Sehenswert:Löwenzahnlikör und Klappaltar

Das Diözesanmuseum hat im Kloster Beuerberg eine neue Ausstellung eingerichtet und bietet eine eigene Produktlinie an. Zum 350. Gründungsjubiläum des Salesianerinnen-Ordens stehen Frauen-Schicksale im Mittelpunkt.

Von Benjamin Engel

Gleich im zweiten Raum begegnet der Ausstellungsbesucher der entscheidenden Figur für die Salesianerinnen in Bayern: Das Bild von Kurfürstin Henriette Adelaide (1636-1676) hängt direkt gegenüber der Eingangstür. Sie holte die ersten Ordensschwestern aus dem italienischen Vercelli 1667, also genau vor 350 Jahren, nach München. Schon mit neun Jahren schrieb Henriette Adelaide in einem Brief, sie wolle einmal Nonne werden. Tatsächlich führte sie später auch als Kurfürstin ein teils nonnenhaftes Leben.

Das Diözesanmuseum Freising stellt das 350. Gründungsjubiläum des Ordens in München ins Zentrum der zweiten, zum Großteil neu gestalteten Ausstellung im Kloster Beuerberg mit dem Titel "Klausur - Sehnsuchtsort Kloster". Die Lebensgeschichten der für die Entwicklung des Ordens wichtigen Frauen, Stifterinnen und Gönnerinnen sind zentraler Dreh- und Angelpunkt. So erfährt der Besucher etwa von der beschwerlichen Reise der Nonnen im 17. Jahrhundert von Italien über die Alpen nach München. Die Ausstellung thematisiert die enge Verbindung des Klosters in der Residenzstadt mit dem Herrscherhof im 18. Jahrhundert. Die wichtigen Münchner Adelsfamilien wie die Aretins und Spretis schickten ihre Töchter zur Erziehung ans Kloster. "Sehr viele sind danach direkt ins Kloster eingetreten", erklärt Christoph Kürzeder, Direktor des Diözesanmuseums.

Doch was machte das Kloster nun zum Sehnsuchtsort? "Das kann auch eine gewisse Form von Selbstbestimmung gewesen sein", vermutet Kürzeder. Denn außerhalb der Klostermauern wurden die Frauen oft gegen ihren Willen verheiratet oder fanden keinen ihrem Adelstand entsprechenden Ehemann.

Wie der federführende Gestalter der Beuerberger Schau, Steffen Mensch, erklärt, sind etwa 70 Prozent der Ausstellung gegenüber dem Vorjahr vollkommen neu konzipiert. Erstmals können die Besucher auch mit einem Audioguide durch die Räume der 2014 von den letzten Ordensfrauen verlassenen Anlage gehen. "Die Schwestern erzählen auch im O-Ton von verschiedenen Objekten." Der Audioguide entstand in Zusammenarbeit mit dem Münchner Kirchenradio.

Anhand der einzelnen persönlichen Schicksale können die Besucher die Entwicklung des Ordens von der Residenzstadt München, über die Stationen Indersdorf, Dietramszell bis Beuerberg nachverfolgen, wohin die Salesianerinnen 1835 kamen. Aus diesen Klöstern stammen viele Leihgaben für die Ausstellung. Die intensive Beschäftigung damit brachte manch spannendes Detail ans Tageslicht.

So kam unter dem mit Blumentöpfen übermalten Teilbereich eines Gemäldes die Abbildung eines barocken Lustgartens mit nackten Göttergestalten zutage. Eine "Himmelsleiter" führt direkt in die Wolken. Doch dort wartet nicht der Christen-Gott, sondern der römische Gott Jupiter. Auf dem Gemälde sei der falsche Lebensweg dargestellt, erklärt Kürzeder. "Die Spielerei mit der Mythologie ist typisch für den Salesianerinnenorden in dieser Zeit."

Ebenso neu konzipiert ist der Klosterladen. Während es im Vorjahr vor allem Hausratsgegenstände aus dem Kloster zu kaufen gab, haben sich die Ausstellungsgestalter für diesmal eine eigene Produktlinie ausgedacht. Mit einem Wasserburger Apotheker entstand die Idee für den Löwenzahnlikör "Leo". Ein Beuerberger Klappaltar wird genauso angeboten wie Votivgaben, Papeterie-Waren und eine Schokoladen-Edition. "Die Idee ist, regionale, handwerklich hergestellte, hochwertige Produkte anzubieten", sagt Kürzeder.

Zur Ausstellung wird es ein umfangreiches Begleitprogramm geben, das vor allem zu den Ferienzeiten nochmals im Vergleich zum Vorjahr ausgeweitet wurde. Die "Klosterküche" als Restaurant im Refektorium bleibt bestehen. Im Pavillon im Garten - dieser öffnet allerdings noch nicht am Ostermontag - zeigt die Münchner Fotografin Herlinde Koelbl Aufnahmen sakraler Objekte. Die südkoreanische Künstlerin Young-Jae Lee stellt ihre von Theresa von Avila inspirierten Keramiken aus.

Offen bleibt, wie die Klosteranlage mit ihren knapp 12 000 Quadratmetern auf drei Etagen künftig genutzt werden kann. Mensch erklärt, dass es Jahre dauern werde, um den Bestand zu untersuchen. Ein restlos ausformuliertes Nutzungskonzept sei erst in fernerer Zukunft zu erwarten. "Das Schöne ist, wir haben die Erlaubnis der Erzdiözese, Dinge auszuprobieren." Er gehe davon aus, dass die Anlage öffentlich zugänglich bleibe. Womöglich könnten die Räume im zweiten und dritten Stock mit Fest- und Kapitelsaal, die bisher mangels Brandschutzes verschlossen sind, für Besucher freigegeben werden. "Da ist Potenzial für die Zukunft", sagt Mensch.

Klausur - Sehnsuchtsort Kloster, Eröffnung 17. April um 11 Uhr; bis Dienstag, 3. Oktober, jeweils 10 bis 18 Uhr, Beuerberg

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