Spitzen-Tänzer:Von wegen Frauendomäne

Kinderkulturtage 2016

Dominik Halamek als Dummer August in einem Stück nach Otfried Preußler (mit Judith Seibert und Anjuska Dabanovic, von links).

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Choreograf und Profi-Tänzer Dominik Halamek hat die Ballettschule Sabine Brandhuber in Wolfratshausen und Geretsried übernommen. Mit ihm sollen mehr Jazz- und Showelemente kommen.

Von Felicitas Amler

Immer diese Vorstellung von Männern in hellblauen Strumpfhosen! Dominik Halamek wird ganz oft damit konfrontiert, wenn er Eltern dazu motivieren möchte, ihren Sohn ins Ballett zu schicken. "Deutsche Jungen tun sich sehr schwer mit dem Tanzen", sagt der 35-Jährige - selbst gelernter Balletttänzer, Choreograf und Bühnenshow-Produzent. Ballett gelte hierzulande als unmännlich. Ausgerechnet in Russland und Kuba sei es ganz anders, sagt Halamek: "Die schicken ihre Söhne ins Ballett, damit sie Männer werden."

Halamek hat zu Jahresbeginn die Ballettschule Sabine Brandhuber in Wolfratshausen und Geretsried übernommen. Für ihn schließe sich damit auf wunderbare Weise ein Kreis, sagt er. Denn genau hier hat er mit dem Ballett begonnen - vor ziemlich genau 30 Jahren, bei Brandhuber, damals noch im Konferenzraum der Loisachhalle in Wolfratshausen. Die frühere Leiterin erinnert sich gut daran, wie es anfing: Dominik habe "als kleiner Knopf" zugeschaut, wenn seine Schwester in der Ballettstunde war: "Er stand immer im Türrahmen." Und stieg schließlich mit fünf Jahren selbst ein.

Aus dem Balletteleven wurde ein Tänzer (Studium an der Palucca-Schule Dresden) und Choreograf und ein weit gereister Bühnen-Profi. Halamek, der sich auf modernen Tanz spezialisiert hat, in Revuen auftritt und diese selbst konzipiert, ist schon in Peking und Rio de Janeiro, in Chicago und Abu Dhabi aufgetreten. Als Brandhuber ihn fragte, ob er die Schule übernehmen wolle, habe er lang überlegt, ob er seine Laufbahn als Tänzer und Akrobat verlassen sollte. Doch inzwischen gehe er beruflich immer mehr in Richtung Choreografie und Produktion, das lasse sich gut mit der Leitung der Ballettschule vereinbaren. Ob ihm angesichts seiner Auftritte in aller Welt Wolfratshausen nicht zu eng begrenzt sei? Nein, sagt er, ganz im Gegenteil: "Ich bin extrem heimatverbunden." Eine schöne Erfahrung sei es auch, dass viele, mit denen er die Wolfratshauser Ballettschule besucht habe, nun ihre Kinder dorthin schickten.

"Ballet Factory"

Halamek will die Schulräume im Wolfratshauser Haderbräu am Untermarkt in den Winterferien Anfang März ein wenig modernisieren. Die Einrichtung soll dann auch einen neuen Namen erhalten: Aus der "Akademie für Tanz und Gesundheit A TaGe", wie sie jetzt heißt, soll die "Ballet Factory Wolfratshausen" werden. So trendy wie dieser englische Begriff soll auch das neue Kursangebot werden. Er wolle mehr modernen und Jazz- und Showtanz etablieren, sagt Halamek. Jazztanz gebe es bereits für Erwachsene, künftig sollen ihn auch Kinder und Jugendliche erlernen, außerdem will er "Hip-Hop für Kids" anbieten.

Ballett-Lehrerin Brandhuber, 57, sagt, sie habe immer noch "wahnsinnig Freude" an der Arbeit mit Schülern. Sie wolle sich aber mit Rücksicht auf ihre Gesundheit auf den dritten Standort ihrer Schule, in Bad Tölz, konzentrieren. Nach Wolfratshausen und Geretsried werde sie nur noch einmal pro Woche als Lehrerin ergänzend zu den anderen vier Ballettpädagoginnen kommen.

Brandhuber hat die Schule Anfang zwanzig übernommen; sie hatte zunächst ein Studium fürs Grundschullehramt begonnen, dann aber doch professionell zum Ballett gewechselt, das sie seit ihrem achten Lebensjahr gelernt hatte. Mit 50 Schülern habe sie vor 35 Jahren in Wolfratshausen angefangen, erzählt sie, heute seien es 150 - Schülerinnen, denn Buben kommen zurzeit nicht. Halamek kann dazu nur sagen: Was soll die Angst vor Männern in Trikothosen? "Jeder Triathlet, Radfahrer oder Läufer hat auch enge Hosen an."

Anlässlich der Schulübergabe tanzen Schülerinnen der Akademie "Die Puppenfee" - eine Szenerie in der Lagerhalle eines Internet-Spielwarenhandels nach einer Idee der Ballettpädagogin Johanna Eisele; Choreografie: Halamek, Eisele, Brandhuber: Samstag/Sonntag, 19./20. Januar, 18/17 Uhr, Loisachhalle, Karten zu 10, 15 und 23 Euro an der Abendkasse

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Spitzen-Tänzer: Sabine Brandhuber bei der Feier des 30-jährigen Bestehens ihrer Ballettschule.

Sabine Brandhuber bei der Feier des 30-jährigen Bestehens ihrer Ballettschule.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

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