Süddeutsche Zeitung

Spontanes Vergnügen:Plötzliche Alphörner

Die Stadt Wolfratshausen will seine Bürger in der Corona-Krise mit Pop-up-Konzerten unterhalten.

Von Florian Zick

Das Publikum ist sehr klein. Drei, vier Besucher - mehr sind nicht da. Der Auftrittsort war bis kurz vor Beginn aber auch geheim. "So geheim, dass nicht einmal ich als Bürgermeister etwas wusste", sagt Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung Wolfratshausen). Nur ein kleines Facebook-Video lieferte kurzfristig ein paar Hinweise darauf, wo dieses erste Wolfratshauser Pop-up-Konzert stattfinden sollte.

Am Sonntag um die Mittagszeit war es dann soweit. Man solle in der Altstadt die Ohren ein bisschen spitzen, dann werde man den Weg zum plötzlichen Spontankonzert schon finden, hatte das städtische Kulturamt schlicht mitgeteilt. Und tatsächlich: In der Marktstraße hört man vom Bergwald herunter Bläser. Wer neugierig genug ist, bei sengender Mittagshitze die unzähligen Stufen bergauf zu erklimmen, der steht knapp zehn Minuten später etwas keuchend an der Bergwaldbühne. Dort haben am Sonntag die Beuerberger Alphornbläser ein paar Stücke gespielt, den Egerländer Liedermarsch oder den Allgäuer Hüttenruf.

In der Corona-Krise habe die Stadt bis einschließlich 31. August alle Veranstaltungen abgesagt, erklärt Marlene Schretzenmaier, die Leiterin des Kulturamts. "Nichtsdestotrotz wollen wir die Leute unterhalten", sagt sie. Und auch die Künstler sollen weiterhin eine Bühne bekommen. So ist die Idee mit den Pop-up-Konzerten entstanden. Diese sollen nun alle zwei Wochen stattfinden. Mal in diesem, mal in jenem Stadtteil - immer aber spontan. Auf diese Weise wolle man vermeiden, dass dann plötzlich 100 Leute oder mehr teilnehmen. "Wir kündigen das nur sehr kurzfristig an", sagt Schretzenmaier.

Auch bei den nächsten Auftritten werden wieder die Beuerberger Alphornbläser zu hören sein. Die spielen normalerweise auf Geburtstagen, Weihnachtsfeiern, Beerdigungen und Firmenempfängen - auch auf dem Münchner Christkindlmarkt hatten sie schon einen Auftritt. "Außer bei Scheidungen haben wir eigentlich schon überall gespielt", scherzt Hubert Kain, einer der vier Blasmusikanten. Und nun spielen sie sogar noch Pop-up-Konzerte in Wolfratshausen.

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Quelle:
SZ vom 29.06.2020
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