Süddeutsche Zeitung

Sport in der Corona-Krise:"Vorläufig bleiben mir nur Trockenübungen auf der Slackline"

Die Kitesurferin Alina Kornelli wurde von der Corona-Krise in der Dominikanischen Republik überrascht - und trainiert nun fernab vom Meer in Reichersbeuern

Von Arnold Zimprich, Reichersbeuern

Alina Kornelli ist eine der erfolgreichsten deutschen Kitesurferinnen. Ihr großes Ziel ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024. Die Corona-Krise hat die 19-Jährige im Ausland überrascht - jetzt trainiert sie im heimischen Reichersbeuern.

SZ: Frau Kornelli, wo waren Sie, als die Corona-Reiseeinschränkungen in Kraft traten?

Alina Kornelli: Ich war seit Anfang Februar in der Dominikanischen Republik in Cabarete, um in den Disziplinen Freestyle und Hydrofoil zu trainieren. Am Abend des 14. März, einem Samstag, kam die Meldung der dominikanischen Regierung, dass alle Flugverbindungen mit Europa ab Montag auf unbefristete Zeit eingestellt werden. In kürzester Zeit waren die letzten Sonntagsflüge nach Europa ausgebucht, deshalb fuhr ich am Montag auf gut Glück mit meinem gesamten 90 Kilogramm schweren Gepäck an den Flughafen und buchte online den letzten Sitzplatz der letzten Maschine nach Europa - in die finnische Hauptstadt Helsinki. Von dort aus ging es über Frankfurt nach München.

Was für ein Gefühl haben Sie dabei gehabt?

Ich war sehr verunsichert, ob ich bleiben oder heimfliegen sollte. Man konnte nicht vorhersehen, was noch passieren würde, obwohl das Leben dort zu dem Zeitpunkt noch ganz normal war. Anfangs hat man auf der Insel noch nichts von der Pandemie gemerkt. Aber als dann die Flugverbotsmeldung kam, folgte die Schließung der Gyms und ein generelles Kiteverbot.

Welche Ziele hatten Sie für 2020, bevor die Corona-Krise ihren Lauf nahm?

Meine Ziele waren - und sind es teilweise immer noch - an den Worldtour Stops und der Deutschen Meisterschaft im Freestyle und im Hydrofoil Racing teilzunehmen, um so viel Wettkampferfahrung wie möglich zu bekommen. Ich habe mein langfristiges Ziel, die beste deutsche Kitesurferin im Hydrofoil und Freestyle zu werden, immer noch vor Augen.

Und wie sieht es aktuell aus - kalkulieren Sie damit, dass 2020 alle Events ausfallen?

Eigentlich wäre ich Anfang April bereits zu zwei Worldcups gefahren und im Anschluss zu einem Wettkampf nach Südfrankreich. Diese Events und zwei Werbetermine mit wichtigen Sponsoren wurden abgesagt, deshalb bin ich sehr gespannt, wie die Saison und meine geplanten Reisen und Wettkämpfe laufen werden. Ich hoffe, dass das deutsche Jahresauftakt-Event in Sylt Ende Mai stattfinden kann.

Wie sieht Ihr Training aktuell aus?

Bis ich wieder aufs Wasser komme, besteht mein Trockentraining aus Yoga- und Work-outeinheiten, Radtouren und Balanceübungen auf meiner Slackline oder meinem Balanceboard.

Wie verhalten sich Ihre Sponsoren?

Sie unterstützen mich weiterhin und sind sehr bemüht, dass alles am Laufen bleibt. Einer musste leider aufgrund der Ausgangsbeschränkung unseren nächsten gemeinsamen Termin verschieben, aber dieser wird sobald wie möglich nachgeholt.

Ist die Saison 2020 für Sie gelaufen oder hoffen Sie, dass es im Sommer weitergehen kann?

Natürlich hoffe ich sehr, dass sich die Situation bis zum Sommer beruhigt hat, da gerade wir Sportler durch die offiziellen Einschränkungen stark betroffen sind. Speziell im Kitesport bin ich davon abhängig, ins Ausland reisen zu können, um zu trainieren und an den Wettkämpfen teilzunehmen. Aber keiner weiß, wie es weitergehen wird und das macht die Planung sehr schwer, nicht nur für uns Sportler selbst, sondern auch für die Verantwortlichen der Events und für die Sponsoren.

Haben Sie jemals überlegt, Ihren Wohnort an einen Kite-Spot zu verlegen?

Natürlich habe ich mir das schon öfters überlegt, aber ich bin erst 19 Jahre alt und kann nicht einfach alleine ans Meer ziehen. Trotzdem könnte ich mir für die Zukunft vorstellen, ein paar Jahre in Spanien zu verbringen. Jedoch würde mir das in der jetzigen Situation auch keinen Vorteil verschaffen, da dort aktuell Kitesurfen untersagt ist. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie meine Reise weitergehen wird.

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Quelle:
SZ vom 17.04.2020
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