Noch jung und schon erfolgreich:Panther am Ball

Noch jung und schon erfolgreich: Die Penzberg Panthers beim Üben.

Die Penzberg Panthers beim Üben.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Andreas Büchner war als junger Mann als Baseball-Spieler und -Funktionär erfolgreich - jetzt hat er in Penzberg eine Softball-Mannschaft nach amerikanischem Vorbild gegründet.

Von Gregor Miklik, Penzberg

In den USA gilt die Sportart Baseball als "nationaler Zeitvertreib". Zwar mag die Variante, die da auf dem Nebenplatz im Penzberger Nonnenwaldstadion gespielt wird, noch nicht ganz so professionell aussehen wie im Ursprungsland. Aber sieht man das Gewusel, wenn knapp 20 Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren wie Flummis über den Rasen hüpfen und bei jedem getroffenen Ball johlen, ist klar: An Begeisterung und Enthusiasmus und Interesse fehlt es in der Region nicht.

Trainer und Mittelpunkt des "Softball-Hotspots Penzberg" ist Andreas Büchner. Bei der Frage, warum und wie er eine exotische Nischensportart im sonst so fußballbegeisterten Oberland etabliert hat, ist er umgehend auf Betriebstemperatur - und holt etwas weiter aus. Geboren ist er im Mai 1966, aufgewachsen in Ansbach - Standort einer US-Kaserne, deren Soldaten Baseball in der German-American-Baseball-League spielten, in der jedes Team mindestens zwei deutsche Spieler aufs Feld stellen musste. Büchner wurde einer davon, war "sofort angefixt" und wurde selbst aktiv.

1986 war er Mitbegründer des deutschen Baseballvereins Ansbach Red Sox, 1988 Mitbegründer und im Vorstand des Bayerischen Baseball- & Softballverbandes (BBSV). 1994 zog er nach Lemgo, trainierte dort ein Team, das in fünf Jahren fünfmal aufstieg, gründete eine Sportmarketingagentur, die unter anderem das mit 42 Teams bis heute größte Jugendturnier in Europa organisierte, und studierte nebenbei Betriebswirtschaft. Ein Höhepunkt war offenbar der Sieg bei der deutschen Meisterschaft 1999 als Assistenztrainer bei den Paderborn Untouchables, aber "am schönsten war die Kindermannschaft in Ansbach, die fast täglich trainiert hat".

Noch jung und schon erfolgreich: Kopfschutz muss sein.

Kopfschutz muss sein.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Seit 2013 lebt Büchner in Penzberg. 2015 wurde er Vater von Zwillingen -2020 wurde das Thema Baseball wieder aktuell. Die beiden Söhne sollten natürlich Sport treiben, aber außer Fußball war Büchner kein Mannschaftssport-Angebot aufgefallen, also nahm er die Sache selbst in die Hand: "Angefangen habe ich mit meinen Kindern im Garten, mit den Nachbarkindern sind wir auf eine Wiese gegangen, es blieben immer mehr Leute stehen, es wurden immer mehr..." Irgendwann hätten dann auch die Eltern, die außen herumstanden und auf ihre Kinder warteten, selbst Bälle hin- und hergeworfen - Büchner erkannte, dass es in Penzberg Potential gab, und so wurde die Softball-Mannschaft Penzberg Panthers gegründet.

Softball ist eine Variante von Baseball und wird im Gegensatz zu diesem traditionell männerdominierten Sport häufiger von Frauen oder von gemischten Teams gespielt. Damit ist es die breitensporttauglichere Version, bei der es zudem zwei Varianten gibt: Fast-pitch und Slow-pitch. Fast-pitch wird meist in den Profiligen gespielt und ist die schwierigere, schnellere Variante. Und Büchner hat noch eine Erklärung: "Für Baseball bräuchten wir Werfer mit enormer Präzision, die wir erst mal fünf Jahre ausbilden müssten." Beim Slow-pitch hätten es die "Pitcher" leichter und "die Kinder schlagen eh einen ruhenden Ball vom Batting-Tee, einer stabilen Gummistange, herunter".

Noch jung und schon erfolgreich: Die Panthers haben drei Kindergruppen.

Die Panthers haben drei Kindergruppen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Soft- und Baseball sind mit Cricket, Schlagball und "Rounder" verwandt: Das Spielfeld ist ein Viertelkreis, darauf verteilen sich neun Verteidiger; einer davon wirft den Ball einem Angreifer mit Schläger zu; wird dieser ins Feld geschlagen, versucht der Schlagmann, mindestens das erste von vier weißen Kissen (Bases) zu erreichen, bevor er von einem Verteidiger mit dem Ball berührt und damit "out" wird. Wer das vierte Base erreicht, erzielt einen Punkt, nach drei "outs" werden Angreifer zu Verteidigern - und umgekehrt.

Inzwischen betreut Büchner zusammen mit assistierenden Eltern bei den Penzberg Panthers drei Kindergruppen und die Erwachsenen; alle Teams sind gemischt. Die Trainingseinheit der Kindergruppe ist gerade zu Ende, die Kinder schnaufen, die Augen strahlen: "Das Werfen macht Spaß, und das Schlagen mit der Keule", berichtet der siebenjährige Finn. Die neunjährige Mirah ergänzt: "Die Keule finde ich auch gut - und dass wir's zusammen machen." Finns Mutter Jana Hafenstein, 45, erzählt, dass sie mit Büchners bekannt seien, "wir haben gleich gespürt, dass der Andi das nett macht. Und ich fand's schön, dass es mal nicht Fußball ist."

Natürlich steht bei den Jüngeren der Spaß im Vordergrund, doch den haben auch die Erwachsenen: "Freundinnen haben mich so vor zehn Jahren zu einem Frauen-Softballteam in Peißenberg geholt", erzählt Maria Frühschütz, 28 Jahre alt. Softball habe ihr sofort gefallen, "man muss ja total vielseitig sein, beim Laufen, Schlagen, beim Werfen, beim Fangen" - und man müsse schon auch fix im Kopf sein, das finde sie auch gut. Inzwischen lebt Frühschütz in Penzberg; als sie im Sommer 2021 eine Anzeige des Kinderteams sah, habe sie bei Andreas Büchner nach einem Angebot für Erwachsene gefragt, sei 2021/22 im Wintertraining eingestiegen und habe sich auf Anhieb wohlgefühlt: "Der Mix funktioniert total gut, weil jeder so seine Stärken hat. Ich hatte nie das Gefühl, dass wir Mädchen irgendwie Schwachstellen wären."

Noch jung und schon erfolgreich: Was so alles . . .

Was so alles . . .

(Foto: Harry Wolfsbauer)
Noch jung und schon erfolgreich: . . . zur Ausrüstung gehört.

. . . zur Ausrüstung gehört.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ihre Stärken hat die Mannschaft in diesem Sommer erfolgreich ausgespielt. Bei der offenen Deutschen Meisterschaft im Mixed Slow-pitch-Softball Ende Juli erreichten die Panthers einen siebten Platz von zwölf Teilnehmern- für ein neu gegründetes Team ein überraschend gutes Ergebnis. Von zwei Freundschaftsspielen gegen die erfahrenen "Munich Marvels" wurde das erste verloren, das zweite gewonnen; und Anfang Oktober fuhr die Mannschaft - jetzt endlich auch mit Panther-Trikots - zu einem Turnier nach Amberg, das sie ebenfalls gewann. Etliche Trainer würden sich in einer solchen Situation zufrieden zurücklehnen, Büchner dagegen erklärt der Mannschaft im Winter-Hallentraining, dass er in Amberg eigentlich "höhere Siege" erwartet habe und skizziert Ziele für die nähere Zukunft, nämlich bei der nächsten offenen Deutschen Meisterschaft noch weiter oben mitzumischen, ein Spielfeld zu bauen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, für die Betreuung der Teams wie auch in der Spielleitung. Er sei auch für Neueinsteiger für das Team offen, "wir nehmen alle, wir bringen's allen bei", besondere athletische Voraussetzungen seien nicht erforderlich.

Mittelfristig hofft er zudem, dass genügend Kinder für eine Penzberger Kinderliga zusammenkommen, "damit die Kids nicht so weit fahren müssen". Während seiner Zeit in Lemgo gab es bis zu 100 aktive Mitglieder, in Ansbach sogar 165. Andreas Büchner hat "groß" und "erfolgreich" im deutschen Baseball bereits erlebt. Noch ist dafür im Nachwuchsbereich in Bayern Regensburg das Maß der Dinge. Aber Büchner steht in Penzberg mit seinen Teams ja auch erst am Anfang. Die Panther jedenfalls sind auf dem Sprung nach oben.

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