Süddeutsche Zeitung

Sitzung des Gemeinderats:Lenggries plant Hochwasserschutz

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Trassenverlauf ist die bisher "wirtschaftlichste Variante"

Von Petra Schneider, Lenggries

Der Hochwasserschutz an Dorfbach und seinen Quellbächen treibt die Bürger um: Etwa 30 Zuhörer drängten sich bei der Gemeinderatssitzung am Montag bis in den Flur hinaus. Markus Brandtner vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim (WWA) stellte den Sachstand der Planungen vor, die sich aus personellen Gründen und wegen der "Bürgerdialoge" verzögert hätten. Wo es möglich war, seien in Absprache mit den Grundstückseigentümern Eingriffsminimierungen vorgenommen worden, sagte Brandtner.

Geblieben ist der Trassenverlauf, der die "wirtschaftlichste Variante" darstelle. Die geschätzten Kosten liegen bei 12,5 Millionen Euro brutto - und damit doppelt so hoch, wie noch im Jahr 2012. Diese Zahlen hatten bei einer Infoveranstaltung im vergangenen Frühjahr für Bestürzung gesorgt; Bürgermeister Werner Weindl (CSU) forderte die Prüfung anderer Möglichkeiten, weil die Gemeinde den Kostenanteil von 30 bis 50 Prozent nicht finanzieren könne.

Die Planungen sehen vor, dass überschüssiges Wasser aus Reiter- und Halsbach mittels Rohrleitungen in den Weiherbach und im weiteren Verlauf in die Isar abgeleitet wird. Um für den Fall eines 100-jährigen Hochwassers gerüstet zu sein, müssten bauliche Eingriffe an allen drei Bächen vorgenommen werden, daran komme man nicht vorbei, sagte Brandtner.

Unterirdisch geführte Leitungen seien kostenintensiver, hätten aber den Vorteil, dass die Flächen weiterhin bewirtschaftet und befahren werden könnten. 287 Wohngebäude und 20 Gewerbebetriebe wären bei einem Hochwasser betroffen, darunter das Pflegeheim. Beim Vorentwurf habe man die Kosten für die Auslaufbauwerke "deutlich zu niedrig angesetzt", ebenso Rohre und Kanäle, räumte Brandtner ein. Zudem seien die Baupreise seit 2010 signifikant gestiegen.

Kosteneinsparungen könnten sich seiner Ansicht nach nur ergeben, wenn man statt unterirdischer Rohre offene Gerinne plane. Dies bezweifelte Josef Wasensteiner (CSU). Er hält es für machbar, auf eine Überleitung vom Reiterbach in den Halsbach zu verzichten und stattdessen den Reiterbach zu ertüchtigen. Dadurch könne man womöglich ein Einlaufbauwerk sparen.

Markus Landthaler (FWG) sprach von einem "Horrorszenario", das zu überdimensionierten Planungen führe. In der Flächengemeinde gebe es viele Bäche. "Bei Starkregen haben wir ein richtiges Problem, nicht nur an diesen drei Bächen."

Stephan Bammer (FWG) regte an, die technischen Möglichkeiten bei der Berechnung von Szenarien auszuschöpfen, um valide Vorhersagen machen zu können. "Wir müssen verschiedene Varianten prüfen und dann einen Konsens finden", sagte Weindl. Gründlichkeit gehe vor Schnelligkeit.

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Quelle:
SZ vom 28.11.2018
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