SPD-Stadtgespräch:Hoch statt winzig

Geretsrieds Zweiter Bürgermeister Hans Hopfner sieht das "Tiny Houses"-Projekt skeptisch. Er betont die Verpflichtung der Kommune, bezahlbare Wohnungen zu schaffen

Von Benjamin Engel, Geretsried

Auch wenn sich ein Verein für das Geretsrieder Tiny-House-Projekt gegründet hat, bleibt der Zweiten Bürgermeister, Hans Hopfner (SPD), skeptisch. Beim Stadtgespräch des SPD-Ortsvereins am Sonntag warnte er vor den rechtlichen Hürden. Denn für das Konzept steht ein Grundstück im Außenbereich bei Gelting zur Debatte. Aus rechtlicher Sicht soll dort grundsätzlich keine neue Bebauung entstehen. Daher sprach Hopfner von einem schwierigen Präzedenzfall, sollte die Stadt die Tiny Houses ("winzige Häuser") genehmigen. "Dann sagt der Nachbar, ich möchte da auch bauen", warnte der SPD-Sprecher. "Mit den staatlichen Vorgaben ist das gar nicht so einfach."

Mit seiner Skepsis traf Hopfner die Stimmung beim Stadtgespräch seiner Partei im Café Waldmann. Zu diesem hatte der Ortsverein unter der Überschrift "Wohnen in Geretsried 2018 - was tun?" eingeladen. Daran nahmen etwa zehn Personen teil, unter ihnen der Initiator für das Tiny-House-Projekt, Thorsten Thane. Im wesentlichen waren sich alle einig, dass das Vorhaben eine interessante alternative Wohnform sei. Wie Hopfner sahen einige ein solches Vorhaben im Außenbereich aber wegen rechtlicher Hürden kritisch. "Der Außenbereich ist ein hohes Gut", sagte der Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, Reiner Berchtold. Denn nach den Vorstellungen der Vereinsgründer müsste wohl der Flächennutzungsplan geändert werden. Mache die Stadt dies für ein einzelnes Grundstück, könne leicht der Eindruck einer Gefälligkeitsplanung entstehen, warnte Berchtold. "Das Konzept ist das eine, die rechtliche Lage das andere."

Dagegen warb Thane dafür, sein Projekt zu ermöglichen. Die Tiny Houses verstehe er als "Leuchtturmprojekt", sagte er. Mit weiteren Initiativen dieser experimentellen Wohnform werde an Eingaben für vernünftige Rechtsgrundlagen gearbeitet. Denn bisher würden Tiny Houses laut Baurecht wie ganz normale Häuser behandelt, was sie aber nicht seien. Außer mit Grasbausteinen müsse das Gelände dafür praktisch nicht versiegelt werden.

Vor zwei Wochen hat Thane mit 14 Mitstreitern den Verein "Einfach gemeinsam leben" gegründet. Dessen Ziel ist es, die Öffentlichkeit vom geplanten Tiny-House-Dorf zu überzeugen. Für das Projekt mit sieben mobilen Wohneinheiten ist ein Grundstück bei Gelting im Gespräch. Für Thane sind die Tiny Houses eine Möglichkeit, zu bezahlbarem Wohnraum zu kommen. In der Bundesrepublik gebe es bislang kein Projekt im Außenbereich. Auf früheren beziehungsweise aktuellen Campingplätzen aber schon, im Fichtelgebirge und bei Braunfels in Hessen.

Für sich selbst will Thane einen Zirkuswagen umbauen, was ihn etwa 40 000 Euro kosten werde. Hinzu käme eine monatliche Pacht von höchstens 250 Euro monatlich für die Parzelle, schilderte er. Mit seiner Tochter werde er auf 25,7 Quadratmetern leben.

Genau daher sah Hopfner Diskussionsbedarf. Familien mit zwei oder drei Kindern werde er mit Tiny Houses niemals ansprechen, erklärte der Zweite Bürgermeister. Im wesentlichen sah Hopfner die Stadt in der Pflicht, bezahlbaren und sozialen Wohnungsbau voranzutreiben. Das werde nur funktionieren, wenn mehr oder weniger in die Höhe gebaut werde. Als Beispiel nannte Hopfner das Lorenzareal. Allein mit kleinen Häuschen sei dies nicht lösen.

Zwar nimmt der Verein "Einfach gemeinsam leben" derzeit keine neuen Mitglieder auf. Laut Thane können aber Interessierte zum nächsten Treffen am Sonntag, 11. November, in das Wolfratshauser Gasthaus Flößerei kommen (Beginn: 11 Uhr), um mehr zu erfahren. Für SPD-Rätin Edith Peter war beim Stadtgespräch jedoch klar. "Macht's weiter, versucht es."

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