Shopping in der Stadt:180 Meter Einkaufsmeile

Shopping in der Stadt: Auf dem Gelände des Baustoffhandels Kraft soll das neue Loisachcenter entstehen.

Auf dem Gelände des Baustoffhandels Kraft soll das neue Loisachcenter entstehen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Für das Kraft-Areal am Wolfratshauser Bahnhof liegt nun der Bebauungsplanentwurf öffentlich aus. Die Planer gaben am Montag einen ersten Blick aufs "Loisachcenter" mit Tiefgarage, das dort entstehen soll.

Von Konstantin Kaip

Dass ein Einkaufszentrum auf dem sogenannten Kraft-Areal am Wolfratshauser Bahnhof ein Segen für die Innenstadt wäre, darüber ist man sich im Stadtrat schon lange einig. Bis der Bebauungsplan dafür auf den Weg gebracht wurde, hat es allerdings gedauert - auch weil geklärt werden musste, ob die sensible Sauerlacher Straße den zusätzlichen Verkehr verträgt. Nun liegt der erste Entwurf des Bebauungsplans aus. Im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung haben die Planer das Vorhaben am Montag im Rathaus öffentlich erörtert. Die Bürger bekamen einen ersten Eindruck von der Dimension des Zentrums und hörten auch erstmals den Namen der geplanten neuen Einkaufsattraktion: "Loisachcenter".

Wie Udo Feickert vom Büro U-Plan einer Handvoll Interessenten im Sitzungssaal erläuterte, soll das Einkaufszentrum im Süden des etwa 10 000 Quadratmeter großen Grundstücks als länglicher Bau realisiert werden: 12,20 Meter hoch, zirka 30 Meter breit und bis zu 180 Meter lang. In dem zweistöckigen Loisachcenter mit Flachdach sollen laut den vom Stadtrat beschlossenen Festsetzungen ein Vollsortimenter für Lebensmittel, ein Discounter, ein Elektromarkt, eine Bäckerei, ein Kiosk und ein Textilgeschäft unterkommen - mit insgesamt maximal 6500 Quadratmetern Verkaufsfläche. Zudem sei ein Gastronomiebetrieb mit etwa 500 Quadratmetern vorgesehen. Vor allem der Elektrofachhandel schließe "eine Lücke in Wolfratshausen", sagte Feickert. Er bringe eine höhere Kundenfrequenz und habe so "Synergieeffekte für die Innenstadt".

Die Planung sei sehr darauf bedacht, dass im Loisachcenter keine "zentrumsrelevanten Sortimente" angeboten werden. Gemäß der mit der Beratungsfirma Cima festgelegten Liste dürften dort etwa keine Arzneimittel, Bücher, Schuhe und Drogeriewaren verkauft werden. Das Einkaufszentrum, das an Nord- und Südseite Fluchttreppen erhält, wird laut Plan von der Sauerlacher Straße aus erschlossen und bekommt eine zweistöckige Tiefgarage mit insgesamt 310 Stellplätzen, dazu soll es elf oberirdische Parkplätze geben.

"Die Kaufkraft in Wolfratshausen ist sehr hoch."

Im Norden des Grundstücks soll ein Wohngebäude entstehen, gemäß den Vorgaben des Stadtrats mit geförderten Wohnungen. Wie Feickert erläuterte, soll das Haus vier Geschosse erhalten, das oberste soll jedoch als Sattelgeschoss leicht zurückversetzt realisiert werden, damit der Baukörper in der niedrigeren Umgebung weniger massiv wirkt. Das Gebäude soll eine Wandhöhe von 11,60 Metern haben und insgesamt 16 Wohnungen beherbergen. Laut Planung wird es mit einer Tiefgarage und oberirdischen Stellplätzen ausgestattet. Erschlossen werde es über eine kleine Stichstraße im Norden des Geländes mit Wendehammer, die 5,50 Meter breit ausfallen soll.

Im Publikum gab es einige Bedenken zu den Plänen, die allerdings durchaus unterschiedlich ausfielen: Während Grünen-Stadtrat Hans Schmidt anmerkte, dass das Einkaufszentrum selbst laut Cima-Gutachten bis zu 20 Prozent Kaufkraft aus der Innenstadt abziehen könne, warnte ein Bürger vor "zu vielen Beschränkungen". Dass man laut Sortimentsliste dort etwa keine Heimtextilien wie Bettzeug anbieten dürfe, könne unter Umständen die Attraktivität für Ladenbetreiber schmälern. Er habe die Befürchtung, dass das Einkaufszentrum dann nicht laufe, sagte der Mann. "Eine Bauruine dort wäre für Wolfratshausen das Schlimmste." Planer Feickert aber betonte, dass es bereits viele Interessenten gebe. "Die Kaufkraft in Wolfratshausen ist sehr hoch."

Entwickelt wird das Areal, das der Kraft-Stiftung gehört, vom Grünwalder Investor Rainer Scherbaum, der auch für den geplanten Neubau anstelle des Isar-Kaufhauses im Wolfratshauser Untermarkt verantwortlich ist. Scherbaum sei ein "erfolgreicher Investor", der schon in anderen Städten ähnliche Projekte realisiert habe, sagte der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD). Für das Kraft-Areal investiere er "einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag". Rechtsanwalt Harald Mosler, der die Kraft-Stiftung vertritt und die Idee zu dem Einkaufszentrum hatte, hat immer wieder betont, dass es nicht an möglichen Mietern für die Läden mangele. Am Montag meldete sich im Sitzungssaal auch Ernst Gröbmair zu Wort. "Ich kann Ihnen versichern: Je größer die Ladenfläche, desto leichter ist sie vermietbar", sagte der Immobilienmakler. Er habe selbst etwa zehn bis 15 Anfragen pro Jahr von Handelsketten, die Verkaufsflächen von mehr als 1200 Quadratmetern suchten - die in Wolfratshausen jedoch fehlten.

Susanne Leonhard vom Bauamt betonte, dass der Bebauungsplanentwurf gerade im ersten Verfahrensschritt sei. Dass er erst jetzt Gestalt annimmt, liegt an der sensiblen Verkehrslage der Sauerlacher Straße mit Bahnübergang. In einem Gutachten hatte Verkehrsplaner Helmuth Ammerl geklärt, dass das Einkaufszentrum mit rund 4000 zusätzlichen Autos am Tag für die Straßen zu verkraften sei, wenn man den Verkehrsfluss an den Knotenpunkten der Sauerlacher Straße sowie an Schießstättstraße und B11 verbessere. Wie das funktionieren kann, zeigte er am Montag noch einmal anhand einer aufwendigen Simulation, die er für insgesamt zwölf Knotenpunkte erstellt hatte.

Bürger können den Bebauungsplan bis 20. Juli im Rathaus einsehen und Einwendungen vorbringen

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