Schülerproteste für Klimaschutz:"Macht das!"

Schülerproteste für Klimaschutz: Alle zwei Wochen wird in Bad Tölz fürs Klima gestreikt. Lukas von Andrian (links) geht auf die Realschule Tölz und hat den Protest mit initiiert. Nick Altenburger ist Schüler am Gabriel-von-Seidl-Gymnasium und ebenfalls aktiv. Montagabends trifft sich die Gruppe zum Plenum im Jugendcafé in Bad Tölz

Alle zwei Wochen wird in Bad Tölz fürs Klima gestreikt. Lukas von Andrian (links) geht auf die Realschule Tölz und hat den Protest mit initiiert. Nick Altenburger ist Schüler am Gabriel-von-Seidl-Gymnasium und ebenfalls aktiv. Montagabends trifft sich die Gruppe zum Plenum im Jugendcafé in Bad Tölz

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Lukas von Andrian und Nick Altenburger sind Teil des "Fridays-for-Future"-Protests in Bad Tölz. Klimaschutz halten sie für die wichtigste Aufgabe ihrer Generation, derer sich jeder Einzelne und vor allem die Politik annehmen muss.

Von Nora Schumann

In Bad Tölz gehen an diesem Freitag erneut Schüler gegen die aktuelle Klimapolitik auf die Straße. Um 11 Uhr trifft sich die "Fridays-For-Future"-Gruppe am Sportplatz Tölz. Willkommen ist dabei jeder, der das Anliegen unterstützt. Lukas, 15, und Nick, 16, sind Mitorganisatoren der Proteste und wünschen sich strukturelle und politische Veränderungen für den Klimaschutz.

SZ: Lukas, du bist Mitgründer, der Protestgruppe in Bad Tölz, habt ihr das alleine auf die Beine gestellt?

Lukas: Ja, wir haben eine Whatsapp-Gruppe gegründet und den Einladungslink rumgeschickt. Als wir 120 Leute in der Gruppe hatten, haben wir gesagt, jetzt beantragen wir die Demo einfach, sind dann ohne Plan ins Rathaus, wurden von dort zum Landratsamt geschickt. Die Demo zu beantragen war dann ganz leicht, es hat uns auch überrascht, dass es da keinen großen Gegenwind gab. Die erste Demo ist auch richtig gut angekommen, es waren über 200 Leute da. Das ist für Tölz viel. (lacht)

Es gibt die offiziellen Forderungen der FFF-Bewegung, die ihr unterstützt. Wollt ihr auch lokal Veränderungen initiieren?

Lukas: Ja, da sind wir dabei. Zum Beispiel hatten wir jetzt Kontakt mit den Grünen in Geretsried, und dort waren auch Vertreter aus Tölz dabei. Wir versuchen, lokal was zu ändern, aber ganz wichtig ist eine globale Veränderung, weil manche Punkte einfach besser umsetzbar sind, wenn es eine gemeinsame Richtlinie gibt. Sonst macht es jede Stadt anders und manche machen viel und andere gar nichts.

Nick: Unsere Forderungen gehen natürlich an die Regierung, aber eben auch an Behörden und Planer von Gebäuden und Schulen oder an Konzerne.

Führt ihr selbst ein klimafreundliches Leben in eurem Alltag?

Lukas: Ich glaube, jeder von uns macht in seinem persönlichen Leben etwas. Ich bin zum Beispiel Vegetarier geworden, weil unsere CO₂-Emissionen und vor allem auch die Treibhausgase wie Lachgas und Methan durch die Viehwirtschaft entstehen und wir da extrem viel Handlungspotenzial haben. Das ist einer der wenigen Punkte, die man durch sein eigenes Konsumverhalten stark beeinflussen kann.

Nick: Also, ich heize zum Beispiel nicht mehr und dusche nicht mehr warm. Ich finde nur, größere Veränderungen kann man als Einzelperson nicht bewirken. So etwas muss man flächendeckend organisieren.

Es ist Aufgabe der Politik?

Lukas: Man muss auf jeden Fall etwas am eigenen Verhalten ändern, aber die Politik hat am meisten Macht und Möglichkeiten für Veränderung. Ich als Konsument kann nur das nehmen, was es auf dem Markt schon gibt.

Nick: Und es wird einem nicht leicht gemacht, beispielsweise durch das Greenwashing vieler Produkte. Die Politik hat einen Einfluss darauf, wie die Konzerne die Dinge angehen.

Ist es nicht so, dass wir in einer Demokratie leben und "die" Politik eigentlich von den Bürgern gemacht wird?

Nick: Deshalb machen wir auf das Thema aufmerksam.

Lukas: Wir wollen die Leute informieren und sie dazu bringen, sich selbst zu informieren. Und außerdem ist klimafreundliches Leben in unserem System teilweise ein Privileg, nicht jeder Mensch kann sich das leisten. Es ist manchmal günstiger, Fleisch zu kaufen als Gemüse. Dadurch gibt man nicht jedem Menschen die Möglichkeit, so zu leben, wie es gut wäre.

Wie kommt das Thema Klimaschutz bei euren Mitschüler an?

Lukas: Es gibt so 70 Prozent "heimliche Unterstützer". Rund zehn Prozent machen auch selbst was und gehen auf die Demos. Und die anderen haben die Einstellung: "Ich ändere mein Leben nicht."

Nick: Die meisten sind generell dafür, weil es eigentlich etwas Selbstverständliches ist, dass man unseren Planeten so behandelt, dass man weiterhin auf ihm leben kann. Aber viele sind entweder nicht gut informiert, oder es ist ihnen egal.

Lukas: Klimaschutz wird aber immer mehr zum Thema. Durch uns reden auch manche Lehrer darüber oder integrieren das Thema in den Unterricht. Ich durfte zum Beispiel schon zweimal im Unterricht eine Rede, die ich für die Demos vorbereitet hatte, halten. Das ist total cool, weil ich 30 Schüler habe, die mir zuhören und die ich überzeugen kann. Und wir gründen an der Schule gerade auch eine Umwelt-AG.

Nick: Viele Lehrer sagen inoffiziell: "Macht das!" Bei uns gibt's momentan eine Art Nachsitzen, wo die Schüler sich Gedanken zum Thema Umweltschutz machen und wie man mit dem Thema Schulstreik umgeht. Das finde ich gut, wenn man sagt: Ja, ihr wollt euch für den Klimaschutz einsetzen, dann zeigt auch, dass ihr etwas dafür leisten könnt.

Was sagt ihr zum Vorwurf des Schwänzens?

Lukas: Mich regt es persönlich total auf, dass immer nur über das Schulschwänzen gesprochen wird. Es wird nicht auf das eigentliche Thema eingegangen, dass wir das Klima schützen müssen. Man sollte darüber reden, warum wir schwänzen. Wir haben ja einen wichtigen Grund dafür.

Würde es der Sache mehr dienen, wenn die Proteste außerhalb der Schulzeit stattfänden?

Nick: Im Plenum war die Meinung, das würde keine Aufmerksamkeit bekommen.

Lukas: Wir haben als Schüler ein direktes Druckmittel gegenüber der Politik und dem Kultusministerium. Als Arbeitnehmer kann man nur gegenüber dem Arbeitgeber streiken. Da sind wir im Vorteil. Würden wir die Streiks nachmittags machen, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir "ausgesessen" werden.

Internet: http://fffbadtoelz.firewall-gateway.de/

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