Schulen als gentechnikfreie Zonen:Weitere Etappe im Kampf gegen Genfood

Die Stadt Wolfratshausen will keine gentechnisch veränderten Lebensmittel - das passt nicht allen Amtsinhabern.

Elisa Linseisen

Immer mehr Städte und Gemeinden im Landkreis wollen gentechnikveränderte Lebensmittel verbannen. Aktuell fordert die CSU-Stadtratsfraktion in Wolfratshausen, die Stadt zu einer gentechnikfreien Zone zu erklären. Städtische Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten sollen auf gentechnikveränderte Lebensmittel verzichten.

Anneliese Holzer Genfreie Agrotechnik

Bäuerin Anneliese Holzer von der Organisation "Zivilcourage"  verfüttert nur gentechnik-freies Futter an ihre Kühe.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Antrag kommt in der Stadtratsitzung am Dienstag, 15. Februar, (Beginn: 18 Uhr) im Rathaus zur Abstimmung. Manfred Fleischer (CSU) wünscht sich eine breite Zustimmung und prognostiziert ein positives Ergebnis. Für ihn habe der Beschluss zur gentechnikfreien Stadt Wolfratshausen Signalwirkung. Einerseits soll auf mögliche Risiken von "Genfood" hingewiesen werden, andererseits unterstütze die Resolution die heimischen Bauern, die sich ebenfalls seit Jahren gegen die Agrogentechnik aussprechen.

Mit dem Beschluss steht Wolfratshausen in der Tradition von sieben gentechnikfreien Gemeinden im Landkreis, darunter Bad Heilbrunn, Bichl, Münsing, Icking und Dietramszell. Die Vorreiterrolle hatten Königsdorf und Wackersberg übernommen. Alois Bauer, Bürgermeister von Wackersberg, hofft, dass auch der private Verbraucher für das Thema sensibilisiert werden kann und so gentechnikfreie Produkte "im Kühlschrank ankommen". Es gäbe genügend gute Erzeugnisse aus der Region, man müsse Lebensmittel "nicht um die ganze Welt karren".

Nicht alle Amtsinhaber teilen diese Auffassung: Als der Holzkirchner Gemeinderat unlängst offensiv gegen die Gentechnik vorging, kam es zu einem polarisierenden Meinungsaustausch mit Johannes Hütz, dem Leiter des Miesbacher Landwirtschaftsamts. Dieser warnte vor rechtlichen Auswirkungen eines Aktionismus im Kampf gegen die Gentechnik. "Es ist problematisch, wenn eine Kommune den rechtlich abgesicherten Weg verlässt." Hütz bezog sich auf die Freisetzungsrichtlinie der Europäischen Union. Diese besagt, dass die Mitgliedstaaten den Vertrieb von Produkten, welche den Richtlinien entsprächen, "nicht verbieten, einschränken oder behindern dürfen".

Auf diese Mahnung reagiert Fleischer gelassen. Der Stadtrat befinde sich auf rechtlich sicherem Terrain. "Wir dürfen Empfehlungen aussprechen, soviel wir lustig sind", sagt Fleischer, Hütz habe hier keine fachliche Zuständigkeit.

Auch der stellvertretende Landrat Werner Weindl (CSU) sieht bei Empfehlungen der Gemeinde kein Problem. Das Landratsamt befürworte die Entwicklung und unterstütze Bestrebungen aller Gemeinden, agrogentechnikfrei zu werden. Doch die Empfehlungen der Gemeinden seien nicht alles. Die Verbraucher seien ein "großer Posten", da müsse man "dicke Bretter bohren". Aufklärungsarbeit und Veranstaltungen seien notwendig, um intensiv auf das Verbraucherverhalten einzuwirken.

Der Arbeitskreis Zivilcourage Bad Tölz-Wolfratshausen ist ein Dachverband, der sich massiv für einen gentechnikfreien Landkreis ausspricht. Anneliese Holzer, Landwirtin aus Degerndorf und Sprecherin von Zivilcourage, sieht die regionale Entwicklung "sehr positiv". So werde der politische Druck immer größer, denn auf der politischen Ebene gebe es noch genügend Handlungsbedarf. Es sei eindeutig, "dass der Bürger keine Gentechnik will". Den Verwies auf die Richtlinie der Europäischen Union sieht Holzer nur als "Ausrede", man solle "nicht soviel Angst haben".

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