Soziales Job-Projekt:"Carisma" in Bad Tölz muss schließen

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Die Caritas-Stiftung verkauft das Gebäude an einen Investor. Nun wird ein neues Quartier fürs Möbellager gesucht.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Caritas-Zentrum Bad Tölz muss sein Möbellager "Carisma" an der August-Moralt-Straße spätestens Mitte 2020 räumen. Ein Investor hat das einstöckige Gebäude gekauft, ebenso den benachbarten Wohnblock auf dem selben Grundstück.

Eine Erbengemeinschaft hat nach dem Tod der Eigentümerin das Lager und das Wohnhaus als Zustiftung der Caritas-Stiftung Deutschland vermacht. Zu deren ureigenen Aufgaben gehört es, solche Erbschaften gewinnbringend zu veräußern, um damit die Arbeit und die Projekte des Wohlfahrtsverbands zu finanzieren. Dies geschah jetzt auch im Fall von "Carisma" in Tölz. "Für uns ist das der Gau, das ist wirklich ein Problem", sagt Caritas-Kreisgeschäftsführer Wolfgang Schweiger.

Dem Eindruck, die Caritas habe in Bad Tölz gewissermaßen der Caritas gekündigt, möchte er jedoch entgegentreten. Die Stiftung habe nichts als ihre Arbeit getan, erklärt Schweiger. Aber als man von dem Vorgang in Bad Tölz erfuhr und zu intervenieren versuchte, war es schon zu spät. Der Kreisgeschäftsführer räumt ein, von alledem "nicht besonders begeistert" zu sein. In dem Möbellager können Besucher mit schmalem Geldbeutel unter anderem gebrauchte Schränke, Betten und Kommoden, aber auch Geschirr, Spielzeug oder Bücher kaufen. Außerdem versucht die Caritas dort Langzeitarbeitslose wieder an den Arbeitsmarkt heranzuführen. Schweiger bedauert überdies, dass die Mietwohnungen im Block nebenan wegfallen, die nicht so teuer sind wie andernorts in der Kurstadt. "Ich kann nur hoffen, dass dort wieder Sozialwohnungen entstehen", meint er. Dies hänge auch von der Stadt ab.

Seit 14 Jahren befindet sich das Möbellager an der August-Moralt-Straße, ziemlich genau in der Mitte zwischen einem Gewerbegebiet und einem Wohnviertel. Die inzwischen verstorbene Eigentümerin sei der Caritas gegenüber immer "sehr wohlwollend" gewesen und habe die Miete niemals erhöht, erzählt Schweiger. "Wir können ja keine marktüblichen Preise bezahlen." So viel Gewinn wirft der Verkauf der kostengünstigen Gebrauchtwaren nun einmal nicht ab.

Die Caritas muss nun nach einem Ausweichquartier fürs "Carisma" suchen. Das dürfte nicht gerade einfach werden. Zum einen wegen der Miete. "Ich hoffe, dass wir jemanden finden, der einen für uns finanzierbaren Preis möglich macht", sagt der Kreisgeschäftsführer. Zum anderen wegen der Lage. Der neue Standort müsste auch für Leute ohne eigenes Fahrzeug gut zu erreichen sein, so Schweiger. Außerdem sei es notwendig, dass die Waren im neuen Laden "attraktiv genug" präsentiert werden können. "Denn sonst geht der Verkauf deutlich runter."

"Carisma" an der August-Moralt-Straße hat rund 400 Quadratmeter Verkaufsfläche. In einem neuen Quartier wünscht sich der Kreisgeschäftsführer etwas mehr Platz. "Es wäre gut, wenn wir ein wenig mehr hätten, so etwa 200 Quadratmeter, vor allem für einen Lagerraum", sagt Schweiger. Diözesan-Caritasdirektor Georg Falterbaum zeigt sich zuversichtlich, bald einen Ersatz-Standort zu finden. "Wir stehen zu dem sozialen Job-Projekt, das mehr als 20 langzeitarbeitslosen Menschen eine sinnvolle Beschäftigung ermöglicht", sagt er.

© SZ vom 09.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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