Süddeutsche Zeitung

St. Heinrich:Autoknacker gefasst

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Zwei Zivilpolizisten stellen einem mutmaßlichen Autoknacker, der für zahlreiche Pkw-Aufbrüche verantwortlich sein soll, eine Falle - mit Erfolg.

Christian Deussing

Ausgerechnet ein ziviles Polizeiauto auf dem Ausflugsparkplatz in St. Heinrich hat sich am Mittwochnachmittag ein 69-jähriger Mann ausgesucht, um die Seitenscheibe einzuschlagen. Kurz darauf wurde der flüchtende Täter von Zivilfahndern aus Starnberg unweit des Parkplatzes in seinem Wagen gestellt. Darin befanden sich die gestohlene Handtasche einer Polizistin sowie Tatwerkzeuge und Handschuhe. "Der Mann war völlig überrascht, als wir ihn festnahmen", so Starnbergs Polizeichef Norbert Reller über den Fahndungserfolg. Reller glaubt, dass damit die Serie von 26 Pkw-Aufbrüchen seit Ende Oktober im Fünfseenland aufgeklärt sein könnte. Der Gesamtschaden beträgt knapp 10 000 Euro.

Die Münchner Staatsanwaltschaft hat bereits einen Haftbefehl gegen den Mann beantragt, der laut Polizei wegen anderer Autoaufbrüchen vorbestraft und in Niederbayern gemeldet ist. Wegen Diebstahls stand er unter "Führungsaufsicht" und hatte sich offenbar zuletzt im Raum Landsberg aufgehalten.

Seit Wochen wurden Parkplätze im Fünfseeland observiert - so auch am gestrigen Mittwoch in einem Erholungsgebiet am Starnberger See. Den genauen Ort, wo der Wagen des mutmaßlichen Täters den Fahndern auffiel, wollte Reller aber noch nicht nennen. Jedenfalls verfolgten die Zivilpolizisten das verdächtige Auto über Tutzing bis Bernried. Dort suchte der ältere Mann offensichtlich wieder nach geeigneten Autos, um diese aufzubrechen.

Unterdessen nahmen weitere Polizeistreifen die Verfolgung auf - bis schließlich der Verdächtige sein Auto in St. Heinrich direkt neben dem Zivilfahrzeug parkte. Die Beamtin stieg geistesgegenwärtig mit ihrem Kollegen aus und ließ ihre Handtasche absichtlich auf dem Beifahrersitz zurück. Kurz darauf schlug der Mann mit der übliche Methode die rechte vordere Seitenscheibe ein, erbeutete die Handtasche und fuhr sofort mit seinem Auto weg.

Beide Fahnder hätten sich "sehr geschickt verhalten", sagte Starnbergs Polizeichef. Der Autoaufbrecher habe womöglich gedacht, die Polizisten seien ein Pärchen, das einen Spaziergang am See machen wolle, so Reller. Seit Monaten waren Autos auf Wander- und Freizeitparkplätzen in der Region auf gleiche Weise aufgebrochen worden Bislang schweigt der Festgenommene zu den Vorwürfen.

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Quelle:
SZ vom 20.01.2012
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