Schlehdorf:Mädchenrealschule öffnet sich für Buben

"Man muss sich auch auf Veränderungen einlassen". 78 Prozent der Eltern plädieren dafür, dass vom Unterrichtsjahr 2014/15 an Jungen in die Lehreinrichtung aufgenommen werden.

Johann Fährmann

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Präsentierten das Ergebnis der Befragung: die Elternbeiratsvorsitzende Heidi Hofmann und Rektor Manfred Ilitz. Künftig soll die Schule auch für Buben offenstehen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Manfred Ilitz sitzt hinter zwei Papierstapeln von sehr unterschiedlicher Höhe und lächelt zufrieden. Vor dem Schulleiter der Schlehdorfer Mädchenrealschule liegen ausgezählte Stimmzettel. Mit denen stimmten die Eltern der 372 Schülerinnen darüber ab, ob ab kommendem Schuljahr auch Buben die Realschule St. Immaculata besuchen dürfen. 284 Stimmzettel liegen auf dem rechten Stapel. Es ist der mit den Ja-Stimmen.

Mit 78 Prozent fällt die Entscheidung sehr deutlich für die Veränderung aus. "Das positive Interesse, das wir gespürt haben, schlägt sich auch in der überwältigenden Wahlbeteiligung nieder", sagt Sandra Krump, Leiterin des Ressorts Bildung im Erzbischöflichen Ordinariat. Denn fast 98 Prozent der möglichen Stimmen wurden abgegeben. Vereinbart war, dass die Entscheidung nur dann gilt, wenn mindestens 40 Prozent Wahlbeteiligung erreicht werden.

Wichtig sei stets gewesen, dass die Entscheidung Rückhalt habe. "Die Schule braucht die Sicherheit, dass sie in ihrer weiteren Entwicklung die volle Unterstützung der Eltern hat", sagte Sandra Krump. Deshalb sehe die Erzdiözese die Ergebnisse als bindend an und werde sie auch umsetzen. Die Verantwortlichen bezeichneten die Entscheidung als sehr guten Schritt und als Grundstein für die Zukunft der Schule.

Die Buben dürfen im Schuljahr 2014/2015 in die fünften Klassen der Realschule aufgenommen werden. "Die Mädchen, die bisher für eine Mädchenschule gekommen sind, haben auch weiterhin nur mit Mädchen Unterricht", sagte Heidi Hofmann. Es werde nach der Anmeldung noch entschieden, ob die Jungen eine eigene Klasse bilden oder auf bestehende aufgeteilt werden. "Aber man muss sich auch auf Veränderungen einlassen. Warum sollten nur Mädchen unsere Schule besuchen dürfen? Alle Eltern sollen die Möglichkeit haben zu entscheiden, dass ihre Kinder auf unsere Schule gehen."

Zwar gibt die Schule ihr bisheriges Alleinstellungsmerkmal als reine Mädchenschule mit der Entscheidung auf. Das Besondere an St. Immaculata sei aber auch das pädagogische Konzept mit Wissensvermittlung, christlicher Werteerziehung und Persönlichkeitsbildung sowie dem katholischen Träger, sagt Krump. Ilitz sieht in der Veränderung auch eine neue Besonderheit der Schule: "Es freut mich, dass wir als einzige kirchliche Schule für Knaben im Landkreis weiterhin etwas Besonderes sind."

Auslöser der Debatte um die Realschule war der absehbare Schülerinnenmangel. Die Diözese plante deshalb, die Schule zu schließen. Derzeit wird der Schulbetrieb in Schlehdorf nur probeweise weiter geführt. Damit er aufrecht erhalten wird, müssen pro Schuljahr mindestens 50 Schüler angemeldet werden.

Der Unterricht läuft mit zwei Klassen pro Jahrgangsstufe. "Diese Zweizügigkeit war unsere Hauptsorge. Jetzt hoffen wir auf stabile Verhältnisse", sagt Kramp. Die Ordensschwestern hätten bereits beim Umbau in den 90er Jahren an zusätzliche Toilettenanlagen gedacht, sagte Hofmann. Thorsten Kaiser, Mitglied des Elternbeirats und Vater einer Schülerin, sieht in der Neuerung jedoch die Gefahr, dass sich das Einzugsgebiet verkleinert, sollten nun mehr Schüler kommen wollen, als in zwei Klassen pro Jahrgang aufgenommen werden können: "Wir haben hier eine sehr gute, kleine Schule mit sehr gutem Ruf. Es wäre schade, wenn man Schüler abweisen müsste."

Schade fände das auch Schulleiter Ilitz, er betont aber, dass man sich an die Anweisung des Ordinariats zur Zweizügigkeit halten werde. Zudem seien für zusätzliche Klassen weder die notwendigen Lehrer noch die Klassenzimmer vorhanden. Nach der Entscheidung gehe es nun darum, die Zweizügigkeit zu sichern.

Im Laufe der Zeit sei auch unter den Schülerinnen die Zustimmung für die Idee gestiegen. "Je älter die Schülerinnen sind, desto eher können sie es sich vorstellen, gemeinsam mit Jungen unterrichtet zu werden", sagt Ilitz. Die Schülerinnen erfuhren von ihren Lehrern vom Abstimmungsergebnis, die laut Ilitz das Ergebnis positiv aufgenommen haben.

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