Schulen:Kinder auf "brandgefährlichen" Wegen

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In Münsing und Schäftlarn fehlen Schülerlotsen. Jetzt schlagen die Rektoren und die Verkehrswacht Alarm.

Elisa Linseisen

Der Schulweg der Münsinger Erstklässler führt jeden Morgen über die stark befahrene Hauptstraße des Ortes. "Brandgefährlich", so schätzt Schulrektorin Angelika Banner diese Situation ein. Was ist mit der Lösung, die schon viele Schulen im Landkreis anbieten? Ehrenamtliche sorgen dort für die sichere Begleitung der Kinder zur Schule. Denn die Unfallquote sei gleich null, sobald Schulweghelfer im Einsatz seien, sagt Ilka Fottner, Vorsitzende der Kreisverkehrswacht Bad Tölz-Wolfratshausen. Sie beurteilt die ehrenamtliche Mithilfe als "hundertprozentig notwendig".

In Münsing und Schäftlarn fehlen Schülerlotsen. Die Kinder müssen jeden Tag auf "brandgefährlichen" Wegen zur Schule gehen. (Foto: dapd)

Banner sagt, sie habe alles versucht. Jedes Jahr starte sie einen Aufruf, sogar über die Gemeinde habe sie schon die Notwendigkeit von Schulweghelfern kommuniziert. "Keine Resonanz", so das Ergebnis.

In Schäftlarn müssen die Grundschüler fünf gefährliche Punkte auf ihrem Weg zum Schulgebäude passieren. Vor allem das Überqueren der Bundesstraße B11 ist für die Neulinge im Verkehr eine harte Probe. Schulleiter Wolfgang Prechter erkennt das Problem. In einem Brief an die Eltern präsentiert er das Konzept: "Für die Besetzung dieser fünf neuralgischen Punkte würden wir 25 Schulweghelfer brauchen, wenn jeder einmal pro Woche an einer Stelle für circa 25 Minuten am Morgen (7.20 - 7.45 Uhr) seinen Schulweghelferdienst ausübt." Doch es gab nur 13 zustimmende Rückmeldungen.

Nun will Prechter wenigstens ein Zeichen setzen. "Auch wenn momentan nur ein oder zwei Verkehrsstellen mit Lotsen besetzt werden könnten, wäre der 'Auftritt' von Schülerlotsen im Schäftlarner Verkehrsbild sicherlich ein wichtiges und starkes Signal", meint er. Es sei zu hoffen, dass das gute Beispiel auch andere vom Sinn dieses ehrenamtlichen Engagements überzeugen könne, heißt es im zweiten Appell an die Eltern. Jetzt wird auch über die Gemeinde geworben, um andere ehrenamtliche Helfer für das Projekt zu begeistern. Interessenten werden gebeten, sich bei der Grundschule Schäftlarn telefonisch unter 08178/4235 oder per E-Mail unter schuleschaeftlarn@t-online.de zu melden.

Das Polizeipräsidium Oberbayern-Süd erachtet Schulweghelfer für sehr wichtig. Allein 2010 gab es 72 Verletzte bei Schulwegunfällen. Daher bewertet das Präsidium den Einsatz von ehrenamtlichen Helfern sehr positiv. Denn sie überwachen den Schulweg, werden auf Grund der Kleidung im Straßenverkehr wahrgenommen und haben eine Vorbildwirkung auf die Kinder.

In Icking gibt es seit sechs Jahren den Schulwegbegleitdienst. Constanze Geiger organisiert und koordiniert den Einsatz. Im Wechsel kümmern sich neun Ehrenamtliche morgens um die Sicherheit der Kinder. "Das Thema ist Übersichtlichkeit", sagt Geiger über die Schwierigkeiten in Icking. Schülerströme von der S-Bahn, Schulbusse und die Autos der Eltern, "und jeder hat seinen eigenen Terminplan im Kopf" - da könne schnell etwas passieren.

Obwohl die Erfahrung zeigt, wie wichtig Schulweghelfer sein können, gelingt die Organisation in manchen Gemeinden nicht. Kreisverkehrswacht-Sprecherin Ilka Fottner vermutet, das liege am Zeitmangel der Eltern. Umso mehr müsse man das Engagement und den Einsatz derjenigen würdigen, die den Dienst leisten.

© SZ vom 05.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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