Senioren:Landkreis will Millionen in die Altenpflege investieren

Die Politik will den Notstand abwenden und plant hohe Zuschüsse - für neue Heime, Tages- und Kurzzeitbetreuung sowie ambulante Dienste.

Von Alexandra Vecchiato

Der Landkreis will mehrere Millionen Euro in den Ausbau von Hilfs- und Betreuungsangeboten für Senioren investieren. So soll etwa die Anzahl der vollstationären Pflegeplätze aufgestockt werden. Zu den bestehenden 423 Plätzen sollen weitere 200 hinzukommen. Allein dafür nimmt der Landkreis bis zu drei Millionen Euro in die Hand. Investoren und Betreiber sind aufgerufen, ihren Zuschussbedarf bald auf der Flinthöhe zu melden. Denn 2020 steigt der Landkreis aus dieser Förderung aus.

Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) sprach von einem Paradigmenwechsel, als die Neuerungen im seniorenpolitischen Gesamtkonzept im Kreisausschuss des Kreistags am Montag vorgestellt wurden. Es gebe eine große Nachfrage von Investoren, die Heime im Landkreis errichten möchten. Mit der Ankündigung, 2020 bei der Förderung vollstationärer Plätze auszusteigen, hoffe man, dass ein "gewisser Ruck durch die Pflegelandschaft" gehen werde, sagte Felicitas Wolf, zuständig für die Seniorenplanung im Landratsamt. Fördermittel könnten zwar noch 2021 und 2022 ausgezahlt werden, Interessenten müssten hierfür ihre Anträge bis spätestens 31. März 2020 stellen. Eine Förderung über das Jahr 2022 hinaus findet nicht mehr statt. "Wir hoffen so, dass schnell etwas vorangeht", sagte Wolf.

Zu den drei Millionen Euro sollen mit nochmals sechs Millionen Euro der Ausbau und die Sanierung bestehender Seniorenheime gefördert werden. In Schlehdorf werde ein neues Heim gebaut, sagte Landrat Niedermaier. Der "Seehof" in Kochel werde saniert, andere Projekte befänden sich auf dem Weg.

Nicht allein die vollstationäre Pflege ist im Fokus. Der Ausbau der ambulanten Pflege sei ein wichtiger Punkt im seniorenpolitischen Gesamtkonzept, betonte Wolf. 2016 haben 550 Menschen diese Form der Betreuung in Anspruch genommen, 2028 werden es 800 sein. Mit diesem Anstieg geht der Bedarf an mehr Vollzeitpflegekräften einher - von 142 auf 188. Auch in diesem Bereich geht der Landkreis neue Wege. Pflegedienste erhalten künftig mehr Kilometergeld. Damit soll ein Anreiz geschaffen werden, dass bislang schlecht versorgte Gebiete wie etwa die Jachenau für Anbieter attraktiver werden. Einen Zuschuss erhält der Pflegedienst nur, wenn er einen kompletten Sozialraum übernimmt, etwa den Süden von Sachsenkam bis in die Jachenau. Für den Zuschuss für die Pflegekräfte und das Kilometergeld wendet der Landkreis künftig jährlich 90 000 Euro im Jahr auf.

Weitere Bereiche, die gefördert werden sollen, sind die Tagesbetreuung und die Tagespflege. Die Tagesbetreuung wird für weitere drei Jahre bezuschusst. Der Landkreis hofft, dass mehr solcher Einrichtungen eröffnet werden. 6000 Euro soll es pro Einrichtung geben. In der Tagespflege, also der teilstationären Pflege, möchte der Landkreis bis zum Jahr 2020 weitere 50 Plätze fördern. Maximal drei Einrichtungen könnten mit insgesamt 219 500 Euro bezuschusst werden.

Einen großen Bedarf gebe es in der Kurzzeitpflege, sagte Wolf. Der Druck sei "wahnsinnig hoch". Um es für Seniorenheime attraktiver zu machen, solche Plätze vorzuhalten, plant der Landkreis, ab dem elften Tag, von dem an dieser nicht vollstationär belegt wird, 75 Prozent des Tagessatzes zu übernehmen, maximal 150 000 Euro insgesamt im Jahr.

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