Skifahren in Lenggries:Neue Zugkraft am Brauneck

Neue Schrödelsteinbahn am Brauneck Lenggries

Sehr viel Geld haben die Liftbetreiber am Lenggrieser Hausberg für die Schrödelsteinbahn mit Sechsersesseln samt Beschneiungsanlagen ausgegeben. Pro Stunde kommen so 2400 Personen im Finstermünzkessel in dreieinhalb Minuten von 1200 auf 1500 Höhenmeter.

(Foto: Benjamin Engel/oh)

In die neuen Schrödelsteinbahn am Lenggrieser Hausberg haben die Liftbetreiber zehn Millionen Euro investiert. Zur Pressekonferenz des "Alpen plus"-Verbunds betonen sie auch die Vorzüge öffentlicher Anreise

Von Benjamin Engel

Den Tipp von Markus Söder (CSU) wollen sich die Skigebietsbetreiber im "Alpen plus"-Verbund zunutze machen: Im österreichischen Tirol sollen nämlich weiterhin umfangreiche Fahrverbote für den Ausweichverkehr gelten. Deswegen riet der bayerische Ministerpräsident, für einen schönen Winterurlaub lieber im Freistaat zu buchen. Dort werben die vier oberbayerischen Partner von "Alpen plus", zu denen auch das Brauneck zählt, mit dem Slogan "Skifahren Dahoam" und fühlen sich gut aufgestellt. Besonders weil am Lenggrieser Hausberg die neue Schrödelsteinbahn fast fertig ist und zur neuen Wintersaison in Betrieb gehen kann.

Am Brauneck haben damit die Verbundpartner heuer am meisten investiert. Daher hatten die Partner von "Alpen plus" am Donnerstag ins dortige Panoramarestaurant eingeladen. Um die zehn Millionen Euro haben die Liftbetreiber am Lenggrieser Hausberg für die Schrödelsteinbahn mit Sechersesseln samt Beschneiungsanlagen ausgegeben. Pro Stunde kommen so 2400 Personen im Finstermünzkessel in dreieinhalb Minuten von 1200 auf 1500 Höhenmeter. Der damit ersetzte, frühere Doppelsessellift, den die Bergbahn-Betreiber Josef Singhammer vor zwei Jahren abkauften, schaffte nur 650 Skifahrer in der gleichen Zeit. "Es braucht niemand mehr anstehen", freute sich Peter Lorenz, Sprecher von "Alpen plus" und Geschäftsführer der Brauneck und Wallbergbahn GmbH. Damit sei das frühere Nadelöhr mit Wartezeiten von 30 bis 45 Minuten zu Mittagszeiten Vergangenheit. Mit der Schrödelsteinbahn - benannt nach dem gleichnamigen Felsen bei der Bergstation - könne auch auf den Schlepper am Bayernhang verzichtet werden.

Nach fünf Monaten Bauzeit ist die neue Liftanlage am Brauneck fast fertig. Derzeit prüft der TÜV die Leistungs- und Funktionsfähigkeit der Sicherheitseinrichtungen, deren Statik und die Geologie. Mit Betriebsstart im Dezember sitzen die Wintersportler auf beheizten Polstern. Herunterklappbare Hauben schützen vor Wind und Wetter. Die Schließbügel verriegeln sich beim Ein- und Aussteigen automatisch. Ein höhenverstellbares Förderband soll das Zusteigen vor allem für Kinder erleichtern.

Dem Vorwurf, am Berg nur größer, höher und weiter zu bauen, wollen die Betreiber entgegentreten. "Wir wünschen uns eine sachliche Diskussion", sagte Antonia Asenstorfer. Laut der Sprecherin der Brauneck- und Wallbergbahnen sei durch die Schrödelsteinbahn kein zusätzlicher Lift entstanden. Die Trasse folge der des alten Doppelsessellifts, weswegen auch keine neuen Flächen gerodet wurden.

Für den Bau haben bis zu 12,5 Tonnen schwere Laster das Material über eine etwa drei Kilometer lange Forststraße von Wegscheid bis zum Finstermünzekessel transportiert. Von dort überbrückte eine Materialseilbahn steiles Gelände. Nach der Hauptabfahrt an der Schrödelsteinbahn soll die Beschneiung von zwei weiteren Pisten dort in den kommenden Jahren folgen. "Zu 90 Prozent sind dann das vordere und hintere Brauneck beschneit", sagte "Alpen plus"-Sprecher Lorenz.

Mit ihren Mobilitätsangeboten sehen sich die Verbund-Partner - Brauneck, Wallberg, Spitzingsee und Sudelfeld - als Vorreiter. Asenstorfer wies auf das Kombiticket hin, bei dem die "Alpen plus"-Gebiete und die Bayerische Oberlandbahn seit mehr als 15 Jahren kooperierten. Das Angebot mit dem Zug und dem öffentlichen Bus direkt an die Talstationen zu kommen, hätten zur Saison 2014/15 knapp 4000 Wintersportler genutzt. Im vergangen Winter seien es 5000 Personen gewesen. Das klinge zwar nach nicht so viel, sagte Asenstorfer. Doch sei zu bedenken, dass manche Gruppen für die Anreise auch das Bayern-Ticket nutzten.

Im Eigeninteresse der Bergbahn-Betreiber sah Ulrike Pröbstl von der Universität für Bodenkultur in Wien auch mehr Anstrengungen für öffentliche Mobilitätskonzepte. Gerade in Großstädten hätten viele schon heutzutage kein eigenes Auto mehr. Die Hauptbelastung bei Skiaktivitäten entstehe durch die Anreise. Das könnten sich zentrennahe Skigebiete wie im Oberland zunutze machen. Verdächtigungen, etwa dass Pistenraupen den Boden besonders stark verdichteten, sollten sie aber richtig stellen.

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