Sieber muss den nächsten Rückschlag einstecken: Listerien-Warnung, Produktionsstopp, Rückruf, Insolvenz, Ermittlungen, Razzia - und nun auch noch ein weiteres verlorenes Gerichtsverfahren. Die Großmetzgerei mit Sitz in der Geretsrieder Böhmerwaldstraße darf weiter weder Wurst noch Wammerl herstellen und an den Handel liefern. Das Verwaltungsgericht München hat den Eilantrag des Unternehmens abgelehnt - und dem Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen recht gegeben. Da die Ursache für die Listerien in der Wurst immer noch nicht gefunden sei, befürchten die Richter, dass weiter kontaminierte Waren in die Kühlregale gelangen könnten. Sieber habe im Eilverfahren die Erkenntnisse der Gesundheitsbehörden nicht entkräften können.
Die hatten zunächst auf Wacholderwammerl, später auch auf einfachem Wammerl und zudem auf vegetarischem Aufschnitt einen Bakterienstamm festgestellt, den sie in Zusammenhang mit einer Erkrankungswelle in Süddeutschland mit 76 Patienten und acht Toten bringen. Die Großmetzgerei war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Parallel zu den Analysen der Proben geht auch die Ursachenforschung weiter: Alle Sieber-Mitarbeiter mussten Stuhlproben abgeben. Die Untersuchungen laufen, noch stehen keine genauen Ergebnisse fest. Listeriose-Patienten können den Erreger über Monate ausscheiden. Die Bakterien sind auch bei bis zu fünf Prozent aller Gesunden nachweisbar.
Das Landratsamt sieht sich bestätigt und weist darauf hin, dass Sieber bereits gegen die Lebensmittelwarnung vom 27. Mai gerichtlich vorgegangen und gescheitert war. Auch der Bescheid vom nachfolgenden Tag mit dem Produktionsstopp und dem Rückruf von mehreren hundert Tonnen Wurstwaren sei rechtmäßig gewesen. Es liege nun an Sieber beziehungsweise am Insolvenzverwalter, den Beschluss zu akzeptieren und sich darauf zu konzentrieren, eine listerienfreie Produktion zu gewährleisten. So sieht es auch Insolvenzverwalter Josef Hingerl. Es sei nicht seine Aufgabe, den Beschluss zu kommentieren - sondern die des früheren Geschäftsführers Dietmar Schach. Hingerl will sich um die Zukunft kümmern: "Ich beschäftige mich nur damit, den Nachweis zu erbringen, dass wieder sicher produziert werden kann."