Sonnenstunden:Gute Ernte für süße Brände

150 Apfel- und 100 Quittenbäume liefern im Klostergarten von Schäftlarn die Grundlage für eine flüssige Spezialität: den Klosterbrand. Wegen der vielen Sonnenstunden freuen sich Frater Raphael Peuker und Verwalter Stefan Rührgartner auf einen besonders guten Jahrgang.

Von Katharina Schmid

Sonnenstunden: Frater Raphael Peuker freut sich auf den diesjährigen Apfelbrand aus Früchten aus dem Klostergarten.

Frater Raphael Peuker freut sich auf den diesjährigen Apfelbrand aus Früchten aus dem Klostergarten.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Obwohl seit Stunden die Sonne scheint, sind die Schuhe von Frater Raphael Peuker schon nach wenigen Schritten nass, als er durch den Obstgarten des Klosters Schäftlarn führt. Der Grundwasserspiegel ist hier hoch. Für die Streuobstwiesen, auf denen etwa 150 Apfelbäume, 100 Quittenbäume, mehrere Zwetschgen- und Birnbäume wachsen, ist das in diesem warmen und teils sehr trockenen Sommer ein Segen. Denn unter Wassermangel haben die Bäume hier bisher kaum gelitten. Lediglich während einer Trockenphase im Juni ist Frater Raphael, der sich im Kloster um den Obstgarten und die Imkerei kümmert, mit der Gießkanne losgezogen, um die schwächeren Bäume zu gießen.

Viel mehr als die Hitze macht den Apfelbäumen hinterm Kloster in diesem Jahr die Last ihrer Früchte zu schaffen. Einige Äste sind abgebrochen, liegen im hohen Gras. Sie alle abzustützen sei zu viel Arbeit, sagt Frater Raphael: "Wir müssen die langen Äste nach der Ernte einkürzen." Viele zumeist kleine Früchte hängen an den bis zu 80 Jahre alten Bäumen. Die Apfelsorten, die hier gedeihen, sind teilweise kaum mehr zu erhalten. Keine Chance, solche Äpfel, zum Teil voller äußerer Makel, heutzutage in einem Supermarkt zu verkaufen.

Im Kloster legt man deshalb besonderen Wert darauf, alten Sorten Raum zu geben. Es wachsen Gravensteiner, Goldparmäne und Champangnerrenette, Oldenburg und purpurroter Cousinot, seltene Sorten, die teilweise zu den gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland zählen. Die Früchte werden weder gespritzt noch gedüngt, sie wachsen unbehandelt auf den naturbelassenen Streuobstwiesen rund ums Kloster. Per Hand werden sie im Herbst geerntet. Nach zwei sehr schlechten Jahren mit Frost und Schnee noch im Frühjahr fällt die Ernte in diesem Jahr besonders gut aus. "Wir hatten ein sehr gutes Frühjahr", sagt Verwaltungsleiter Stefan Rührgartner. Die vielen Sonnentage hätten sehr süße Früchte, voll im Geschmack, hervorgebracht.

Sonnenstunden: Die bereits verarbeiteten Früchte des Sommers.

Die bereits verarbeiteten Früchte des Sommers.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Qualität des Obstes spiegelt sich direkt wider im Geschmack einer Spezialität des Klosters: den Obstbränden. "Heuer wird das einen sehr fruchtigen Apfelschnaps geben", freut sich Rührgartner. Vor knapp zehn Jahren wurde im Kloster die Tradition der Schnapsbrennerei wieder aufgenommen, die 1803, zur Zeit der Säkularisation, zum Erliegen gekommen war. Nun werden, fällt die Ernte reichlich aus, wieder Apfel-, Quitten-, Zwetschgen- und Birnenbrand aus eigenem Obst hergestellt. Ist der Ertrag wie im vergangenen Jahr gering, fällt der Brand aus. Die Destillerie anzuwerfen wäre zu aufwendig.

In so einem Jahr wird dann lediglich ein wenig Saft aus dem Obst gepresst, ein paar Kisten lagerfähiger Äpfel landen im Klosterkeller, um die Mönche das Jahr über mit Obst zu versorgen. Eine so reiche Ernte wie in diesem Jahr aber wird viele 1000 Liter Spirituosen liefern. Was auch notwendig ist, um die fast leeren Regale mit Obstbränden im Klosterkeller wieder zu füllen. Frater Raphael rechnet mit drei bis vier Fässern voll Apfelmaische in diesem Jahr. Sonst seien es oftmals nur zwei gewesen. Hergestellt werden die Obstbrände erst im Winter. Zuvor steht die Ernte an. Ein paar Tage im September und Oktober helfen alle Mitarbeiter aus dem Kloster, die Zeit finden, mit. Die Bäume werden geschüttelt, die Äpfel, Quitten, Zwetschgen und Birnen auf einen Wagen verladen, in den Keller gebracht, gewaschen, gehäckselt und mit Hefepilzen in großen Bottichen eingemaischt. Es vergehen einige Wochen, bevor die Destillerie angeworfen und die Obstbrände gewonnen werden.

Einen kleinen Teil des Obstes verwenden die Benediktiner für den Eigenbedarf. Es gibt Quittengelee und Zwetschgendatschi, erzählt Frater Raphael. Nur die Schüler des Gymnasiums, für die der Obstgarten einst angelegt worden war, bekommen heute nichts mehr von den Früchten ab.

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