Süddeutsche Zeitung

Sozialarbeit:Vermitteln für die Kleinen

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Auch die Wolfratshauser Grundschulen haben jetzt zwei Sozialarbeiterinnen: Sarah Mende und Susanne Scheck lösen am Hammerschmiedweg und in Waldram Konflikte

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Jugendsozialarbeiter gibt es an den Wolfratshauser Mittelschulen schon seit vielen Jahren. Dass es für die sozialpädagogischen Fachkräfte auch Bedarf bei den Grundschülern gibt, haben die Schulleiter am Hammerschmiedweg und in Waldram, Frank Schwesig und Josef Märkl, schon im Frühjahr vergangenen Jahres betont, als sie das zusätzliche Personal bei der Stadt beantragt haben. Nach einem eineinhalbjährigen Verfahren hat sie die Regierung von Oberbayern im Sommer bewilligt. Seit September sind nun zwei neue Jugendsozialarbeiterinnen im Amt: Sarah Mende an der Grundschule Wolfratshausen und Susanne Scheck in Waldram.

Die beiden Frauen, die für den Kinder- und Jugendförderverein (KJFV) arbeiten, haben sich und ihre Arbeit am Donnerstag im Jugendhaus La Vida vorgestellt. "Wir schließen eine Infrastrukturlücke", sagte KJFV-Geschäftsführer Fritz Meixner bei der Vorstellung. Wie er erklärte, sind die Jugendsozialarbeiterinnen in erste Linie Vertrauenspersonen, an die sich die Kinder jederzeit wenden können, und fungieren als Bindeglied zwischen Schule und Jugendhilfe. "Wenn die Schüler ein Problem, einen Konflikt oder Sorgen haben, können sie zu mir kommen und mit mir reden", beschrieb Sarah Mende ihre Arbeit. Susanne Scheck berichtete, dass auch schon einige Kinder zu ihr gekommen seien, um über Probleme zuhause zu sprechen. Die beiden bieten Hilfe an, lösen Konflikte oder führen Gespräche mit den Eltern. Das System habe sich an der Mittelschule bestens bewährt, sagte Rektor Märkl. Nun sei er dankbar, dass es auch an seiner Grundschule eine Jugendsozialarbeiterin gebe, die von den Lehrkräften zuletzt immer mehr nachgefragt worden sei. "Ich kann mir eine Schule ohne Jas-Fachkraft nicht mehr vorstellen."

Jas ist die Abkürzung für "Jugendsozialarbeit an Schulen", einem Förderprogramm des Freistaats. 24 dieser Fachkräfte gibt es laut Kreisjugendpflegerin Verena Peck bereits im Landkreis. "Aus unserer Sicht sind Sozialarbeiter an Schulen wahnsinnig notwendig", sagte Peck. "Es wäre gut, wenn sie an allen Schulen installiert werden könnten." Gerade Grundschüler seien bei Konfliktsituationen impulsiver, daher sei es sinnvoll, möglichst früh mit der Jugendsozialarbeit anzufangen - "damit sich Problemlagen nicht aufstauen." Damit die Stellen vom Freistaat gefördert werden, müsse die Schule jedoch einen Migrationsanteil von mindestens 20 Prozent aufweisen, erklärte Peck. "Das ist leider so." Aus Sicht der Jugendhilfe gebe es jedoch keinen Zusammenhang zwischen Herkunft und Fallzahlen. Für Schulleiter Märkl ist das Kriterium ebenfalls "völlig unverständlich", wie er sagte: Schließlich benachteilige es an manchem Schulen Kinder aus deutschem Elternhaus mit Bedarf an sozialpädagogischer Hilfe. Laut Peck ist jedoch für Ende 2019 eine neue Förderrichtlinie angekündigt, bei der diese Hürde gesenkt werden soll.

Die beiden neuen Stellen á 19,5 Wochenstunden werden zum Großteil von der Stadt Wolfratshausen finanziert, Regierung und Landkreis bezuschussen sie mit jährlich je etwa 8200 Euro, der KJFV trägt einen Eigenanteil von zehn Prozent. Nach dem Genehmigungsverfahren über Stadtrat, Kreistag und Regierung von Oberbayern gab es eine Ausschreibung. Der Landkreis entschied sich für den KJFV, weil dieser schon die Jugendsozialarbeiter an den Mittelschulen stellt und die Grundschüler zudem in Hort und Mittagsbetreuung versorgt. "Das ist der Vorteil des regionalen Trägers: Er ist ganz nah dran", sagte Peck.

Der KJFV hat die Stellen wiederum mit "bekannten Gesichtern" besetzt, wie Meixner sagte: Mende, die nun für die Grundschüler am Hammerschmiedweg zuständig ist und auch einen Vormittag pro Woche in Weidach ist, hat jahrelang das Jugendhaus La Vida geleitet und ist gerade aus ihrer Elternzeit zurückgekehrt. Scheck war zuvor Koordinatorin der Familienpaten beim KJFV und hatte zuvor bereits drei Monate lang den Schulsozialarbeiter an der Waldramer Mittelschule vertreten. "Inzwischen kenne ich fast alle 200 Schüler ", sagte sie. "Es macht einfach großen Spaß."

Für die Lehrer und Schulleiter seien die Sozialarbeiterinnen eine "totale Entlastung", sagte der Rektor der Hammerschmiedschule, Frank Schwesig. "Sie können sich Zeit nehmen für Konflikte, die die Lehrer nicht haben." Die externen Fachkräfte könnten nicht nur Konflikte schlichten helfen, sondern auch ihrer Ursache nachgehen und den Familien Möglichkeiten aufzeigen, wo sie Hilfe holen können. Und sie hätten den Vorteil einer neutralen dritten Partei: "Gerade in Konfliktsituationen ist es für Eltern wichtig, wenn der Input von einer anderen Seite kommt als von der Schule."

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Quelle:
SZ vom 20.10.2018
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