Stadtentwicklung:Die Bürger sind gefragt

Weil ein Bürgermeister allein noch keine Stadt macht, sollten die Geretsrieder kräftig mitmischen

Kommentar von Felicitas Amler

Ein Platz allein macht noch kein Zentrum. Und ein Zentrum ist nicht alles für die Entwicklung einer Stadt. Binsenweisheiten? Sicher, aber man muss sich ihrer bewusst werden, um den eigenen Aktionsradius zu erkennen. Es gibt in Geretsried noch vieles zu entwickeln, woran Bürger mitwirken, was sie anstoßen und vorantreiben können. Und es ist ein Verdienst der Initiative um Jens Becker-Platen und Stephan Heinle, wenn sich die Diskussion in der Bürgerschaft endlich wieder in diese Richtung bewegt: nach vorn. Gespräch und Austausch haben lang genug ums immer gleiche Thema gekreist. Über die siebengeschossigen Bauten, die auf dem Karl-Lederer-Platz gerade errichtet werden, ist hinlänglich geklagt worden. Und ob man sie nun als ärgerlichen "Klotz" oder als wünschenswerte "Dominante" sieht: Sie werden das neue Geretsried solange allein prägen, bis sich weitere Investoren dazu entschließen, das Bild der Stadt mitzugestalten.

Auch dies ist eine Erkenntnis, die Besucher aus der Auftaktveranstaltung am Samstag mitnehmen konnten: Es hat wenig Sinn, darüber zu schimpfen, dass derzeit ein Investor allein die Stadtentwicklung beherrsche. Es gibt vielmehr Mittel und Wege, dies zu ändern - indem man sich zusammentut, um eigene Projekte anzupacken. Stadtplanerin Agnes Förster hat konkrete Beispiele aus anderen Orten dargelegt und sie den Geretsriedern zur Nachahmung empfohlen: Kleine Genossenschaften, die bezahlbare Wohnungen schaffen; Bürgerstiftungen, die neue Wohn- und Begegnungsmodelle zustande bringen.

Natürlich ist die Lokalpolitik weiterhin in der Pflicht, Geretsried städtebaulich zu entwickeln. Seit dem Amtsantritt von Michael Müller verlässt sich der Stadtrat allerdings wie gebannt auf die Ideen und Impulse, die vom Bürgermeister ausgehen. Sie sind zumeist überzeugend und mitreißend. Ein Bürgermeister allein macht aber noch keine Stadt. Höchste Zeit, dass die Geretsrieder ordentlich mitmischen.

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