Schulreform:Ringen um die Mittelschule

Geretsried will verhindern, dass eigene Schüler mit Bus in den Nachbarort fahren müssen - dies könnte das Projekt Mittelschule gefährden.

Bernhard Lohr

Geretsried und Wolfratshausen müssen sich wieder einmal zusammenraufen. Beide Städte streben mit den Nachbarkommunen einen Mittelschulverbund an. Der Name steht fest und auch sonst sieht es so aus, als könnte die "Isar-Loisach Mittelschule" im September mit rund 1100 Schülern loslegen.

Schulreform: Die Geretsrieder Schüler sollen auch künfig an ihrer Schule alle Bildungsangebote vorfinden und nicht pendeln müssen.

Die Geretsrieder Schüler sollen auch künfig an ihrer Schule alle Bildungsangebote vorfinden und nicht pendeln müssen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Doch jetzt fordert Geretsried eine Garantie, dass seine Schüler wie die jetzigen Hauptschüler auch künftig alle Bildungsangebote in der Stadt vorfinden. Niemand soll mit dem Bus in einen Nachbarort fahren müssen. Wie das gerade in Wolfratshausen aufgenommen wird, ist derweil unklar.

Die Hauptschulen in Wolfratshausen, Geretsried, Dietramszell und Königsdorf sollen vom kommenden Schuljahr an als Mittelschulverbund Isar-Loisach eng zusammenarbeiten. So soll nach den Vorstellungen des Kultusministeriums den Schülern auch an kleinen Standorten über den Verbund ein gewisses Spektrum an Angeboten offen stehen. Die Mittelschule muss alle drei Zweige der Berufsorientierung in Technik, Wirtschaft und Sozialem anbieten. Es muss eine Ganztagesbetreuung geben, und außerdem auch die Möglichkeit, einen M-Zug zu besuchen, der zur Mittleren Reife führt. In Geretsried gibt es das alles bereits jetzt, und so soll es auch bleiben. Bürgermeister Cornelia Irmer (parteifrei) sagte am Dienstag im Hauptausschuss des Stadtrats: "Wir möchten auf keinen Fall hinter den aktuellen Stand zurück."

Für viele Schüler der kleinen Hauptschulen in Dietramszell und Königsdorf bedeutet die Mittelschule wohl, dass sie viel mit dem Schulbus unterwegs sein werden. Zwar saniert Wolfratshausen gerade mit viel Aufwand seine Volksschule in Waldram und steckt viel Geld in die Hammerschmiedschule. Doch auch Wolfratshauser Kinder werden in den Bus steigen müssen, wenn sie in der Isar-Loisach-Mittelschule auf den M-Zweig gehen.

Denn ein zentraler Punkt in dem Kooperationsvertrag ist die Regelung, wo künftig der M-Zweig angeboten wird. In den vergangenen Jahren war der, von einem zweijährigen Intermezzo in Wolfratshausen abgesehen, immer an der Hauptschule in Geretsried angesiedelt. In der Mittelschule ist nun vorgesehen, die unteren Jahrgangsstufen bis zur 8. Klasse dezentral an den kleineren Schulen zu lassen. Die Jahrgangsstufen 9 und 10 sollen dann zusammengefasst werden. Und Geretsried fordert ausdrücklich, dass dies wieder in Geretsried passiert.

Das Schulamt sieht die jüngste Entwicklung mit Zurückhaltung. Schulamtsdirektor Norbert Weinhuber befürchtet, dass es gerade bei den M-Klassen zu Verwerfungen kommt. Sollten zum Beispiel 40 Schüler für den M-Zug in den 9. und 10. Klassen eingeschrieben sein, und 30 aus Geretsried kommen, würde im Zweifel eine Klasse mit weit über 20 Kindern in Geretsried entstehen und eine mit vielleicht zehn in Wolfratshausen. Das wäre "pädagogischer Unfug". Zudem hofft Weinhuber, dass die Debatte über die Ausgestaltung des Mittelschulverbunds zwischen den Städten im Norden keine Rivalitäten aufbrechen lässt. "Wir im Schulamt sind sehr interessiert daran, dass der Verbund, der geplant ist, zustande kommt." In großen Einheiten mit vielen Schülern und vielen Lehrern, könne man viel flexibler agieren als im Kleinen.

Wie Wolfratshausen zu all dem steht, ist schwer abzuschätzen. Bürgermeister Helmut Forster (Bürgervereinigung) hielt sich am Mittwoch bedeckt. Er sagte, er wolle der Debatte im Stadtrat nicht vorgreifen. Am Donnerstag werde nichtöffentlich vorberaten und kommende Woche werde der Vertrag öffentlich im Stadtrat Thema sein. Forster deutete Einverständnis an, was den M-Zweig in Geretsried angeht. Ansonsten gebe es aber durchaus Diskussionsbedarf.

Ein weiterer Verbund ist im Süden geplant mit Zentrum in Bad Tölz. Benediktbeuern orientiert sich nach Penzberg. Der Zusammenschluss im Süden wird nach Einschätzung von Schulamtsdirektor Weinhuber problemlos zustande kommen. Anfang April müssen die Kooperationsverträge in den Kommunen abgesegnet sein. Bis dahin sollen sie bei der Regierung von Oberbayern vorliegen, damit die Schule im September starten kann.

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