Spende:Freie Fahrt fürs Engagement

Spende: Fahrzeugübergabe (v. li.): Stefan Meisnitzer, Frank Götzelmann (Geschäftsführer), Moritz Reitschuster (IHA), Stefan Hübner (Geschäftsführer) und Frederick Tyczka-Christoph (Leiter Kommunikation und Marketing).

Fahrzeugübergabe (v. li.): Stefan Meisnitzer, Frank Götzelmann (Geschäftsführer), Moritz Reitschuster (IHA), Stefan Hübner (Geschäftsführer) und Frederick Tyczka-Christoph (Leiter Kommunikation und Marketing).

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Geretsrieder Firma Tyczka Energy stiftet dem Verein "InterEuropean Human Aid Association Germany" einen Transporter für humanitäre Hilfe

Von Nora Schumann

"Den Schlüssel hätte ich fast vergessen": Der Pressesprecher Frederick Tyczka-Christoph von Tyczka Energy eilt zum Empfang zurück, um gleich darauf mit einem schwarzen Autoschlüssel in die sengende Sonne des Parkplatzes zu treten, auf dem ein großer weißer Transporter steht. Moritz Reitschuster nimmt den Schlüssel lächelnd entgegen, die Fahrzeugpapiere hat er bereits erhalten. Er ist der neue Besitzer eines Sprinters, den er für seinen Verein Inter-European Human Aid Association Germany (IHA) von der Geretsrieder Firma Tyczka Energy geschenkt bekommen hat. Die Firma für Flüssiggas unterstützt damit das Engagement in der europäischen Flüchtlingshilfe des Vereins. IHA betreibt humanitäre Hilfe entlang der europäischen Grenze in Griechenland.

Mehr als 5000 Gemüsepakte im Monat und sechs Tonnen Grundnahrungsmittel haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter eigenen Angaben zufolge in den vergangenen vier Jahren in Nordgriechenland verteilt. Reitschuster ist Hauptkoordinator von IHA. Der Verein sei aus dem privaten und sozialen Engagement mehrerer Ehrenamtlicher entstanden, als 2015 viele Tausend Menschen nach Europa flüchteten und die Situation in den Ankunftsländern immer prekärer wurde, erzählt Reitschuster. "Seit dem EU-Türkei-Abkommen ist die östliche Fluchtroute aus dem Fokus geraten", sagt er. Das sei problematisch, weiterhin würden beispielsweise viele syrische Kurden nach Griechenland fliehen, wo sie festsäßen. "Wer heute nach Griechenland kommt, der bekommt den Termin zur Asylbefragung 2023", sagt er. Bis dahin müssten die Menschen ohne Integrationsmaßnahmen in Camps ausharren, oft auch unzureichend versorgt. IHA hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Versorgung aufrecht zu erhalten. Doch nicht nur Flüchtlinge sind auf die Helfer angewiesen, auch zunehmend griechische Obdachlose werden vom Verein versorgt, erzählt Reitschuster. "Die Auswirkungen der Finanzkrise sind noch deutlich spürbar", sagt er, "und es wäre absurd zu sagen, wir helfen Geflüchteten, aber keinen obdachlosen Griechen." Decken, warme Kleidung und dringend benötigte Hygieneartikel verteilt die Organisation. Doch der Verein ist klein und finanziert sich ausschließlich über Spenden - für teure Anschaffungen bleibt kein Geld. Wie lassen sich da die Hilfsgüter zu den Camps transportieren?

Das Dilemma wurde 2016 von Tyczka Energy gelöst. Durch einen privaten Kontakt vermittelt, schenkte das Unternehmen dem Verein ein gebrauchtes Montagefahrzeug. "So ein Fahrzeug ist unglaublich wertvoll", sagt Reitschuster. Der Verein könne ansonsten nur auf zwei Autos zur Personenbeförderung zurückgreifen. Nach drei Jahren und etwa 50 000 Kilometern auf den Straßen der Balkanroute war für das alte Fahrzeug dennoch Schluss. Der Verein fragte daraufhin bei Tyczka an, ob eine erneute Stiftung möglich wäre.

"Für die Familiengeschichte Tyczka ist Flucht selbst ein großes Thema", sagt Frank Götzelmann, Geschäftsführer des Unternehmens. Die Firma sortiere alle paar Jahre alte Montagefahrzeuge aus, und habe nach der Anfrage des Vereins eine erneuten Schenkung beschlossen. Absetzten von der Steuer könne das Unternehmen das nicht, im Gegenteil würde es dafür besteuert, erklärt Götzelmann.

250 000 Kilometer hat der "neue" Sprinter auf dem Tacho, aber Reitschuster ist optimistisch, dass das Auto einige Jahre halten wird. "Wir wissen die Firmenunterstützung sehr zu schätzen", sagt er, "vor allem in einer Zeit, in der das Thema Flucht nicht mehr so präsent in den Medien ist und die Stimmung teilweise umgeschlagen hat."

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