Süddeutsche Zeitung

Tölzer Stadtbücherei:Funk statt Scanner

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Bibliothek verkürzt Wartezeit durch RFID-Technik. Für Nutzer gibt es außerdem eine neue Rückgabebox am Eingang.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

In analoger Vorzeit war es in einer Stadtbücherei gang und gäbe, dass der Kunde ein oftmals schon halb vergilbtes Buch auslieh, einen Stempel auf die ersten oder letzten Seiten bekam, das Werk daheim las und den Band sodann zurückbrachte, was nochmals mit einem Stempel beurkundet wurde. Später wurde der Stempel durch einen Scanner ersetzt, was jedoch auch langsam der Vergangenheit angehört. RFID heißt jetzt das Zauberwort - das Akronym steht für eine Radiofrequenztechnik, die das kontaktlose Speichern und Auslesen von Daten ermöglicht. Melanie Sappl wollte die schon seit Jahren für die Tölzer Stadtbücherei haben. Denn mit diesem Funk lässt sich nun ein ganzer Stapel Bücher oder anderer Medien auf einen Schlag in den PC einlesen - beim Ausleihen und bei der Rückgabe. "Es ist ein schöner Moment, dass wir diese neue Technik einführen", sagte sie bei der Präsentation in den Bibliotheksräumen an der Hindenburgstraße.

Sappl scannt erst eine Bibliothekscard auf dem Tablettfuß unter einem PC und legt danach einen Haufen Bücher darauf. Auf dem Bildschirm erscheinen wie von Zauberhand umgehend alle Titel. Das erspart eine Menge Zeit, denn bislang musste in jedem Band der Barcode gescannt werden. Wenn der ein oder andere Nutzer viele Medien auslieh, konnte die Warteschlange in der Tölzer Bücherei schon mal länger werden. "Das war anstrengend, und es hat gedauert", sagte Sappl. Nicht gerade einfach war auch die Vorbereitung auf die RFID-Technik, denn dafür musste ein weißes Etikett in oder auf rund 40 000 Medien geklebt werden. Eine Beschäftigung für die Zeit des Corona-Lockdowns im vorigen Winter, wie Sappl erzählte: "Wir haben die Schließzeit gut ausgenutzt."

Die Einführung der neuen Funktechnik managte die stellvertretende Büchereileiterin Irina Schwindt. Vor zwei Jahren nutzte sie das coronabedingte Förderprogramm "Neustart Kultur". Etwa 42 000 Euro habe man beantragt, circa 37 000 Euro bekommen, sagte Schwindt. Dafür bekommt sie Lob von ihrer Chefin, die damals in Elternzeit war: "Gott sei Dank waren wir so schnell am Zug", sagte Sappl. Die meisten anderen Bibliotheken hätten ebenfalls RFID beantragt. Für die Kurbücherei ist diese moderne Technik derzeit noch nicht geplant. "Vielleicht später mal", sagt die Leiterin.

Neu ist auch die große schwarze Rückgabebox, die vor dem Eingang der Stadtbücherei an der Hindenburgstraße steht. "Medienrückgabe" steht auf der Seite, vorne gibt es jeweils einen Einwurf für "Bücher" und einen für "Tones, CD/DVD". Damit ist es für die Nutzer nun auch außerhalb der Öffnungszeiten der Bibliothek möglich, die ausgeliehenen Medien zurückzugeben. "Das kann man mit anderen Erledigungen in der Stadt verbinden und muss nicht unverrichtete Dinge wieder gehen", sagte Sappl. "Wir kriegen darauf sehr positive Rückmeldungen." All die Neuerungen führten dazu, dass die Mitarbeiter der Stadtbibliothek nun mehr Zeit für aktive Vermittlungen oder auch für Führungen von Schulkassen haben. Das seien nun mal die "qualitätvolleren Aufgaben", so Sappl.

Wie viele andere Stadtbüchereien bietet auch Bad Tölz den Leseclub in den Sommerferien an. Kinder und Jugendliche, die bis zum 17. September drei Bücher lesen, nehmen an einer Preisverlosung teil, die am 28. September stattfindet. Die Voraussetzung: Die Bücher müssen aus der Stadtbücherei stammen, außerdem muss man sich anmelden und erhält dabei ein Clubheft. Wer sich schwertut, gleich drei Bände zu lesen, kann statt eines Buchs auch ein Gedicht schreiben. Am Leseclub beteiligten sich in Tölz in der Regel um die 100 Mädchen und Jungen, sagte Sappl. Zu den beliebtesten Werken zählt übrigens die Krimi-Reihe "Die drei Fragezeichen". Diese Detektivbücher waren schon in analoger Vorzeit ein Renner.

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