Sport und Freizeit in der Region:Abgeebbt

Lesezeit: 2 min

Das Penzberger Wellenbad öffnet an diesem Wochenende zum letzten Mal seine Türen. Bürger können bei freiem Eintritt Abschied nehmen, ehe das Gebäude dem neuen, 20-Millionen-Euro teuren Familienbad weichen muss

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

An diesem Sonntag ist endgültig Schluss. Das Wellenbad macht dicht - zumindest für die Öffentlichkeit. Bis 12. Juli bleibt es noch für die Schulen und deren Bundesjugendspiele geöffnet. Die 43 Jahre alte städtische Einrichtung soll einem Neubau weichen. Zweieinhalb Jahre müssen die Penzberger aufs Planschen in einem Hallenbad verzichten. Zum Abschied können alle Gäste das Wellenbad zwei Tage lang bei freiem Eintritt nutzen.

70 Tage sind für den Abriss des Wellenbads nach dem Terminplan, den das Ingenieurbüro Constrata erstellt hat, vorgesehen. Los gehe es mit dem Rückbau im Innenbereich im Juli, sagt Stadtwerke-Chef Josef Vilgertshofer. Bis Ende Oktober soll kein Stein mehr auf dem anderen stehen. Dann beginnt der Bau des neuen Familienbades mit 25-Meter-Becken, fünf Bahnen und Sprungturm, Kombibecken, Eltern-Kind-Bereich, Sauna und Rutsche. Etwa 20 Millionen Euro soll das Projekt kosten. Die Eröffnung des neuen Hallenbads an der Seeshaupter Straße ist für Dezember 2021 geplant. Schon im Oktober werde man den Testlauf starten, um zu sehen, ob die Technik funktioniere, so Vilgertshofer.

Der Abriss des Wellenbads war nicht unumstritten in der Stadt. Bei einem Pressegespräch im November 2016 informierten Vilgertshofer und Bürgermeisterin Elke Zehetner (SPD) über die Neubaupläne. Kaum wurden diese bekannt, regte sich der Unmut, denn über viele Jahre hinweg hatte der Stadtrat eine Sanierung des Schwimmbades präferiert. Vor allem die zweieinhalb Jahre, die es keine Schwimmstätte in der Stadt geben wird, stießen auf Ablehnung bei den Vereinen und Anbietern von Kursen, die das Wellenbad nutzen. Allen voran die Schwimmgemeinschaft Oberland (SGO) protestierte heftig. Deren Vorsitzender Wolfgang Kling gründete mit Mitstreitern eine Bürgerinitiative, die auch die nötigen Unterschriften für ein Bürgerbegehren pro Sanierung des Wellenbades sammeln konnte. Doch zunächst lehnte der Stadtrat dieses Begehren wegen Nichtzuständigkeit ab. Denn das Wellenbad wurde ausgegliedert und gehört seitdem zum Kommunalunternehmen Stadtwerke Penzberg. Gegen diesen Ratsbeschluss legte die Bürgerinitiative Klage ein. Doch die Fragestellung für das erste Bürgerbegehren war vom Verwaltungsgericht München als irreführend bewertet worden. Es wies die Klage ab, weil die Fragestellung suggeriere, eine Sanierung des Wellenbades sei innerhalb der Wartungszeiten möglich - obendrein für einen Bruchteil der Kosten, die für den Neubau eines Schwimmbads veranschlagt werden. Das Gericht folgte allerdings nicht der Ansicht des Stadtrats, dass das Gremium das Bürgerbegehren abweisen könne, weil nicht der Stadtrat, sondern die Stadtwerke zuständig seien. Kurzerhand formulierte die Initiative eine neue Fragestellung. Das Bürgerbegehren war zulässig, der Stadtrat selbst beschloss ein Ratsbegehren. Im Oktober 2018 sprachen sich im Ratsbegehren 61,73 Prozent für den Neubau aus; beim Bürgerbegehren 50,59 Prozent gegen eine Sanierung des Wellenbades.

"Ich bin schon ein bisserl wehmütig", sagt Ulrike Franz, die seit 2006 die Leitung des Wellenbades hat. "Aber ich freue mich aufs Neue." Denn die Schäden in dem alten Schwimmbad hätten sich gehäuft. "Es wäre so nicht mehr weitergegangen."

Viel länger als Franz hatte Ernst Sägmüller mit dem Wellenbad zu tun. Er war von 1982 bis 2006 der zuständige Abteilungsleiter im Rathaus. Damals war noch die Stadt für den Betrieb des Wellenbades zuständig. Auch Sägmüller spricht von "Wehmut". Aber aus wirtschaftlicher Sicht sei es die richtige Entscheidung gewesen, neu zu bauen. Jede Wartungspause sei in seiner Verantwortung genutzt worden, um die Technik und anderes instandzuhalten. "Das ist schon ins Geld gegangen", erinnert sich Sägmüller. Vorfälle habe es schon zu seiner Zeit gegeben, etwa als sich das Becken nicht mehr absenken ließ und das Wasser in die Lüftungskanäle drang. Im Keller habe es wüst ausgesehen, alles habe das Wasser heruntergerissen. Dennoch: "Eine Ära geht zu Ende", resümiert er.

Ulrike Franz hat für die betroffenen Vereine Ausweichbäder zum Trainieren organisiert. Der Stadtrat hat ihnen finanzielle Hilfe für den Transport dorthin zugesagt. Fast 40 000 Euro schießt die Stadt zu.

Wellenbad-Abschied: Samstag, 29., und Sonntag, 30. Juni; freier Eintritt; Wellenbetrieb halbstündlich; Frühbadezeit von 6.30 bis 8 Uhr, 9 bis 21 Uhr

© SZ vom 26.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: