Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen:Stabile Zahlen in unsicherer Zeit

Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen: Das neue Gebäude der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen an der Egerlandstraße in Geretsried wurde im Februar eingeweiht. Darin befindet sich eines von sechs Beratungscentern des Kreditinstituts im Landkreis.

Das neue Gebäude der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen an der Egerlandstraße in Geretsried wurde im Februar eingeweiht. Darin befindet sich eines von sechs Beratungscentern des Kreditinstituts im Landkreis.

(Foto: Harry Wolfsbauer/Harry Wolfsbauer)

Das Kreditinstitut baut trotz Inflation, gestiegenen Zinsen, Energiekrise und Fachkräftemangel sein Kundengeschäft aus und erzielt einen leichten Bilanzgewinn. Das Sparbuch erlebt eine Renaissance, das Immobiliengeschäft einen leichten Dämpfer. In Bad Tölz gibt es nun auch eine digitale Filiale.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Inflation, Energiekrise, gestiegene Zinsen, Ukraine-Krieg, Fachkräftemangel, Digitalisierung: Banken und Kreditinstitute erleben auch nach dem Ende der Corona-Pandemie eine anstrengende Zeit. "2022 war für uns ein herausforderndes und ein erfolgreiches Jahr", bilanzierte Renate Waßmer, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen, in der Jahrespressekonferenz im Beratungscenter an der Tölzer Badstraße. Vor diesem Hintergrund, sagte Vorstandsmitglied Thomas Straubinger, sei man froh, ein einfaches Geschäftsmodell zu haben: "Wir sammeln in der Region Geld ein, um es in der Region wieder auszuleihen."

Finanziell steht die Sparkasse stabil da. Die Spareinlagen der Kunden erhöhten sich um mehr als 100 Millionen auf 2,35 Milliarden Euro, die Kundenkredite stiegen um 140 Millionen auf 2,28 Milliarden. Das Geschäftsvolumen, inklusive der Depots, umfasste 5,39 Milliarden Euro, knapp 200 Millionen mehr als 2021. Die Bilanzgewinn betrug drei Millionen Euro, ebenfalls ein leichtes Plus. Das Eigenkapital beläuft sich auf 157,5 Millionen Euro, rund drei Millionen mehr als im Jahr zuvor. "Ein gutes Ergebnis in herausfordernden Zeiten", urteilte Straubinger, der als neuer Vorstandsvorsitzender zur Sparkasse Mittelfranken-Süd wechselt. Sein Stelle wird nicht nachbesetzt.

Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen: Nach sechs Jahren im Vorstand der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen geht Thorsten Straubinger als neuer Vorstandsvorsitzender zur Sparkasse Mittelfranken-Süd.

Nach sechs Jahren im Vorstand der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen geht Thorsten Straubinger als neuer Vorstandsvorsitzender zur Sparkasse Mittelfranken-Süd.

(Foto: Sparkasse/oh)

Für die Führungsriege der Sparkasse Tölz-Wolfratshausen kam die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins wegen der rasanten Inflation zu erhöhen, allzu zögerlich, dann jedoch mit Wucht. Was zur Folge hat, dass ein fast schon vergessenes Relikt eine Renaissance erlebt: "Das Sparbuch kommt zurück", sagte Straubinger. Denn schließlich gibt es auf das angesparte Geld wieder Zinsen. Allerdings nicht in der Höhe und der Schnelligkeit, mit der die EZB bislang den Leitzins angehoben hat.

Die Zinsen kämen für die Kunden zurück, aber behutsam, so Straubinger. Ab sofort gibt es 0,5 Prozent aufs Tagesgeld, bis zu 3,25 Prozent beim Sparkassenbrief (Mindestsumme: 500 Euro). Alleine in den ersten beiden Monaten dieses Jahres wuchs das Geld auf den Sparkassenbriefen um 60 auf 145,5 Millionen Euro. Allerdings empfehle man nach wie vor Sachwerte zu mischen, so Straubinger: "Immobilien, Aktien, Edelmetalle."

"Die Wohnungen gehen nicht mehr wie geschnitten Brot weg"

Auf dem Immobilienmarkt wirken die steigenden Zinsen hingegen wie eine Bremse, weil die Kredite teurer werden. Bis vor einem Jahr noch seien nahezu alle Gebäude gekauft worden, egal ob alt oder neu, berichtete Vorstandsmitglied Christian Spindler. Das habe sich seit Mitte vorigen Jahres geändert. "Die Wohnungen gehen nicht mehr wie geschnitten Brot weg, man schaut jetzt genauer hin." Ob eine Gas- oder Ölheizung eingebaut ist, ob bald eine energetische Sanierung ansteht. An den hohen Immobilienpreisen dürfte sich in einer Zuzugsregion wie dem Landkreis gleichwohl wenig nach unten ändern. Eine große Nachfrage treffe hier auf ein gleichbleibendes Angebot, sagt Spindler. Allerdings erlebt das Bausparen nun wieder einen Boom, wegen der günstigen Darlehenszinsen.

Apropos Bauen: Auch die Sparkasse hat Bauprojekte umgesetzt oder in der Planung. Im Februar wurde das Wohn- und Geschäftshaus eingeweiht, das die Sparkasse an der Egerlandstraße in Geretsried errichtet hat. Darin befindet sich eines ihrer sechs Beratungscenter im Landkreis. "Man erkennt dort unser Konzept, das dahintersteht: mit vielen regionalen Bezügen, offen, freundlich, hell", so Spindler. In Wolfratshausen wird es dagegen so rasch keinen Neubau geben, weil die Sparkasse noch immer kein passendes Grundstück gefunden hat. "Das dauert uns zu lange", erklärte Spindler. Der Vorstand hat sich deshalb entschlossen, von September an das Beratungscenter an der Sauerlacher Straße umzugestalten. Nach einem Platz für einen Neubau wird allerdings weiterhin gesucht. Sollte es ein Areal geben, "werden wir den Standort Sauerlacher Straße nicht aufgeben", sagte Waßmer. "Eine Filiale würde bleiben."

Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen: Das Gebäude an der Lenggrieser Straße in Bad Tölz will die Sparkasse im Juni abreißen lassen. Auf einem neuen Fundament soll dort ein Haus mit 24 Wohneinheiten entstehen.

Das Gebäude an der Lenggrieser Straße in Bad Tölz will die Sparkasse im Juni abreißen lassen. Auf einem neuen Fundament soll dort ein Haus mit 24 Wohneinheiten entstehen.

(Foto: Manfred Neubauer/Manfred Neubauer)

In Bad Tölz soll das 1967 gebaute Wohnhaus an der Lenggrieser Straße 75 im Juni abgerissen werden. Im neuen Gebäude sollen dann 24 Wohneinheiten mit insgesamt 1800 Quadratmetern Fläche entstehen. Diese Wohnungen würden vermietet, sagte Spindler. Auch an eigene Mitarbeitende. Gerade in einer hochpreisigen Gegend wie dem Landkreis sei bezahlbarer Wohnraum ein gewichtiger Faktor, um junge, gut ausgebildete Leute oder überhaupt Bewerberinnen und Bewerber zu bekommen, sagte Waßmer. Auch sonst müsse die Sparkasse als Arbeitgeber attraktiv bleiben: Karrierechancen, Weiterbildung, flexible Arbeitszeitmodelle, vermögenswirksame Leistung, Gesundheit, mobiles Arbeiten - all dies gehöre zu den Angeboten. Derzeit hat das Kreditinstitut insgesamt 416 Beschäftigte und 19 Auszubildende.

Headsets, Monitore, Stellwände und lärmdämpfende Säulen

Etwa 40 Mitarbeitende sind in der digitalen Filiale angestellt. Die befindet sich im dritten Stock des Tölzer Beratungscenters und bietet alles, was ein Kunde in einer analogen Zweigstelle auch bekommt. Es ist eine stille Welt mit Headsets, zwei Bildschirmen pro Arbeitsplatz mit halbkreisförmiger Stellwand, lärmdämpfenden Säulen, großzügigem Platz. Dort werden Anliegen zu Konto und Karte, zu Zahlungsverkehr oder zu digitalen Leistungen bearbeitet, auch Beratungstermine vereinbart - von Montag bis Freitag, von 8 bis 18 Uhr. Zu wenig Arbeit haben die Angestellten dort nicht: Knapp 200 000 Anrufe pro Jahr bedeuten für sie zwischen 700 und 800 Telefonate pro Arbeitstag, ihre Erreichbarkeit liegt inzwischen bei rund 90 Prozent.

Hinter einer anderen Tür verbirgt sich das digitale Beratungscenter. Dort geht es in kleinen, mit Glastüren getrennten Büros um komplexe Themen - von der Altersvorsorge über Anlagekonzepte bis zur Baufinanzierung. Die Berater der Sparkasse senden fürs Gespräch einen Link an den Kunden, sind per Video auf dem Monitor zu sehen, können Formulare auf dem Bildschirm teilen. Und bekommen schon mal mit, wenn ein Kunde gerade aus dem Urlaub oder aus dem Auto anruft.

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Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen
:Gewinne in Krisenzeiten

Jahresbilanz: Das Kreditinstitut verfügt über ein Eigenkapital von mehr als 154 Millionen Euro. Dies erleichtere die Vergabe von Krediten, betont der Vorstand. An der Strategie der Filialschließung wird festgehalten.

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