Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen:Gewinne in Krisenzeiten

Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen: Trotz der Schließung von Filialen bleibe die Verankerung in der Region ein zentrales Anliegen der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen, sagt Vorstandsvorsitzende Renate Waßmer.

Trotz der Schließung von Filialen bleibe die Verankerung in der Region ein zentrales Anliegen der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen, sagt Vorstandsvorsitzende Renate Waßmer.

(Foto: Manfred Neubauer)

Jahresbilanz: Das Kreditinstitut verfügt über ein Eigenkapital von mehr als 154 Millionen Euro. Dies erleichtere die Vergabe von Krediten, betont der Vorstand. An der Strategie der Filialschließung wird festgehalten.

Von Petra Schneider

Hohe Inflation, Niedrigzinsphase, Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Fachkräftemangel - all das stellt auch die Sparkasse vor große Herausforderungen. Die Bilanz beim Jahrespressegespräch am Freitag fiel dennoch positiv aus: "Krisenzeiten sind Sparkassenzeiten", sagte Vorstandsmitglied Thorsten Straubinger. Das spiegelt sich in den Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres wider: Die Einlagen sind auf rund 2,2 Millionen Euro gestiegen, das Kreditvolumen um sieben Prozent auf 2,1 Millionen. Erstmals habe die Bilanzsumme die Drei-Milliarden-Euro-Marke geknackt, was der Sparkasse die Spitzenposition unter den Banken im Landkreis verschafft. Der Bilanzgewinn ist auf 2,9 Millionen angewachsen, das Eigenkapital hat sich auf 154 Millionen erhöht.

Je mehr Eigenkapital, desto mehr Kredite könnten ausgegeben werden, "das ist für unsere prosperierende Region wichtig", sagte Straubinger. Einen Anstieg verzeichnet die Sparkasse auch beim Wertpapiergeschäft. In Deutschland entwickle sich zunehmend eine "Wertpapierkultur", was Straubinger im Hinblick auf die Altersvorsorge begrüßt. Denn Aktien seien nicht nur etwas für Menschen mit dickem Portemonnaie. Ein Drittel der Landkreis-Bewohner könnten höchstens 100 Euro im Monat auf die hohe Kante legen; aber auch kleine Beträge langfristig in Aktien anzulegen, zahle sich aus. Besonders gefragt seien nachhaltige Anlagen, die ökologische und soziale Standards berücksichtigen und inzwischen 28 Prozent ausmachten.

Beim Immobilienmarkt zeichne sich eine leichte Abschwächung ab, sagte Straubinger. Dennoch würden die Preise im Rahmen der Inflation weiter steigen. Ebenso die monatlichen Raten, weil die Zinsen neuerdings moderat angehoben wurden. Die Empfehlung des Sparkassen-Experten ist dennoch eindeutig: In Aktien und Immobilien zu investieren, sei sinnvoll in einer Zeit, in der die Inflationsrate den höchsten Stand seit 1974 erreicht habe.

Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen: Christian Spindler, Vorstandsmitglied der Sparkasse.

Christian Spindler, Vorstandsmitglied der Sparkasse.

(Foto: Manfred Neubauer/Manfred Neubauer)

Verändert hat sich in den vergangenen Jahren die Interpretation des Sparkassen-Mottos "Nah am Kunden", erklärte Vorstandsmitglied Christian Spindler. "Wir haben nicht mehr in jedem Dorf eine Filiale." Aber Nähe werde auch durch den Ausbau des digitalen Angebots gewährleistet, das vor allem von jüngeren Kunden gefordert werde. So seien die Beraterkapazitäten auf sechs Standorte in Bad Tölz, Geretsried, Wolfratshausen, Lenggries und ein neues Beratungscenter in Benediktbeuern konzentriert worden. Geschäftsstellen gebe es außerdem noch in Kochel und Münsing. Geschlossen wurden die Filialen in der Jachenau, Gaißach, Bad Heilbrunn, Eurasburg und Icking, fünf weitere in reine SB-Standorte umgewandelt.

Man habe auf Proteste der Kunden reagiert und nach Lösungen gesucht, sagte Vorstandsvorsitzende Renate Waßmer: Wo kein Geldautomat mehr vorhanden ist, seien Bargeldauszahlungen durch eine Kooperation mit den dortigen Raiffeisenbanken möglich. In Walchensee gebe es außerdem in der Tourist-Info einen Sparkassen-Service-Point sowie den Geldautomaten eines Fremdanbieters. Waßmer betonte: "98 Prozent der Kunden haben im Radius von fünf Kilometern einen Geldautomaten." Mitarbeiter seien nicht entlassen, sondern in den digitalen Bereich übernommen worden, der noch weiter ausgebaut werde. Denn die Angebote würden gut angenommen: 200 000 Kundengespräche seien telefonisch abgewickelt worden, 840 Beratungen per Videocall, und über 20 000 Kunden nutzten die von der Stiftung Warentest ausgezeichnete Sparkassen App. Damit werde auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet, denn fast 14 Tonnen Papier hätten eingespart werden können. Der persönliche Kontakt und die Verankerung in der Region bleibe aber ein zentrales Anliegen. Denn immerhin sei "jeder zweite Mensch im Landkreis Kunde der Sparkasse", sagte Wasmer.

Man sei ein wichtiger Arbeitgeber und Ausbilder mit knapp 420 Mitarbeitern und 18 Azubis. Jede zweite Baufinanzierung laufe über die Sparkasse, und mit 45 Prozent Marktanteil sei man Spitzenreiter im Bereich Firmenkunden. 4700 Unternehmen und Betriebe würden betreut und bei Fragen von der Existenzgründung über Gewerbeimmobilien bis zur betrieblichen Altersversorgung beraten. Zum Engagement in der Region gehören laut Spindler auch Investitionen in Wohnungen: So will die Sparkasse im Geretsrieder Stadtzentrum an der Egerlandstraße 24 Wohnungen bauen.

An der Lenggrieser Straße in Bad Tölz soll ein Haus aus den 1960-er Jahren abgerissen werden und in einem Neubau ebenfalls 24 Wohnungen entstehen. Die Mieter sind bereits alle ausgezogen, der Abriss war für Mitte des Jahres geplant. Den Termin habe man nun verschoben: Denn die 16 Wohnungen sollen ukrainischen Geflüchteten zur Verfügung gestellt werden, sagte Waßmer. Die Gespräche mit dem Landratsamt liefen. Ab 1. Mai sollen die Menschen dort vorerst für ein halbes Jahr eine Bleibe finden. Zudem sei die Sparkasse als Unternehmer ein wichtiger Gewerbesteuerzahler und unterstütze über Spenden und Sponsoring mit über 400 000 Euro jährlich diverse Vereine, soziale Einrichtungen, Umweltorganisationen oder Veranstaltungen. Dazu gehörten auch die Special Olympics, die im kommenden Jahr in Bad Tölz stattfinden.

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