Seniorenbeirat:Nahverkehr mit Armlehne

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Die Mitfahrerbänke mit Schildern für den Landkreis können bald bestellt werden. Im August könnten die ersten stehen

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Ältere Landkreisbürger, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, können auf baldige Erleichterung hoffen, um in eine Nachbargemeinde oder in ihrem Wohnort zum Arzt oder zum Supermarkt zu gelangen: Die sogenannten Mitfahrerbänke, die in mehreren Kommunen des Landkreises aufgestellt werden sollen, nehmen mehr und mehr Gestalt an. Wie der Initiator des Projekts und Behindertenbeauftragte des Landkreises Ralph Seifert am Donnerstag in der Sitzung des Seniorenbeirats Bad Tölz-Wolfratshausen sagte, sind die Planungen vorangeschritten. Für den einheitlichen Zielwegweiser gebe es einen Prototyp, auch eine geeignete Bank habe man gefunden.

Die Seniorenbeauftragte des Landratsamts Christiane Bäumler will die Bestelllisten in etwa zwei Wochen an die teilnehmenden Kommunen schicken.

Das Prinzip der Mitfahrerbänke könnte man als Trampen für Senioren bezeichnen. Nur müssen sie sich nicht mit herausgestrecktem Daumen an den Straßenrand stellen, sondern nehmen auf Bänken an gut frequentierten Orten Platz, wo sie ihren Zielort mithilfe eines bedruckten Klappschilds anzeigen können. Autofahrer, die dort vorbeikommen, halten an und nehmen sie mit. Im ländlichen Raum ist das eine durchaus attraktive Alternative zum spärlichen öffentlichen Nahverkehr, die das soziale Miteinander fördert und die Umwelt schont. Seit 2014 gibt es Mitfahrerbänke in Deutschland, auch im Landkreis hatten Gemeinden die Idee schon ins Auge gefasst. Die von Seifert im vergangenen Jahr angestoßene Initiative soll nun ein möglichst großes Netz dieser Mitfahrstationen im Landkreis schaffen. Zahlreiche Gemeinden wie Wolfratshausen, Münsing und Schlehdorf haben ihre Teilnahme bereits beschlossen. "Das Ei ist gelegt", sagte Seifert in der Sitzung des Seniorenbeirats. "Jetzt muss das Huhn nur noch schlüpfen." Die Mitfahrerbänke sollen ein einheitliches Design mit Wiedererkennungswert bekommen. Wie Seifert berichtete, hatte er zunächst bei den Oberland-Werkstätten für Menschen mit Behinderung angefragt. Die Bank sei jedoch zu niedrig gewesen und habe keine Armlehnen gehabt. Man habe zwar angeboten, sie höher zu bauen, für die Armlehnen jedoch keine zufriedenstellende Lösung gefunden. Daraufhin habe er bei den Behindertenwerkstätten in Schönbrunn bei Dachau eine ideale Bank gefunden: aus massivem Lärchenholz mit Armlehnen und einer Länge von 1,30 Metern. Kosten soll sie 250 Euro. Wegen der Auftragslage könne sich die Lieferung verzögern, sagte Seifert. Man habe aber zugesichert, bis Anfang August die Bänke für eine Pilotkommune zu liefern. "So können wir Erfahrungswerte machen", sagte Seifert. "Wichtig ist, dass die Bänke von den Bürgern angenommen werden." Die witterungsbeständigen und wartungsfreien Zielwegweiser aus Metall sollen 1,65 Meter hoch, mit einem roten M und mit vier Klappschildern für Ziele versehen werden. Kosten sollen sie etwa 885 Euro pro Stück. Welche Ziele auf die Schilder kommen, entscheide sich im Prozess, erklärte Bäumler vom Landratsamt: So sollten die Kommunen die gewünschte Anzahl der Bänke mit Wunschzielen an sie weitergeben. Womit die Schilder bedruckt werden, hänge dann auch von den Nachbarkommunen ab.

Bei der Seniorenbeiratssitzung, die diesmal im Wolfratshauser Rathaus stattfand, ging es auch um die Beratung im Pflegefall. Dass der Bedarf dafür hoch ist, zeigte eine intensive Diskussion. Bäumler empfahl Angehörigen, sich an die Fachstelle für pflegende Angehörige des Roten Kreuzes zu wenden.

© SZ vom 08.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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