Stadtentwicklung:Es fehlt an Politikersinn

Der Umgang mit dem Alten Krankenhaus ist exemplarisch für die Wolfratshauser Lokalpolitik.

Von Felicitas Amler

In den schriftlichen Äußerungen zum Alten Krankenhaus Wolfratshausen findet sich ein bemerkenswerter Satz: "Am aussichtsreichsten ist das Einwirken der Bürger auf die politischen Repräsentanten der Stadt Wolfratshausen." Kenner der Stadt merken da sofort: Das kann kein Ortskundiger geschrieben haben. Denn das "Einwirken" hat hier, sofern es um Stadtbild und Stadtentwicklung geht, meist wenig Effekt auf die politischen Repräsentanten. Das hat sich zuletzt auf sehr traurige Weise beim Badehaus Waldram gezeigt.

Der Satz also stammt aus einer Pressemitteilung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege. Er sollte ausdrücken, dass die Denkmalschützer, die den Biedermeierbau Altes Krankenhaus unzweifelhaft als bewahrenswert betrachten, selbst keinen wirksamen Einfluss auf die Stadtpolitik haben.

Das allerdings - sollte man meinen - hätte die Regierung von Oberbayern als Aufsichtsbehörde. Wie ungerührt Bürgermeister Helmut Forster auf die regierungsamtliche Feststellung reagiert, das Alte Krankenhaus dürfe nicht abgerissen werden, ist schon äußerst befremdlich. Natürlich betont Forster, es bestehe akut nicht die Absicht, das Gebäude abreißen zu lassen. Doch gleichzeitig ist es ihm wichtig, die Abbruchgenehmigung in der Schublade zu wissen. Warum?

Vielleicht weil er Visionen gar nicht erst aufkommen lassen möchte. Ideen, wie etwa Sybille Krafft, die Vorsitzende des Historischen Vereins, sie skizzenhaft aufgezeigt hat. Dass aus dem Alten Krankenhaus ein sorgsam saniertes Gebäude von öffentlichem Nutzen werden könnte, ergänzt um einen modernen Bau. Ein beispielhaftes Ensemble also, das an zentraler Stelle - Sauerlacher Straße, Ecke Floßkanal - einen städtebaulichen Akzent setzen würde. Und ein Zeichen, das signalisierte: Wolfratshausen ist sich seiner Geschichte bewusst, pflegt den historischen Bestand, macht ihn der Öffentlichkeit zugänglich und öffnet gleichzeitig sich selbst der neuen Zeit.

Ach, ja: Schön wär's! Doch dergleichen fabelhafte Zukunftsträume hat in der hiesigen Lokalpolitik niemand. Man kann schlecht vom Historischen Verein verlangen, dass er auch dieses Projekt - so wie den Gedenkort Badehaus Waldram - selbst in die Hand nimmt. Irgendwann müsste doch neben dem Bürgersinn auch ein Politikersinn erwachsen. Wer darauf wohl "einwirken" könnte?

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