Die Wolfratshauser SPD ist als Löwe gesprungen und als Bettvorleger gelandet. Die Partei hatte Großes vor: Sie wollte die Zukunft der Stadt visionär gestalten. Und kommt nun kaum mit der realen Gegenwart zurecht. Mit verdienstvollem und beispielhaftem Engagement hatten ein paar SPD-Mitglieder, angeführt von ihrem Vorsitzenden, eine "Zukunftswerkstatt" eingerichtet. Fast ein Jahr lang hatten sie Ideen und Anregungen an Infoständen und via Internet gesammelt. Dann hatten sie die Bürger zur eigentlichen Werkstatt eingeladen. Und immerhin 43 Menschen in dieser Stadt setzten sich einen halben Samstag lang mit Verkehrsplanung und Stadtarchitektur, sozialen und ökologischen Fragen auseinander. Ein guter Anfang, sollte man meinen. Doch die SPD war sich selbst nicht genug.
Die Partei wollte einfach nicht parteiisch sein. Statt selbstbewusst und überzeugungsstark zu erklären: Wir, die Sozialdemokraten, erarbeiten zusammen mit Bürgern ein Konzept für die Zukunft unserer Stadt, ersuchte sie um Übernahme und Weiterführung ihrer Arbeit durch das offizielle Wolfratshausen. Der Bürgermeister ließ sie freilich an sich abtropfen. Und nun steht die SPD da und weiß nicht, wohin mit sich und ihrer Werkstatt.
Die Sozialdemokratie hat im schwarz geprägten Oberland generell keinen leichten Stand. Sie schneidet bei Wahlen mehr schlecht als recht ab. In Wolfratshausen stellt sie fünf von 25 Stadträten. Doch hier macht sie sich kleiner, als sie ist. Eine Partei - zumal eine mit derart stolzer Tradition wie die SPD - muss doch nicht überparteilich auftreten. Wozu gäbe es überhaupt Parteien, wenn die nicht klare Standpunkte, Überzeugungen und Programme präsentierten? Die Wolfratshauser SPD wird sich mit ihrer Blümchenpolitik nur beliebig machen, nicht beliebt.