "unspektakulär spektakulär, unaufdringlich durchdringlich" beschreibt.

Bereits am Donnerstagmorgen starten die Stadtbücherei und viele ehrenamtliche Helfer Aktionen, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richten. Dazu zählt eine Rallye, bei der Spürnasen in 17 Geschäften nach Buchstaben suchen und daraus einen kreativen Lösungssatz basteln dürfen. Für Schulklassen verschiedener Altersstufen hat Sandy Schantz ein "Book-Casting" organisiert, das sich am Prinzip "Germany's next Topmodel" orientiert. Eine Auswahl literarischer Kandidaten muss sich diversen Prüfungen durch die Schüler unterziehen (Welches Cover gefällt? Wer hat den besten Klappentext?), und wer nicht überzeugt, fliegt raus. "Damit wollen wir die Neugier wecken und Lust aufs Lesen machen", erklärt Fügener. Wer Spaß an Minirobotern hat, kann mit so genannten Beebots Worte sammeln. Zudem gibt es Lesungen in Englisch und Klassiker-Präsentationen von "John Maynard" bis "Faust". An die 30 Schulklassen nehmen das Angebot am Donnerstag- und Freitagvormittag wahr. Meist laufen fünf Aktionen parallel - eine organisatorische Meisterleistung, für die Schantz verantwortlich ist.

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Beebots und Bilderbücher laden zu Entdeckungen ein.

(Foto: Manfred Neubauer)

Für alle anderen Besucher beginnt das Programm am Donnerstagabend nach den Ansprachen mit einer Lesung der Münchner Bestseller-Autorin Inge Löhnig. Sie stellt "Sieh nichts Böses" vor, einen Roman, der sich laut Fügener wohltuend aus der Masse von Lokalkrimis abhebt. Am Freitagabend fliegen auf dem Stadtplatz die Worte beim Poetry Slam (18.30 Uhr). Neun Kandidaten haben sich gemeldet - "die ideale Zahl", sagt Heissig. Organisiert wird der Dichterwettstreit von "Reimrausch"; das Publikum kürt den Sieger.

"Penzberger lesen für Penzberger" heißt das Motto am Samstag, 22. September. Um 10 Uhr nimmt Bürgermeisterin Zehetner auf der Bühne Platz, um aus ihrem Lieblingsbuch vorzulesen. Um welchen Titel es sich handelt, bleibt ein Geheimnis. Zu jeder vollen Stunde gibt es einen Wechsel. Mit von der Partie sind Sponsoren und Stadträte, wer spontan mitmachen möchte, kann sich am Infostand der Stadtbücherei melden.

Kai Pannen, Urmel-Preisträger 2017, stellt am Sonntag, 16 Uhr, den dritten Band der Reihe "Du spinnst wohl" vor. Mit "Mitgehangen, mitgefangen" geht die Geschichte von der Hassliebe zwischen einer missmutigen Spinne und einer gewitzten Fliege in eine ersehnte neue Runde.

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"Harry Potter" wird in sieben Sprachen gelesen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Zuvor gehört die Bühne Harry-Potter-Fans, deren Wurzeln nicht nur in Penzberg liegen (Beginn 10 Uhr). Fügener hat ihre Kontakte vom "Café International" genutzt, um an möglichst viele verschiedene Muttersprachler zu kommen. Eine Herausforderung sei es gewesen, die Bücher zu beschaffen: "Da mussten wir relativ kreativ werden." Die türkische Ausgabe zum Beispiel sei erst vor vier Wochen erschienen. "Auch Amazon hilft da nicht weiter." Die fremdsprachigen Lesungen beginnen immer zur halben Stunde und dauern 30 Minuten; in der jeweils zweiten halben Stunde gibt es Auszüge aus dem ersten Band der deutschen Ausgabe "Harry Potter und der Stein der Weisen". Mit der Aktion wollen die Organisatorinnen auch ein politisches Statement abgeben. "Harry Potter" sei ein Buch, das die Grenzen zwischen Ländern, Kulturen und Altersgruppen auflöse, sagt Heissig. "Literatur verbindet."

Stadtlesen: 20. bis 23. September, alle Informationen unter www.stadtlesen.com/lesestaedte/penzberg/StadtLesen.com

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