Schlehwerk:Kleine Whisky-Destillerie

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Schlehdorf billigt abgespeckte Version der Manufaktur

Von Klaus Schieder, Schlehdorf

Schlehdorf ist bekannt für sein eindrucksvolles Kloster, für sein Landschaftsidyll mit Kühen, Wiesen und Bergpanorama. Nun könnte noch ein anderes Markenzeichen hinzukommen: Der Geschäftsmann Christian Heinrich aus Iffeldorf will in der kleinen Gemeinde am Kochelsee eine Getreidemanufaktur mit Whisky-Destillerie bauen. Schon seit drei Jahren, als er das Projekt erstmals in der Bürgerversammlung vorstellte, bastelt er mit dem Architekten Edgar Wittemann an den Plänen für das sogenannte "Schlehwerk". Von der großen Version, die der Gemeinderat voriges Jahr abgelehnt hat, ist nun nicht mehr viel übrig geblieben. In der Sitzung am Donnerstagabend gab das Gremium aber seine grundsätzliche Zustimmung zu einer abgespeckten Variante der ungewöhnlichen Manufaktur.

Im Schlehwerk sollen unverfälschte, lokal angebaute Getreidesorten zu hochwertigen Produkten wie Brot, Bier und Whisky verarbeitet werden. Dieser Prozess soll offen und für Besucher erlebbar sein. Geplant war deshalb zuerst ein Bauwerk mit drei Etagen über und zwei Geschossen unter der Erde. Neben der Getreideveredelung, der Bierbrauerei und der Whisky-Destillerie sollten darin auch ein Laden, eine Bäckerei, eine Café, ein Bistro, Räume für Seminare, Zimmer für Übernachtungsgäste und ein Besucherzentrum unterkommen. Sogar eine Kapelle und ein Museum mit Apparaturen zum Bierbrauen und zum Destillieren von Whisky waren vorgesehen. Im Spätherbst 2018 gingen die Pläne vollends ins Große: Nicht weniger als 60 Gäste sollten im "Schlehwerk" übernachten können, hinzu kam auch noch eine Käserei. Die Parkplätze sollten in einer Tiefgarage geschaffen werden.

Für die Gemeinderäte war all das überdimensioniert, weshalb sie das Vorhaben in dieser Form ablehnten. Nicht zuletzt deshalb, weil sie dadurch eine starke Konkurrenz für den örtlichen Einzelhandel und andere Betriebe befürchteten. Allerdings verschlossen sie sich dem Vorhaben nicht ganz. Sie änderten sogar den vorhabenbezogenen Bebauungsplan und erlaubten zum Beispiel den Lebensmittel-Einzelhandel im Gewerbegebiet Breiten, wo das Schlehwerk entstehen soll. Für die Sitzung am Donnerstag legte Investor Heinrich nun Skizzen für eine deutlich gestraffte Getreidemanufaktur samt Whisky-Destillerie vor und wollte von den Gemeinderäten wissen, ob er dafür grundsätzlich mit einem Plazet rechnen könne.

Kapelle und Museum gestrichen

Das neue Schlehwerk soll demnach nur mehr aus einem doppelkreuzförmigen Bauwerk mit zwei Geschossen, einem Dachgeschoss und einem Untergeschoss bestehen. Im Souterrain soll die Produktion vonstatten gehen: die Getreideveredelung, das Bierbrauen, das Destillieren von Whisky. Ansonsten sind von den ursprünglichen Plänen das Besucherzentrum, eine Gastronomie, die Seminarräume, der Shop und die Bäckerei übrig geblieben. Eine Kapelle, ein Museum, eine Käserei und die Übernachtungsmöglichkeiten wurden gestrichen - ebenso eine Tiefgarage. 37 Parkplätze sollen jetzt oberirdisch neben dem Gebäude zur Straße hin angeordnet werden. "Das ist relativ stark eingedampft", merkte Bürgermeister Stefan Jocher an.

Das prinzipielle Ja zu den neuen Plänen fürs Schlehwerk bedeutet allerdings nicht, das die Gemeinde künftig alles durchwinken wird. Darauf wies der Bürgermeister hin. "Wir behalten uns vor, genau zu prüfen, wenn uns etwas nicht gefällt." Außerdem verpflichteten die Räte den Investor dazu, sein Sortiment im Shop und in der Bäckerei mit dem Dorfladen in Schlehdorf abzustimmen.

Nicht so ganz glücklich mit dem Vorhaben zeigte sich Zweiter Bürgermeister Werner Mest. Ihn plagen Bedenken wegen des zusätzlichen Verkehrs durch die Manufaktur. Schlehdorf schaffe sich damit schließlich einen Publikumsmagneten, sagte er. Dem widersprach Bürgermeister Jocher. "Da ist viel Spekulation dabei", erwiderte er.

www.schlehwerk.de

© SZ vom 10.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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