Soziale Stadt:Stein braucht einen Treffpunkt

Das Förderprojekt wird im Süden Geretsrieds fortgesetzt

Die Bewohner von Stein sind zurzeit sehr gefragt: Fachleute führen mit vielen von ihnen Gespräche. Sozialarbeiter, Wirtschafts- und Sozialgeografen wollen wissen, was in diesem südlichsten Geretsrieder Stadtteil, der vom Rest sogar noch durch ein Waldstück getrennt liegt, gut läuft, was dort fehlt und verbessert werden könnte. Stein ist nach dem Johannis- und dem Neuen Platz das dritte Geretsrieder Projekt, das in das staatliche Förderprogramm "Soziale Stadt" aufgenommen wurde. Rafael Stegen vom Münchner Büro für Stadt- und Sozialforschung Salm und Stegen legte am Montag im Entwicklungs- und Planungsausschuss des Geretsrieder Stadtrats das weitere Vorgehen dar.

In Stein wolle man sich sehr bewusst erst die Bewohner anhören, bevor man ein Konzept für das Förderprogramm erstellt, sagte Stegen. Einige Eckpunkte sind aber bereits bekannt. Demnach mangelt es in dem 2400-Einwohner-Stadtteil, der eine Mischung aus Mietblöcken und teils großen frei stehenden Einfamilienhäusern ist, vor allem an Begegnungsorten. Stegen hat dafür verschiedene Stichworte notiert: fehlendes Stadtteilzentrum, keine Begegnungsstätte, Mangel an nicht-kommerziellen Treffmöglichkeiten. Weitere Begriffe in einer ersten Vorlage, die er dem Ausschuss präsentierte, sind der "erhöhte Anteil von Bewohnern, die auf Transferzahlungen angewiesen sind", "fehlende Substanz für einen wirtschaftlichen Erneuerungsprozess" und die Kapazitätsgrenze des städtischen Jugendzentrums "EinStein".

Stein ist auch im Programm "Actors of Urban Change" der Robert-Bosch-Stiftung, das "eine nachhaltige und partizipative Stadtentwicklung durch Kultur" zum Ziel hat. Die Projektbeteiligten sind Dagmara Sosnowska vom Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit, Andreas Porer aus dem Stadtbauamt und Martina Roth von der Baugenossenschaft. Ihre Vorarbeit soll in das Konzept für die Soziale Stadt einfließen. Auch hier stehen Gespräche im Mittelpunkt, die unter der Überschrift "Geschichte, in Stein geschrieben" gesammelt werden.

Dabei beleuchten sie die Entstehung des Stadtteils vor dem Hintergrund der Weltgeschichte: von der Nazi-Zeit bis zum Zerfall der Sowjetunion und ins Heute. 1938/39 richteten die Nazis auf dem Gelände des heutigen Stadtteils ein Lager mit Steinbaracken - daher der Name "Stein" - für etwa 1000 Dienstverpflichtete und Zwangsarbeiter des Rüstungsbetriebs DSC ein. In der Nachkriegszeit war Stein Standort eines Durchgangslagers, seit 1968 eines Übergangswohnheims für Aussiedler, das bis 2004 bestand. Deutsche aus Russland, Polen, Ungarn, Tschechien, Rumänien sind in Stein zu Hause.

Beim Projekt Soziale Stadt am Neuen Platz hat Geretsried ein Detail übersehen, das jetzt ergänzt wird: Die Fläche muss blinden- und sehbehindertengerecht ausgestattet werden. Dazu soll - in enger Abstimmung mit zwei dort lebenden Betroffenen - ein Leitsystem zur taktilen Orientierung erstellt werden. Vorgesehen sind thermoplastische Markierungen, die etwa 30 000 Euro kosten. Das System sei etwa in Bad Aibling erprobt, hieß es.

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