Süddeutsche Zeitung

Soiree in Geretsried:Zwei für alle

Die Stadt ehrt ehemalige Ehrenamtliche: Christian Sydoriak als Feuerwehrler und Robert Lug als Lokalpolitiker

Von Felicitas Amler

Ein Bürgerpreis und eine Sonderehrung: Mit diesen Auszeichnungen ist am Donnerstag die "Garten-Soiree" der Stadt Geretsried über die Bühne gegangen. Tatsächlich: über die Bühne, denn im Garten zwischen Ratsstubensaal und Stadtmuseum mochte sich bei Fröstel-Temperaturen niemand aufhalten. Drinnen drängten sich 280 geladene Gäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft und dem sozialen Leben der Stadt, plauderten, feierten Christian Sydoriak und Robert Lug und genossen die beschwingten Einlagen der jungen Jazz-Combo The D. C. Alcodas.

Bürgermeister Michael Müller und Feuerwehr-Kommandant Erik Machowski würdigten den früheren Kreisbrandinspektor Christian Sydoriak als Träger des Geretsrieder Bürgerpreises. Machowski sprach vom "generationsübergreifenden Lebenswerk" Sydoriaks, erwähnte seine "schnellen und engagierten Ausrückzeiten", sein starkes Verantwortungsbewusstsein und diverse schwierige oder gefährliche Einsätze, etwa beim Augusthochwasser 2005. Müller attestierte dem Bürgerpreisträger Einsatzbereitschaft "ohne großen Wind und Aufsehen". Der Bürgermeister, der einst selbst bei Sydoriak gelernt hatte, sagte: "Du stehst für diejenigen, die immer da waren."

So wollte denn auch der Geehrte selbst die Auszeichnung verstanden wissen. Sydoriak widmete den Preis ausdrücklich allen Feuerwehrmännern und -frauen und stiftete die 2500 Euro Preisgeld prompt für die Feuerwehr-Jugendarbeit in Gelting und Geretsried. Den eigentlichen Bürgerpreis kann er sich zu Hause in Regal oder Vitrine stellen: Es ist eine abstrakte Bronze-Plastik des Münsinger Künstlers Ernst Grünwald.

Robert Lug hat vor Kurzem sein Stadtratsmandat nach 29 Jahren abgegeben, um kürzer zu treten. Die aktive Politik fehle ihm nicht im Mindesten, sagte er bei einem Plausch am Rande der Ehrung, er spüre keinerlei Drang mehr, bei aktuellen Entscheidungen mitzumischen.

Wie sehr die ehrenamtliche Lokalpolitik Lugs Leben zuvor geprägt hatte, schilderte seine Parteifreundin, die Geretsrieder Altbürgermeisterin Cornelia Irmer. Sie nannte ihn einen "Brückenbauer", erwähnte seine Zeit als Wirtschaftsreferent und seine Spezialität - das akribische Durchforsten des städtischen Haushalts. Irmer erinnerte an Lugs Eintritt in die CSU und den ersten politischen Schock, den er als junger Stadtrat erlitt: Die CSU sicherte sich nach der Kommunalwahl 1990 das Amt des Zweiten Bürgermeisters ausgerechnet mit Hilfe der rechtslastigen Republikaner - die dafür auch noch mit dem Dritten Bürgermeister belohnt wurden. Lug habe es später bitter bereut, dass er sich damals habe überreden lassen, dabei mitzuspielen, sagte Irmer. Und spekulierte, dass er sich vielleicht deshalb nach dem Austritt aus der CSU 1993 zwei Jahre später den Freien Wählern angeschlossen habe.

Was Irmer in diesem Zusammenhang nicht erwähnte, davon können sich Facebook-Nutzer häufig überzeugen: Lug ist einer der enragiertesten Kritiker der rechten AfD. Und das ließ er die Festgemeinde auch am Donnerstag schnörkellos wissen: Er wünsche sich für die Europawahl und darüber hinaus, "dass die selbsternannten Alternativen dahin zurückgeschickt werden, wo sie hingehören: in den braunen Sumpf".

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Quelle:
SZ vom 18.05.2019
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