Finanzen im OberlandGeld hat wieder einen Wert

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Die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen ist im Landkreis in sechs Beratungs-Centern präsent. In Wolfratshausen wurde das Haus an der Sauerlacher Straße nach einer Modernisierung im Februar wieder geöffnet.
Die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen ist im Landkreis in sechs Beratungs-Centern präsent. In Wolfratshausen wurde das Haus an der Sauerlacher Straße nach einer Modernisierung im Februar wieder geöffnet. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nach zehn Jahren sind die Zinsen gestiegen. Das freut Sparer und beschert der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen höhere Erträge.

Von Petra Schneider, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen blickt trotz Krieg, Krisen und einer schwächelnden Konjunktur auf ein positives Geschäftsjahr 2023. "Nach zehn Jahren niedrigster Zinsen hat Geld wieder einen Wert", sagte Vorstandsvorsitzende Renate Waßmer beim Jahrespressegespräch am Freitag. Dadurch habe sich die Ertragslage entspannt, und man könne betriebswirtschaftlichen Herausforderungen wirksam begegnen.

Denn neben wachsenden Vorgaben aus Brüssel, den steigenden Ausgaben im Gefolge des demografischen Wandels und der Digitalisierung, muss die Transformation hin zur Klimaneutralität vollzogen werden. Eine Mammutaufgabe, denn für die Dekarbonisierung der deutschen Wirtschaft seien 290 Milliarden Euro nötig, sagte Waßmer. Auf die Sparkassen entfalle ein Anteil von 200 Millionen Euro. Um all das zu stemmen, müsse die Eigenkapitalbasis gestärkt werden. Dies ist ihr zufolge im vergangenen Jahr gelungen; der Bilanzgewinn lag mit 3,5 Millionen Euro eine halbe Million über dem Vorjahresniveau. Dadurch konnte das Eigenkapital von rund 158 Millionen Euro auf 161 Millionen Euro aufgestockt werden.

Vorstandsvorsitzende Renate Waßmer.
Vorstandsvorsitzende Renate Waßmer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Trotz wirtschaftlicher Stagnation und steigender Zinsen sei es außerdem gelungen, die Kundenkredite um zwei Prozent zu erhöhen. Die Kundeneinlagen lagen mit 2,3 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Insgesamt wuchs das Kundengeschäftsvolumen um 2,5 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Kunden der Sparkasse legten ihre Gelder verstärkt in Wertpapieren und Sparbriefen an. "Der klassische Sparkassenbrief als sichere Geldanlage erlebt derzeit eine Renaissance", erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Christian Spindler. So hätten sich Investitionen in Sparkassenbriefe im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Bei einer Laufzeit von drei Jahren und ab einer Summe von 500 Euro liege der Zinssatz bei 3,1 Prozent. Angesichts einer Inflationsrate von rund zwei Prozent rechne sich das. Auch der Wertpapierbestand der Sparkassen-Kunden erhöhte sich um 13,3 Prozent. Spindler rät Kunden generell zu langfristigen Anlagen und einem Mix aus Aktien, Immobilien und Edelmetallen. Denn so lasse sich Vermögen und eine sichere private Altersvorsorge aufbauen.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Christian Spindler.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Christian Spindler. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nicht nur in der Führungsriege der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen geht man davon aus, dass die EZB den Leitzins wieder senkt. "Nach derzeitigem Stand rechnen wir im zweiten Halbjahr mit leicht sinkenden Zinsen", sagte Spindler. Das könnte den Immobilienmarkt entlasten. Denn im Bereich Immobilienfinanzierung lag die Nachfrage in den vergangenen eineinhalb Jahren "komplett am Boden", erklärte Waßmer. Dazu hätten auch hohe Baukosten und Unsicherheiten wegen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) beigetragen. Aktuell sind die Finanzierungsbedingungen wieder besser, die Darlehenszinsen sanken von rund vier auf aktuell 3,5 Prozent. Und mit der GEG-Novelle gebe es nun mehr Klarheit für Immobilienkäufer. Die Nachfrage sei deshalb zuletzt wieder gestiegen.

Aktuell erlebt auch der Bausparvertrag, der ein wenig aus der Mode gekommen war, wieder Aufwind. Zu Recht, wie Spindler findet. "Man kann sich heute einen Darlehenszins von 1,46 Prozent sichern, den man dann in zehn Jahren abrufen kann."

Auch die Sparkasse selbst schafft Wohnraum: In einem Neubau an der Lenggrieser Straße in Bad Tölz, der an das Nahwärmenetz der Stadt angeschlossen wird, entstehen gegenwärtig 24 Wohnungen; acht mehr als in dem vorherigen Gebäude. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Die Sparkasse investiert rund zehn Millionen Euro und will die Wohnungen zu "ortsüblichen Mieten", eventuell mit Abschlägen für Mitarbeiter, anbieten. Zwei Wohnungen am Griesfeld halte man ebenfalls für Personal vor, sagte Waßmer. Denn angesichts des Fachkräftemangels reiche es längst nicht mehr, nur einen Arbeitsplatz zu bieten.

An der Lenggrieser Straße in Bad Tölz entstehen gegenwärtig 24 Wohnungen.
An der Lenggrieser Straße in Bad Tölz entstehen gegenwärtig 24 Wohnungen. (Foto: Manfred Neubauer)

Bei der Sparkasse, die im Landkreis rund 420 Mitarbeitende beschäftigt, setze man auf familienfreundliche Teilzeitmodelle und eine hohe Ausbildungsquote. Schüler können ein Berufspraktikum absolvieren, und aktuell befinden sich 26 Jugendliche in Ausbildung. 15 weitere sollen am 1. September starten, vier Plätze sind noch nicht besetzt.

Die Sparkasse ist in sechs Beratungs-Centern (BC) in Benediktbeuern, Lenggries, Bad Tölz, Geretsried und Wolfratshausen, in Filialen in Kochel und Münsing und mit 29 Geldautomaten im Landkreis präsent. In Wolfratshausen wurde das BC an der Sauerlacher Straße nach einer Modernisierung im Februar wieder geöffnet. Ein Neubau ist im Gewerbegebiet an der Pfaffenrieder Straße geplant, der frühestens 2028 fertig sein werde. Aber auch dann bleibe die Service-Stelle an der Sauerlacher Straße erhalten, betonte Waßmer.

Neuerdings gibt es einen "Finanzlogen", der im sechswöchigen Wechsel an den verschiedenen Standorten eingesetzt wird. Er sei erster Ansprechpartner, informiere über mögliche digitale Leistungen und leite bei Bedarf an einen Berater weiter. Neben dem persönlichen Kontakt setze man bei der Sparkasse auf telefonische Beratung, Video-Call und digitale Angebote. 23 Mitarbeitende kümmern sich in der "Filiale Digital" in der Tölzer Badstraße telefonisch oder per Video um die Kunden, knapp 200 000 Anrufe gingen im vergangenen Jahr ein. Auch das Online-Banking werde immer beliebter; die Nutzerquote sei im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent auf 76 Prozent gestiegen. Fast jeder Zweite nutze außerdem die Sparkassen-App, die vor allem bei jungen Leuten beliebt sei, sagte Waßmer.

Als Sparkasse fühle man sich eng mit der Region verbunden. Mit rund 450 000 Euro an Spenden und Sponsoring seien im vergangenen Jahr Vereine, Initiativen und soziale Einrichtungen unterstützt worden. Zum zweiten Mal wurde der Nachhaltigkeitspreis verliehen, und bis zum 26. April läuft die Bewerbungsphase für den Sparkassen-Bürgerpreis 2024, der ehrenamtliches Engagement honoriert.

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