Ortsgestaltung:Tölzer Altstadt als Bronzemodell

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Drei kleine Bäume und viel Kopfsteinpflaster: Der nördliche Amortplatz an der Isarbrücke sieht nicht eben einladend aus. Die Stadt gestaltet das kleine Areal am Eingang zur Innenstadt nun neu. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Stadt wertet den nördlichen Amortplatz auf. In der Mitte ist eine 3-D-Ansicht geplant, die Gästen einen ersten Überblick über Bad Tölz geben soll.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der nördliche Amortplatz ist verwaist. Früher stand dort ein alter Zeitungskiosk, der schon vor ein paar Jahren verschwand, die Treppe dahinter, die zur Isarpromenade führte, hat die Stadt zurückbauen lassen. Seither befinden sich auf dem kleinen Areal vor der Isarbrücke am Eingang zur Tölzer Altstadt nur noch drei Bäume, der Rest ist Kopfsteinpflaster. Das soll sich nun ändern. Der Platz wird neu möbliert und bekommt in der Mitte ein 3-D-Modell, das die Häuser und Straßen der Innenstadt zeigt. Dies beschlossen die Stadträte am Dienstagabend im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss mit sieben zu vier Stimmen.

Mit nur rund 300 Quadratmetern ist die Fläche am Kreisverkehr gegenüber vom Café Love ziemlich klein. Allerdings liegt sie prominent am Entree zur Altstadt. Dort stoppen oftmals Radlergruppen, die auf dem Bodensee-Königssee-Radweg durch Tölz fahren, auch die Touristen, die an den Stadtführungen teilnehmen, kommen am Amortplatz vorbei. An der nördlichen Steinmauer soll es künftig Akku-Ladestationen für E-Fahrräder geben. Das Fundament dafür sei schon gegossen, die Stromzufuhr sichergestellt, sagte Stadtbaumeister Florian Ernst. In der Ecke, in der sich früher die Treppe befand, ist eine Altstadtleuchte in "doppelköpfiger Mastversion" geplant, wie sie auch im Bürgergarten und im Taubenloch-Park stehen. An der östlichen Mauer zur Isar hin wird es neue Radabstellplätze wie auf der anderen Flussseite geben. Außerdem errichtet die Stadt daneben, gleich neben dem Gehsteig, einen Trinkbrunnen. Vorgesehen sind zudem zwei Sitzbänke, Mülleimer und gusseiserne Baumscheiben, um die Wurzeln der drei Laubbäume zu schützen.

Ein 3-D-Modell aus Bronze soll den Gästen in Bad Tölz am Amortplatz künftig einen Überblick über die Innenstadt geben. (Foto: Klaus Schieder)

All dies war im Bauausschuss unstrittig. Dagegen schieden sich die Geister an der Frage, wie die Mitte des Platzes gestaltet werden soll. Zur Wahl standen zwei Optionen: das 3-D-Stadtmodell und der Flößerbrunnen, der sich derzeit nahe der Isarbrücke an der Bundesstraße 472 befindet. Das Modell soll aus massiver Bronze im Maßstab 1:500 aufgestellt werden. Abgebildet ist das Stadtgebiet von der Franziskanerkirche bis zur Mühlfeldkirche, vom Kalvarienberg bis zum Altstadtquartier Gries. Wie Stadtbaumeister Ernst ausführte, sollen sehbehinderte Menschen den Tölzer Stadtbau an dem Modell ertasten und die Architektursprache in Blindenschrift lesen können. Die Kosten dürften sich auf 70 000 Euro belaufen; ob es dafür Städtebaufördermittel gibt, ist noch unklar.

Die zweite Variante wäre der "Flößerbrunnen", den die Bildhauer Hermann und Roman Schilcher aus Oberammergau geschaffen haben. Die Skulptur ist eine Dauerleihgabe und steht seit 1984 nahe der Bundesstraße. Ernst zufolge beliefen sich die Kosten für Demontage, Transport, einen neuen Brunnenunterbau und Wasserzufuhr auf rund 26 000 Euro. Das Kunstwerk aus Bronzeguss und Granitstein mit einer Höhe von etwa vier Metern und einem unteren Durchmesser von ebenfalls vier Metern würde auf dem kleinen Areal des Amortplatzes allerdings "sehr dominant" wirken, so der Stadtbaumeister.

Nur die CSU spricht sich für den Brunnen aus

Für die Brunnen-Variante plädierten Bürgermeister Ingo Mehner, Anton Mayer, Karsten Bauer und Christine Brandl (alle CSU). Ein Brunnen würde den steinwüstenartigen Platz mit seinem Wasser beleben, argumentierten Bauer und Brandl. "Ich würde mich als Tourist nicht an den Amortplatz stellen und ein Modell begutachten", sagte Bauer. Ein Brunnen gehöre dort hin, wo er eine Bedeutung habe, sagte Mayer. Und deshalb auf den nördlichen Amortplatz nahe der Isar. Das Stadtmodell lehnte der CSU-Stadtrat zum einen aus Kostengründen ab. Zum anderen müsse es auch leicht überdacht werden, um es winters vor Schnee zu schützen.

Für Michael Lindmair (FWG) wäre der Flößerbrunnen für das Areal überdimensioniert. Das kleine 3-D-Modell passe besser, da rundherum mit all den Radlern ohnehin viel los sein werde. Zudem befinde es sich an einer "vernünftigen Stelle" für die Stadtführungen, sagte der Zweite Bürgermeister. Dies unterstrich auch Kurdirektorin Brita Hohenreiter. Die Stadtführerinnen blieben mit ihren Gruppen oft dort stehen, berichtete sie. Auch für Dorothea Bigos (Grüne) ist der nördliche Amortplatz "eine wunderbare Stelle" für das Modell. Wegen des Kreisverkehrs vor der Brücke wäre das Plätschern eines Brunnens eh kaum zu hören, meinte sie.

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